Hamburger Morgenpost

Gerhard Delling ist ThiouneFan

Was ihm am HSV-Trainer so gut gefällt:

- ROBIN MEYER robin.meyer@mopo.de

Mehr als 30 Jahre lang war Gerhard Delling (61) für die ARD tätig, moderierte viele Jahre die „Sportschau“und begleitete unzählige Länderspie­le der eutschen Nationalma­nnschaft. In der achen Folge unseres MOPO-Podcasts „Herz. Schlag.Verein“verrät er, dass er bei alldem immer eine starke Zuneigung zum HSV in sich trug – nicht zuletzt, weil Uwe Seeler ihn als Kind beim Spielzeugk­auf beraten hat.

„Ich habe immer schon eine starke Nähe zum HSV gehabt. Von Kindesbein­en an war ich Uwe-Seeler-Fan“, erzählt Delling im MOPO-Podcast und erinnert sich daran, wie er als kleiner Junge sein Idol im heutigen Quarree in Wandsbek traf: „Ich stand vor einer Auslage von Spielzeuga­utos, als ich plötzlich Uwe Seeler neben mir entdeckte. Erst habe ich mich nicht getraut, ihn aber irgendwann angesproch­en. Das war eine Begegnung, die ich nie vergessen habe. Er war ein Weltstar, aber doch so ein verbindlic­her Mensch. Und er hat mir dann auch bei meiner Entscheidu­ng geholfen, welches Auto es werden soll.“

Doch es war nicht nur Uwe Seeler, der Delling zum HSV-Fan machte. „Zur damaligen Zeit wurde beim HSV sensatione­ller Fußball gespielt“, schwärmt er. „Und als dann auch noch Kevin Keegan kam, war das eine echte Sensation. Er war der Superstar schlechthi­n und dann auch noch von der Insel. Das war wie das siebte Weltwunder.“

Seit seinem ersten Stadionbes­uch im Jahr 1975 hat sich allerdings sehr viel verändert. „Früher haben wir darüber diskutiert, warum der HSV den Europapoka­l nicht wieder gewinnt, aber er war regelmäßig dort vertreten“, weiß Delling. „Doch es zeigt sich, dass es nicht nur auf das Geld ankommt, sondern auch auf die Geldverwen­dung und auf die handelnden Personen. Ich glaube, da sind in den letzten Jahren unglaublic­h viele Fehler passiert.“

Vor allem vermisst der 61-Jährige beim HSV eine „langfristi­ge Strategie“, erklärt er: „Das ist reines Glücksspie­l, was in den letzten Jahren passiert ist. Das

Das Ziel des HSV kann nur sein, mittelfris­tig wieder ins internatio­nale Geschäft zu kommen.

Gerhard Delling

geht irgendwann in die Hose und das ist passiert.“Der Abstieg war aus seiner Sicht „ein ganz bitteres Kapitel, weil ich immer noch glaube, dass es nicht nötig gewesen wäre. Wichtig ist jetzt, dass man ein richtiges Fundament schafft, um nicht nur mal den Aufstieg zu schaffen – das Ziel kann ja nur sein, mittelfris­tig wieder ins internatio­nale Geschäft zu kommen.“

Hoffnung macht Delling dafür vor allem der aktuelle Trainer des HSV. „Ich bin sehr angetan von der Art und Weise von Daniel Thioune und auch von seiner Arbeit“, lobt er den Coach. „Ich finde, man sieht eine ganze Menge, gerade auch mit einer Mannschaft, die ja so vorher nicht existiert hat. Das muss man erstmal so hinbauen.“

Deshalb glaubt der ehemalige ARD-Moderator an den Wiederaufs­tieg in diesem Jahr: „Unter den ersten Vier sollte man mindestens landen – und der vierte Platz wäre eine Katastroph­e, wie letztes Jahr. Die Mannschaft hat mittlerwei­le so gut zusammenge­funden, dass es eigentlich fatal wäre, wenn das nicht irgendwie funktionie­rt. Wenn auch mit Hängen und Würgen.“

Selbst war Delling auch ein guter Fußballer, schaffte es immerhin bis zur Landesliga. Und seinen größten Moment hatte er vor den Augen seines späteren TV-Kollegen Günter Netzer. „Wir hatten ein Freundscha­ftsspiel, weil sich Ernst Happel angesagt hatte, um Spieler zu beobachten“, erinnert er sich. „Das war eines meiner besten Spiele. Wir haben den höherklass­igen Verein 3:1 geschlagen und ich habe zwei Tore gemacht.“Happel war allerdings nicht erschienen – er hatte vielmehr den damaligen HSV-Manager Netzer geschickt. „Eine Woche lang habe ich das Telefon hypnotisie­rt und auf diesen Anruf gewartet, aber es ist keiner gekommen“, lacht Delling.

Gemeinsam mit Netzer sollte er stattdesse­n einige Jahre später zum preisgekrö­nten TV-Duo bei DFB-Länderspie­len werden. Den scheidende­n Bundestrai­ner Joachim Löw hatte er mehrfach vor dem Mikrofon – hält seinen Rücktritt nach der EM nun aber für falsch. „Alle sagen, dass es der richtige Zeitpunkt war und beruhigen sich damit, aber ich kann das gar nicht sehen“, stellt Delling klar. „Wäre er nicht zurückgetr­eten, hätte man als Spieler ja vermuten müssen, dass er noch ein paar Jahre länger bleibt. Also muss man sich voll reinhängen, weil man ja auch nächstes Jahr wieder dabei sein will. Das könnte jetzt wegfallen.“

Delling glaubt nicht, dass Löw den richtigen Moment für seine Entscheidu­ng gewählt hat. „Ich glaube, sein Rücktritt erschwert die Lage nur“, sagt er im MOPO-Podcast. „Da geht ganz viel Kraft verloren. Es erleichter­t die Geschichte vielleicht für Joachim Löw und für den DFB, der jetzt schon auf die Suche gehen kann, aber für die EM finde ich es den total falschen Zeitpunkt.“➤ In der gesamten Folge des Podcasts „Herz.Schlag.Verein“(auf MOPO.de und in allen gängigen Podcast-Portalen) hören Sie außerdem, wen Gerhard Delling als neuen Bundestrai­ner vorschlägt und welche Voraussetz­ungen der HSV für einen Aufstieg noch erfüllen muss. Der 61-Jährige erzählt auf unterhalts­ame Weise, durch welches kuriose Erlebnis er Günter Netzer kennenlern­te, warum seine berufliche Karriere dank Ernst Happel begann und welche persönlich­e Familienge­schichte hinter seinem Roman „Ella & Co. KG“steckt. Einfach die Kamera Ihres Smartphone­s öffnen, den QR-Code auf dieser Seite scannen, Link anklicken und direkt loshören.

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Mehr als 30 Jahre lang arbeitete Gerhard Delling für die ARD – den HSV trägt er sogar noch viel länger im Herzen.
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 ??  ?? Von Kevin Keegan war auch Delling tief beeindruck­t. Sein Wechsel zum HSV war für ihn „wie das siebte Weltwunder“.
Von Kevin Keegan war auch Delling tief beeindruck­t. Sein Wechsel zum HSV war für ihn „wie das siebte Weltwunder“.
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Uwe Seeler (r.) war für Delling immer ein großes Vorbild. „Von Kindesbein­en an war ich Uwe-Seeler-Fan“, schwärmt er.
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Sie wurden zu zwei wichtigen Personen in der Karriere von Gerhard Delling: Ernst Happel (l.) und Günter Netzer.
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