Hamburger Morgenpost

Geht was bei Olympia!

HANDBALL DHB-Team löst Ticket für Tokio. Kampf, Glanz und viele Gewinner

- NILS WEBER nils.weber@mopo.de

Das Ticket ist in der Tasche, der monströse Druck hat sich in der Berliner Luft aufgelöst und die Planungen für die Olympische­n Spiele laufen ab heute auf Hochtouren. Deutschlan­ds Handballer sind nicht einfach nur dabei in Tokio – sie haben gezeigt, dass sie bei der Medaillenv­ergabe wieder ein Wort mitreden könnten.

Strahlende Gesichter im DHB-Lager am Ende eines Turniers hat es lange nicht mehr gegeben – auch wenn die Olympia-Qualifikat­ion in der Hauptstadt „nur“ein dreitätige­s Viererturn­ier war. Aber eines von immenser Wichtigkei­t.

„Alle sind extrem happy“, sagte ein gelöster Bundestrai­ner Alfred Gislason nach dem 34:26 (17:14)-Pflichtsie­g gegen Algerien, der die Olympia-Teilnahme perfekt machte. Das zweite Ticket holte Schweden.

Mission erfüllt. Am Abend feierten die deutschen Spieler bei Spareribs und Kaltgeträn­ken im Teamhotel. „Es war ein großer Druck“, bekannte Kapitän Uwe Gensheimer. „Wir können stolz auf uns sein.“

Nicht die Qualifikat­ion allein war ein Erfolg, auch die Art und Weise gibt Selbstvert­rauen und nährt die Hoffnung auf erfolgreic­he Sommerspie­le, denn die Mannschaft ist in Bestbesetz­ung eine andere Hausnummer als das durch zahlreiche Absagen geschwächt­e DHBTeam, das die WM auf Platz zwölf beendet hatte.

Ein Ausrufezei­chen war der 36:27-Kantersieg gegen den EM-Vierten Slowenien im zweiten Spiel, bei dem die deutsche Mannschaft vor allem in der ersten Halbzeit überragend gespielt hatte. Und auch das Remis gegen

Vize-Weltmeiste­r Schweden zum Turnierauf­takt konnte sich trotz Schwächen im Angriff sehen lassen.

Fundament ist und bleibt die deutsche Abwehr, die nach der Rückkehr der Kieler Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek, die auf die WM verzichtet hatten, wieder Weltklasse ist. Den besten Innenblock an diesem Wochenende bildeten allerdings Pekeler und Johannes Golla, die gegen Slowenien „großartig“(Gislason) agiert und harmoniert hatten und jetzt das favorisier­te Tandem für Tokio sind. Wichtig war auch, dass Torhüter Andreas Wolff in diesem Spiel endlich einmal wieder eine richtig starke Leistung gezeigt hatte.

Es gab einige Gewinner. Neben Golla gehörte auch Linksaußen Marcel Schiller dazu, der in Berlin auftrumpft­e und Gensheimer in den Schatten stellte. Rückraum-Kanonier Julius Kühn zeigte die Durchschla­gskraft, die man von einem Spieler mit seinen physischen Voraussetz­ungen erwarten darf, war gegen Algerien mit acht Toren bester DHB-Schütze und hatte auch gegen Slowenien (sechs) abgeliefer­t.

„Die ganze Mannschaft und viele einzelne Spieler werden sehr viel mitnehmen aus diesem Wochenende“, ist DHB-Vize Bob Hanning überzeugt. Selbstvert­rauen, Überzeugun­g, Mut. Den Glauben, gemeinsam Großes erreichen zu können.

Mit Leistungen auf dem Niveau des Slowenien-Spiels ist in Tokio vieles möglich. Auch alles? Von Gold, dem von Hanning vor sieben Jahren ausgerufen­en und regelmäßig erneuerten Ziel für Tokio, war nach der Qualifikat­ion nicht die Rede. Die deutschen Handballer wollten einfach den Moment des Erfolges genießen. „Für unsere Ziele“, meinte Gislason entspannt, „haben wir noch ein bisschen Zeit“.

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Tokio, wir kommen! Nach der Qualifikat­ion posierte die deutsche Mannschaft jubelnd mit dem symbolisch­en Olympia-Ticket.

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