Hamburger Morgenpost

3500 Bewerber auf 41 Sozialwohn­ungen!

KNAPPHEIT Immobilien­firma über hohe Zahl der Anfragen „erschrocke­n“

- PAULINE REIBE pauline.reibe@mopo.de

In Deutschlan­d geht der Bestand an geförderte­n Sozialwohn­ungen immer weiter zurück. Auch in Hamburg, das als Vorreiter in Sachen Immobilien­politik gilt, mangelt es immer mehr an geförderte­m Wohnraum. Ein aktuelles Beispiel aus der Hansestadt macht dies auf alarmieren­de Weise deutlich.

3500 Bewerbunge­n auf 41 angebotene Sozialwohn­ungen: Mit so einer großen Nachfrage hat die Immobilien­firma Wertgrund für ihr FünfEtagen-Haus in HamburgAll­ermöhe nicht gerechnet.

Denn im Vergleich zu 25 anderen deutschen Städten ist der Sozialwohn­ungs-Anteil in Hamburg mit 14 Prozent (Stand 2019) sogar sehr hoch. Laut einer aktuellen Studie der Bulwienges­a AG liegt die Hansestadt mit 9,9 Sozialwohn­ungen pro 1000 Einwohner als Spitzenrei­ter sogar deutlich über dem Schnitt der untersucht­en Städte (drei Sozialwohn­ungen

pro 1000 Einwohner).

Dennoch schafft auch Hamburg es nicht, der hohen Nachfrage von Menschen mit Wohnberech­tigungssch­einen gerecht zu werden. Den Grund dafür hat Bulwienges­a ebenfalls aufgeschlü­sselt: In den Jahren zwischen 2011 und 2019 hat die Zahl der Sozialwohn­ungsbestän­de in Hamburg stetig abgenommen – insgesamt um ungefähr 18 Prozent. Zugegebene­rmaßen weniger als im Mittel der untersucht­en 26 Städte – dort betrug die Abnahme sogar 21 Prozent.

Doch die Prognosen für die Elbmetropo­le verheißen nichts Gutes: Bis zum Jahr 2030 soll der Sozialwohn­ungsbestan­d in Hamburg noch einmal um zehn Prozent sinken.

„Hamburg weist viel Bauland aus und gilt eigentlich als Leuchtturm in der Immobilien­politik“, sagt Thomas Meyer von der Immobilien­firma Wertgrund. „Dementspre­chend erschrocke­n waren wir, als wir die vielen Anfragen für Allermöhe bekamen und erkannt haben, dass nicht einmal die Hamburger Anstrengun­gen ausreichen, um das Problem zu lösen.“

Laut dem Wertgrund-Vorstandsv­orsitzende­n gehen die Sozialwohn­ungsbestän­de vor allem deshalb zurück, weil viele in den 80er Jahren vereinbart­e Mietpreisb­indungen nun ausliefen und die Eigentümer ihre Wohnungen wieder frei auf dem Markt anbieten könnten.

Gleichzeit­ig würden zu wenig neue Sozialwohn­ungen gebaut. Fatal für die vielen Menschen mit Wohnberech­tigungssch­ein: In Hamburg sind das immerhin 1,3

Prozent der Privathaus­halte, womit die Stadt im Mittelfeld der untersucht­en Städte liegt.

3500 der Betroffene­n hatten sich nun Hoffnung auf eine Wohnung im Wertgrund-Gebäude in Allermöhe gemacht – weit weg vom Zentrum und somit preisgünst­ig für den Mieter (6,40 Euro pro Quadratmet­er), trotzdem gut mit der S-Bahn zu erreichen und mit Versorgung­smöglichke­iten ausgestatt­et.

Wertgrund blieb nichts anderes übrig, als zwischen den Bewerbern auszuwähle­n. „Wir gehen danach, wie groß die Haushalte sind, und schätzen bei persönlich­en Gesprächen ein, ob die Mieter zu dem Objekt passen“, erklärt Meyer die Vorgehensw­eise.

Er hoffe und glaube, dass die Politik die Förderbedi­ngungen für den Sozialwohn­ungsbau verbessern werde – zum Beispiel mit höheren Quoten in der Bauleitpla­nung. München und Hamburg seien hier bereits Vorreiter, so der WertgrundV­orstandsvo­rsitzende.

Nicht einmal die Hamburger Anstrengun­gen reichen aus, um das Problem zu lösen. Thomas Meyer

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Hamburg gilt als „Leuchtturm“in Sachen Sozialwohn­ungsbau – und dennoch reicht das Angebot hier hinten und vorne nicht.
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