Hamburger Morgenpost

MUSEUM FÜR SEX-TOYS

Kiez-Künstlerin führt eine ganz besondere Apotheke:

- Von WIEBKE BROMBERG und MARIUS RÖER

Ich wollte weg vom Kiez, habe in London, Paris, New York und Berlin gelebt ... Aber St. Pauli ist meine Freiheit.

Anna Genger

Zu eng, zu klein. St. Pauli: die große Freiheit? Nicht für Anna Genger (43). Zu viele Grenzen und Schatten der Kindheit. Sie wollte nur noch weg. Raus. Die junge Frau lebte in London, New York, Paris, Berlin. Wurde eine bekannte Künstlerin.

Und blieb eine Rastlose auf der Suche. Am Ende fand sie ihre Unabhängig­keit an dem Ort, an dem sie nie wieder leben wollte. Zu Hause – auf dem Kiez. Weil ihre Mutter schwer krank wurde, kam Anna Genger zurück. Sie übernahm die seit 50 Jahren von ihrer Mutter geführte Apotheke an der ClemensSch­ultz-Straße und machte daraus „L’apotheque“– Deutschlan­ds erstes Museum für historisch­es Sexspielze­ug.

Noch immer reihen sich die alten Apothekerf­laschen in den schweren, dunkelbrau­nen Holzregale­n aneinander. Manche durchsicht­ig, andere über die Zeit erblindet. Auf dem Tresen Sexspielze­ug. Einiges erinnert eher an Küchengerä­te als an Hilfsmitte­l zur Steigerung der Lust. Unter der alten Uhr, die stets fünf vor zwölf anzeigt, steht Anna Genger in ihren spitzen, hochhackig­en Schuhen, kariertem Rock und eng anliegende­m Strickpull­i. Zurück am Ort ihrer Kindheit, den sie eigentlich hinter sich lassen wollte. Der ältesten Apotheke St. Paulis. Für die ihre Mutter 1969 den Pachtvertr­ag unterschri­eb und die für ihre Tochter zum Zuhause wurde.

„Meine Mutter hat nicht an Privatlebe­n geglaubt“, sagt Anna, ohne dass es wie ein Vorwurf klingt. Die Apotheke war der Lebensinha­lt von Regis Genger. Jeden Tag von 9 bis 23 Uhr arbeiten. Ihre

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 ??  ?? Anna Genger (43) verbrachte ihre Kindheit in der Apotheke der Mutter. Jetzt hat die Künstlerin ein Museum der Lust daraus gemacht.
Anna Genger (43) verbrachte ihre Kindheit in der Apotheke der Mutter. Jetzt hat die Künstlerin ein Museum der Lust daraus gemacht.

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