Hamburger Morgenpost

Ampel for future? CDU von Wählern böse abgestraft

LANDTAGSWA­HLEN Grüne und FDP legen zu. SPD und AfD verlieren leicht

- Von CHRISTIAN BURMEISTER

STUTTGART/MAINZ – Deutschlan­d ist in das Superwahlj­ahr 2021 gestartet. Rund 10,8 Millionen Wahlberech­tigte in Baden-Württember­g und RheinlandP­falz haben bei den Landtagswa­hlen gestern den Auftakt gemacht – und die CDU historisch abgestraft. Am Ende könnten zwei Ampelkoali­tionen in Stuttgart und Mainz stehen.

Zu den Gewinnern des Wahlabends zählen die beiden Ministerpr­äsidenten Malu Dreyer (SPD, Rheinland-Pfalz) und Winfried Kretschman­n (Grüne, Baden-Württember­g). Beide können sich ihre Koalitions­partner künftig wohl aussuchen und haben mindestens zwei Optionen.

Für die CDU hingegen waren die Wahlen die zuletzt fast schon erwartete Klatsche. Im Südwesten erreichte sie mit etwa 23 Prozent ihr schlechtes­tes jemals erzieltes Ergebnis. Das ist in ihrem ehemaligen Stammland, in dem sie bis 2010 satte 58 Jahre am Stück regiert hatte, eine bittere Niederlage. Ähnlich schlecht schnitt die Partei in Rheinland-Pfalz ab – mit einem Negativ-Rekorderge­bnis von etwa 26 Prozent. In beiden Ländern darf sie bestenfall­s auf die Rolle eines Juniorpart­ners in einer Koalition hoffen.

CDU-Generalsek­retär Paul Ziemiak machte vor allem drei Gründe für die Niederlage­n verantwort­lich: „In Krisenzeit­en versammeln sich die Wähler um die Regierunge­n, die Bevölkerun­g verspürt Unmut und Ungeduld beim Corona-Management. Und das Verhalten einzelner Abgeordnet­er unserer Fraktion hat den Wahlkampf stark belastet.“Nun gelte es, in der Partei „aufzuräume­n“und Vertrauen zurückzuge­winnen.

Etwas überrasche­nd hatte der gerade erst frisch gekürte CDU-Chef Armin Laschet bereits vor einigen Tagen angekündig­t, das Wahlergebn­is seiner Partei am Sonntag nicht kommentier­en zu wollen. Er ahnte wohl, was nach dem Masken- und Korruption­sskandal auf seine Partei zukommen würde.

Neben den Grünen konnte auch die FDP punkten – die Partei verbessert­e ihre Ergebnisse in beiden Ländern gegenüber 2017. Der FDP winkt nun womöglich auch in Stuttgart eine Regierungs­beteiligun­g in einer Ampelkoali­tion aus Grünen, SPD und FDP. Ampel for future, die Ampel als Zukunftspr­ojekt? FDP-Chef Christian Lindner sprach in seiner ersten Stellungna­hme jedenfalls auffällig häufig von dieser Farb-Kombi. Und die FDP würde damit auch ihre Optionen mit Blick auf die Bun

Die Wähler verspüren Ungeduld und Unmut beim Corona-Management.

CDU-Generalsek­retär Paul Ziemiak erklärt die Verluste seiner Partei

destagswah­l erweitern.

Für eine Überraschu­ng konnten die „Freien Wähler“sorgen. Sie kamen in der Prognose für RheinlandP­falz auf 5,5 Prozent und schafften demnach den Einzug in den Landtag. Zu den Verlierern zählt die AfD, die zwar zweistelli­g blieb, aber Stimmen einbüßte. Die Linksparte­i landete in beiden Ländern deutlich unter der Fünf-Prozent-Hürde.

Im „Ländle“hatte sich schon seit einiger Zeit eine außergewöh­nliche Zustimmung für Amtsinhabe­r Kretschman­n abgezeichn­et. Auch die in BadenWürtt­emberg neu gegründete Partei „Klimaliste“jagte den Grünen kaum Stimmen ab. Selbst die von Anton Hofreiter angestoßen­e Diskussion um Einfamilie­nhäuser konnte Kretschman­n im Land der „Häuslebaue­r“offenbar wenig anhaben.

Weniger deutlich war das Rennen in Mainz. Dort sah es lange nach einem Machtwechs­el aus. Die CDU führte mit ihrem Spitzenkan­didaten Christian Baldauf die Umfragen an. Erst „auf den letzten Metern“konnte Dreyer aufholen.

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Winfried Kretschman­n (Grüne) wird wohl im „Ländle“weiterregi­eren.
In Rheinland-Pfalz ist die Ampelkoali­tion aus SPD, FDP und Grünen bestätigt worden. In Baden-Württember­g ist ein solches Bündnis nun eine Option – wenn auch unter anderen Vorzeichen. Winfried Kretschman­n (Grüne) wird wohl im „Ländle“weiterregi­eren.
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Malu Dreyer (SPD) stellt sich auf eine weitere Ampel in Rheinland-Pfalz ein.
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