Wagenknecht provoziert die Linke
„Die Selbstgerechten“: Neues Buch bricht mit den wichtigsten Glaubenssätzen der eigenen Partei
BERLIN – Sahra Wagenknecht ist die wohl bekannteste Politikerin der Linken. Nun hat sie ein Buch geschrieben, dass ihre Genossen bereits vor der Veröffentlichung zur Weißglut treibt.
Schon der Titel lässt die Stoßrichtung erahnen: „Die Selbstgerechten“. Wagenknecht meint damit das eigene Lager. Im Netz kursieren bereits Passagen, auf die sich vor allem Linkenpolitiker
stürzen. So kritisiert Wagenknecht, dass ihre Partei „das Augenmerk auf immer kleinere und immer skurrilere Minderheiten“richte, „die ihre Identität jeweils in irgendeiner Marotte finden, durch die sie sich von der Mehrheitsgesellschaft unterscheiden und aus der sie den Anspruch ableiten, Opfer zu sein“. Als Beispiele nennt sie „sexuelle Orientierung, Hautfarbe
und Ethnie“.
„Schlicht empört”, zeigt sich Niema Movassat, Parlamentarischer Geschäftsführer der Linken im Bundestag, ob solcher Aussagen. Dass sein aus dem Iran stammender Vater als Ingenieur in Deutschland keinen Job fand, sei keine „selbst gewählte Opferrolle“gewesen, sondern Rassismus, argumentiert er.
An anderer Stelle verteidigt Wagenknecht AfD-Chef Jörg Meuthen. „Es ist ja richtig, den Anfängen zu wehren. Aber wer den wirtschaftsliberalen Professor einer Verwaltungshochschule verdächtigt, er wolle einen neuen Faschismus in Deutschland einführen, erreicht damit nur, dass Warnungen selbst da, wo sie berechtigt sind, nicht mehr ernst genommen werden“.
Das Buch hält noch eine Reihe weiterer Provokationen bereit. So sieht die 51-Jährige den Grund für die niedrigen Löhne in Deutschland vor allem in der Zuwanderung. Nur diese stelle sicher, dass Arbeitgeber Arbeitsplätze auch weiterhin zu niedrigen Löhnen besetzen könnten, schreibt sie.
Ob die Thesen Wagenknecht schaden, zeigt sich, wenn sie am Wochenende für die NRW-Landesliste der Linken für die Bundestagswahl kandidiert.