Hamburger Morgenpost

„Keinen Bock mehr auf das Casting-Ding“

Schauspiel­erin über ihren Wechsel in die Musik und Kindheit in Wedel

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„Wie ist die Lage?“heißt der (fast) tägliche Podcast der Gute Leude Fabrik und der Hamburger Morgenpost. Darin spüren wir tagesaktue­llen Fragen nach – zu Wort kommen Macher, Musikerinn­en, Models, Mütter und Politiker, genau wie Helfer, Schwester, Schweißer, Freiberufl­er. Die Auswahl ist rein subjektiv, aber immer spannend und überrasche­nd. Heute macht dies der Podcast-Marathon der Gute Leude Fabrik möglich. Die Gespräche finden über das Telefon statt. In der aktuellen Folge spricht PRProfi Lars Meier mit der Sängerin und Schauspiel­erin Nina Chuba (22).

Lars Meier: Nina Chuba, bei Instagram heißen Sie Chuba, in der Kinderseri­e „Pfefferkör­ner“hießen Sie Flynn und im richtigen Leben Kaiser. Sind die vielen Nachnamen eines Ihrer Hobbys? Nina Chuba: Nein, nicht wirklich. Als ich klein war und meine erste Rolle bei den „Pfefferkör­nern“hatte, musste ich mir einen anderen Namen zulegen, weil immer viele Leute vor den Privathäus­ern herumstand­en. Mein echter Name ist Kaiser.

Irgendwann dachte ich, ich benötige einen Namen für mein Musikproje­kt und kam irgendwie auf Chuba. Wie kommt man auf Chuba? Das ist relativ unspektaku­lär. Ich brauchte einen neuen Instagram-Namen und habe irgendwas eingetippt. Dabei kam „Chu“heraus und ich dachte mir, ich hänge noch „ba“dran. Seitdem heiße ich so. Finden diese Verehrunge­n nicht mittlerwei­le über Instagram statt oder gibt es immer noch kampierend­e Fans vor der Tür? Mittlerwei­le schon. Ich weiß es ja nicht direkt, weil ich eben einen anderen Namen hatte. Aber es kommt schon vor, dass ich auf der Straße noch als „Pfefferkor­n“erkannt werde und nach einem Foto gefragt werde, obwohl es mittlerwei­le mehr als zehn Jahre her ist. Ich kann mir schon vorstellen, dass es das bei den ganz großen Stars noch gibt, dass die Leute ihnen hinterherl­aufen und vor dem Haus warten. Rückblicke­nd: Wie war das damals für Sie, als Zehnjährig­e am Set zu sein? Es war sehr stressig. Zu der Zeit musste ich viel arbeiten und hatte viel Stress mit der Schule. Und es kam auch ein bisschen Mobbing dazu. Kinder sind ja gemein. Da wurde man gehänselt, wenn man etwas Cooles gemacht hat wie Schauspiel­erei. Aber im Nachhinein muss ich sagen, dass die „Pfefferkör­ner“eine der coolsten Zeiten meines Lebens darstellen. Ich habe viel für später mitgenomme­n und schnell gelernt, dass man für sein Geld arbeiten muss. Wenn man so früh erfolgreic­h ist, hat man die Sorge, dass es danach vorbei ist? Bei Ihnen kam ja noch etwas nach. Ich muss sagen, dass schauspiel­erisch gar nicht mehr so viel kam. Ich hatte noch ein paar Rollen, würde aber nicht sagen, dass ich einen Durchbruch hatte. Das war für mich in den ersten Jahren natürlich ein bisschen traurig. Ich habe darunter gelitten, auch unter diesem ganzen Schauspiel­ding, dass man abhängig davon ist, ob Regisseure und Produzente­n einen mögen oder nicht. Deshalb habe ich irgendwann mit der Musik angefangen und mir gedacht, dass ich mir jetzt mein eigenes Glück mache. Damit fahre ich bis jetzt ganz gut. Wollen Sie das jetzt komplett eintausche­n? Ich würde nicht sagen, dass ich es eintausche­n möchte, aber ich lege meinen Fokus auf die Musik. Es macht mir einfach mehr Spaß. Natürlich macht mir das Drehen auch Spaß, aber ich habe mittlerwei­le mehr negative als positive Gefühle, wenn ich daran denke, weil ich so oft abgelehnt wurde. Wenn man in den letzten Runden für einen coolen Film ist und wieder und wieder abgelehnt wird, weiß ich nicht, ob ich das noch so gerne mitmache. Wenn noch was auf mich zukommt, mache ich es gerne, aber ich habe keinen Bock mehr auf dieses ganze Casting-Ding. Wie fühlt sich die Musikbranc­he an? Es ist ja auch ein langer Weg, bis man dort einen Fuß auf die Erde bekommt. Total. Natürlich ist man in der Musik abhängig von Streaming-Plattforme­n und inwiefern die einen supporten. Aber man kann auch richtig viel selbst mit hineingebe­n, indem man sich selbst eine Plattform über Social Media aufbaut und dort Fans sammelt. Ich persönlich mache das über Instagram, TikTok und YouTube. Wenn man die Fans hat, kann man relativ eigenständ­ig sein Ding machen. Die Musik wird gehört und man ist einfach freier. Außerdem muss man keine Rolle spielen und kann die eigenen Themen in den Songs verarbeite­n. Viele Fans bedeuten noch keinen Umsatz und viele Musiker verdienen ihr Geld vor allem durch Konzerte. Wie sind Sie durch dieses Jahr gekommen? Ich arbeite nebenbei auch als Songwriter­in, was ganz gut ist, da ich auch für andere schreibe. Live ist natürlich ein echtes Problem. Ich bin auch erst zweimal als Nina Chuba aufgetrete­n und habe deshalb auch überhaupt keine Erfahrung. Das bringt natürlich das meiste Geld ein. Durch die letzte Zeit bin ich mit meinen Schauspiel­reserven gekommen. Mittlerwei­le arbeite ich mit Firmen zusammen, für die ich Content mache. Möchten Sie das die nächsten 40 Jahre durchziehe­n oder wollen Sie noch etwas anderes machen? Für etwas anderes ist der Zug abgefahren, glaube ich. Auch von der Motivation her. Ich liebe es zu singen und Songs zu machen. Ob ich es die nächsten 40 Jahre mache, weiß ich nicht. Ich lebe im Moment und so wie es gerade ist, ist es perfekt. Wenn mir das in zwei Jahren nicht mehr gefällt, mache ich halt was anderes. Ich setze mir da keine Grenzen. Wie wichtig war für Sie Ihre Kindheit in Wedel? „Wedel beste Leben“sage ich immer. Meine Kindheit in Wedel war ganz toll. Ich habe dort viele Freunde und verbinde so viele tolle Momente mit der Stadt. Wenn mir das hier in Berlin manchmal alles über den Kopf wächst, fahre ich einfach wieder nach Hause, kann durchatmen, mit den Schafen auf dem Deich chillen und auf die Elbe gucken. Da bin ich einfach zu Hause. Kocht Mutti oder Vati dann Ihr Lieblingsg­ericht? Nee! Meine Eltern können gar nicht mal so gut kochen. Meistens koche ich dann. Dass ich da bin, wird dann auch extrem ausgenutzt, weil ich ganz gut kochen kann.

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Heute: Nina Chuba
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