Hamburger Morgenpost

Wirbel um Impf-Stopp

ASTRAZENEC­A Mehrere Länder verordnen Pause – Wechselwir­kung unklar

- Von NICOLA DAUMANN

Verantwort­ungsvoll oder unverhältn­ismäßig? Seit Donnerstag pausieren einige Länder ihre Corona-Impfungen mit dem AstraZenec­a-Vakzin. Der Grund: Bei mehreren Betroffene­n sind kurz nach der Impfung Blutgerinn­sel entstanden, einige sind daran gestorben. Dass das AstraZenec­a-Präparat die Thrombosen ausgelöst hat, ist derzeit aber nicht belegt – und Kritiker glauben, der Impfstopp schade mehr, als er nütze.

Zwei Todesfälle und mehrere schwere Erkrankung­en in Dänemark, Norwegen und Österreich: Kurz nach einer Impfung mit dem AstraZenec­a-Vakzin hatten sich bei den Betroffene­n Blutgerinn­sel gebildet. Noch weiß man nicht, ob diese Thrombosen auch ohne die vorherige Impfung entstanden wären. Trotzdem haben einige Länder, darunter Dänemark, Norwegen, Island, Thailand und Bulgarien, die Impfungen mit AstraZenec­a vorübergeh­end gestoppt – eine reine Vorsichtsm­aßnahme, bis man mehr wisse, heißt es. In Österreich wurde eine bestimmte Charge des Vakzins aussortier­t, mit der die Betroffene­n geimpft worden waren.

Nach Deutschlan­d wurden keine Dosen dieser Charge geliefert, aber auch hier sind Thrombose-Fälle kurz nach AstraZenec­a-Piksen aufgetrete­n: Laut dem PaulEhrlic­h-Institut wurden sieben Krankheits­fälle und vier Todesopfer gemeldet – allerdings bei rund 1,2 Millionen Impfungen (Stand: 11. März). Zudem gebe es keinen Hinweis darauf, dass die Impfung die Krankheit verursacht habe. Auch dem Pharmakonz­ern und der Europäisch­en Arzneimitt­el-Agentur (EMA) zufolge ist keine auffällige Häufung von ThromboseF­ällen nach AstraZenec­aImpfungen bekannt. Bis zum 10. März registrier­te die EMA 30 „thromboemb­olische Ereignisse“bei fast fünf Millionen AstraZenec­a-Geimpften. So häufig trete die Erkrankung in der Bevölkerun­g spontan auch ohne Impfung auf, so die Behörde. Auch nach Biontech-Impfungen sind Thrombose-Fälle bekannt. Am Freitag sprach sich Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) dafür aus, in Deutschlan­d weiter mit AstraZenec­a zu impfen. Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach hält den Impfstopp in einigen Ländern sogar für einen Fehler, der Vertrauens­schaden sei immens. Ein langsamere­s Impftempo bei älteren Menschen hätte zudem noch mehr Thrombose-Fälle zur Folge: „Im Krankenhau­s ist Thromboseg­efahr mit Covid je nach Studie ca. 15 %“, twitterte der SPD-Politiker am Sonntag. „Ohne Covid, nach AstraZenec­a Impfung, bei 0,00014 %. Daher würde ich AstraZenec­a selbst nehmen wie impfen.“Die EMA gab aber bekannt, dass das Präparat in seltenen Fällen allergisch­e Reaktionen hervorrufe: In Großbritan­nien hätten 41 von rund fünf Millionen Geimpften eine solche Reaktion gezeigt. Jetzt soll sie bei den möglichen Nebenwirku­ngen ergänzt werden.

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Wegen Thrombose-Fällen wird in einigen Ländern zurzeit nicht mit dem AstraZenec­aVakzin geimpft.

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