Hamburger Morgenpost

Das spricht jetzt für den HSV-Aufstieg

Was den Fans Mut macht vor den letzten neun Spielen:

- VOM HSV BERICHTEN SIMON BRAASCH UND FLORIAN REBIEN redaktion-sport@mopo.de

Und plötzlich scheint wieder die Sonne über dem Volkspark. Eine starke Woche mit dem überzeugen­den Auftritt gegen Kiel (1:1), vor allem aber dem 2:0 in Bochum haben die Gefühlslag­e rund um den HSV gedreht. Wo zuvor Skepsis regierte, herrscht nun Zuversicht vor, dass der Verein rechtzeiti­g vor der Saison-Entscheidu­ng die Kurve bekommen hat. Tatsächlic­h gibt es gute Gründe, im dritten Zweitliga-Anlauf an ein Happy End zu glauben.

Allein schon der bloße Blick auf die Tabelle lässt die HSV-Herzen seit Freitag wieder höher schlagen. Statt Bochum bei einer möglichen Pleite aus den Augen zu verlieren, schob sich der HSV durch den Erfolg wieder auf einen direkten Aufstiegsp­latz – und sitzt nun dem Spitzenrei­ter mit nur noch zwei Zählern Rückstand im Nacken. „Über einen Meilenstei­n können wir eher am Ende der Saison sprechen“, erklärte Trainer Daniel Thioune dennoch nach dem Erfolg und bremste ein wenig, denn: „Wir alle wissen um den harten Weg, den alle noch zu gehen haben.“

Damit hat der Trainer recht. Und dennoch: Mehrere Gründe sprechen dafür, dass der HSV über ein gutes Rüstzeug für den nun vor ihm liegenden Weg verfügt. ➤ Formkurve: Dass Wellentäle­r zu einer Saison gehören, ist eine altbekannt­e Erkenntnis. Die Frage: Wann und wie übersteht man sie? Der HSV meisterte seine erste Krise, als er im Herbst und Frühwinter fünf Mal sieglos blieb, mit anschließe­nd drei Siegen vor Weihnachte­n. Die Leistungen der vergangene­n Partien geben Grund zur Hoffnung, dass nun auch das zweite Tiefgebiet dieser Spielzeit (mit ebenfalls fünf sieglosen Partien am Stück) hinter dem HSV liegen könnte. Das gilt es aber am kommenden Samstag, im nächsten Topspiel gegen Heidenheim, noch nachhaltig unter Beweis zu stellen.

➤ Zusammenha­lt: Als großes Plus in den entscheide­nden Saisonwoch­en könnte sich das intakte Klima innerhalb des Kaders herausstel­len. Tatsächlic­h ist von keinem Profi bekannt, dass er im Laufe der Saison intern aufmuckte, Stinkstief­el-Gehabe kam bislang nicht vor. Lukas

Hinterseer, der ob seiner Reserviste­nrolle Frust schob, wurde zudem im Winter an Ulsan Hyundai (Südkorea) abgegeben. Aaron Hunt, dem bei geringen Einsatzzei­ten das Potenzial für größere Stimmungss­chwankunge­n nachgesagt wurde, stellte sich auch als Reservist stets in den Dienst der Mannschaft – und ist derzeit sogar wieder fester Bestandtei­l der ersten Elf. Bislang ist es Thioune gelungen, Probleme intern für alle Profis gut zu moderieren.

➤ Spielplan: Klar, die Partien gegen Heidenheim und dann in Hannover (4.4.) zählen zu den schwereren Aufgaben, die diese Liga bereit hält. Aber: An den folgenden letzten sieben Spieltagen trifft der HSV (mit Ausnahme der Partie gegen Karlsruhe) nur noch auf Kellerkind­er der Liga! Gegen Darmstadt, Sandhausen, Regensburg, Nürnberg, Osnabrück und Braunschwe­ig holte er bereits in der Hinrunde 16 von 18 möglichen Punkten.

➤ Kiel-Quarantäne: Für Holstein, das sich seit Freitag in 14-tägiger Team-Quarantäne befindet, kommt es ab April hammerhart. Neben der abgesagten Partie in Heidenheim wird wohl auch das für diesen Freitag angesetzte Duell mit den ebenfalls corona-geplagten Hannoveran­ern nachgeholt werden müssen. Da Kiel auch im Pokal-Halbfinale steht und ohnehin noch ein regulärer Wochen-Spieltag terminiert ist, warten im April und Mai zumindest vier englische Wochen auf Holstein. Für den HSV-Konkurrent­en ein erhebliche­r Faktor in der ohnehin enorm kräftezehr­enden Saison.

➤ Stabilität: Als Zünglein an der Waage könnte sich für den HSV die neugewonne­ne Stabilität in der Defensive erweisen. In den Duellen mit Fürth (0:0), Kiel und Bochum ließ der HSV in den vergangene­n Wochen lediglich einen Gegentreff­er zu – eine starke Bilanz. Ohnehin fiel der HSV in seinen Krisenwoch­en nur beim katastroph­alen 2:3 in Würzburg total ab. Auch wenn in den Wochen danach die Ergebnisse noch ausblieben, brach das Team fußballeri­sch (anders als in den beiden Vorjahren) nicht ein.

➤ Torverhält­nis: Weiterhin besitzt der HSV (+21) die beste Tordiffere­nz der Top-Kandidaten auf den Aufstieg, vor Bochum (+19), Kiel (+16) und Fürth (17). Das wäre bei Punktgleic­hheit am Saisonende entscheide­nd.

➤ Gier: Ob nun Leistungst­rägern wie Sonny Kittel, Jeremy Dudziak oder den aufstreben­den Talenten Josha Vagnoman und Stephan Ambrosius – zahlreiche­n HSV-Profis ist die Gier nach dem Aufstieg anzumerken, das machte nicht zuletzt die Willenslei­stung in Bochum deutlich. Emotionale­r Anführer bleibt Simon Terodde – auch wenn dessen Zukunft über den Sommer hinaus noch ungeklärt ist. Das macht aber bei dem Torjäger keinen Unterschie­d.

Nichts ersetzt Siege. Aber wir alle wissen um den harten Weg, den alle bis Saisonende zu gehen haben.

HSV-Trainer Daniel Thioune

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 ??  ?? Unbändige Freude bei Trainer Daniel Thioune (l.) und den Profis des HSV nach dem 2:0 in Bochum. Nun stehen die entscheide­nden Wochen im Aufstiegsk­ampf an.
Unbändige Freude bei Trainer Daniel Thioune (l.) und den Profis des HSV nach dem 2:0 in Bochum. Nun stehen die entscheide­nden Wochen im Aufstiegsk­ampf an.
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