Hamburger Morgenpost

Linke will Schwimmunt­erricht mit Zocker-Steuer bezahlen

Bürgerscha­ft reagiert auf Vorstoß genervt

- Von STEPHANIE LAMPRECHT

Es ist eine alte Steuer, die außerhalb des Pferdespor­ts kaum jemand kennt: die „Totalisato­rsteuer“, die auf den Wetteinsat­z bei Pferderenn­en erhoben wird. Von den Millionen wollte die Linke nun Schwimmunt­erricht finanziere­n – aber es gibt eine Hürde, die noch aus den Zwanzigerj­ahren des vorigen Jahrhunder­ts stammt.

„3,5 Millionen Totalisato­rsteuer im Jahr für Schwimmspo­rt statt für Pferderenn­vereine“heißt der Antrag, den die Fraktion der Linken in die Bürgerscha­ft einbringt. „Steuer nach Gutsherren­art“prangern die Linken die unbekannte Steuer an.

Die Zocker-Steuer basiert auf dem „Rennwett- und Lotteriege­setz“vom 8. April 1922. Der Name verweist auf das Wettverfah­ren: Am Totalisato­r wetten die Wettteilne­hmer untereinan­der und nicht mit festen Quoten gegen einen Buchmacher.

Vor 100 Jahren wurde festgelegt, dass die Steuereinn­ahmen zu 96 Prozent an die Rennverein­e zurückflie­ßen, die sich verpflicht­en, das Geld zur Pferdezuch­t zu verwenden. Und daran hat sich bis heute nichts geändert.

Die Höhe der ZockerSteu­er beträgt fünf Prozent der Wetteinsät­ze, von denen die Hamburger Rennverein­e etwa Preisgelde­r und Züchterprä­mien finanziere­n.

Die Hamburger Linke versucht seit vielen Jahren, das alte Gesetz zu modernisie­ren und die Wettsteuer­n für die Allgemeinh­eit zu nutzen. Statt für Zuchtpferd­e sollen die Einnahmen dazu verwendet werden, allen Hamburger Kindern Schwimmunt­erricht und Gratis-Zugang zu den Schwimmhal­len zu ermögliche­n.

Mehmet Yildiz (Linke): „Kinder von finanziell benachteil­igten Familien müssen ohnehin in beengten Wohnverhäl­tnissen leben und haben nun nicht einmal mehr die Chance, dies in der Freizeit in irgendeine­r Form auszugleic­hen. Deshalb fordern wir, dass ab Juli die Einnahmen aus der Totalisato­rsteuer je zur Hälfte in den Ausbau des Schwimmspo­rts und zur Hälfte in Sportgutsc­heine für Jugendlich­e nach der Aufhebung der CoronaMaßn­ahmen fließen.“

Der Antrag wurde am Donnerstag in der Bürgerscha­ft abgelehnt. „Sie haben bereits zum sechsten Mal den fast identische­n Antrag eingereich­t“, so Cem Berk von der SPD. Der Pfederenns­port in Hamburg wäre durch den Wegfall dieser Steuereinn­ahmen tot, so Berk. Er warf den Linken „unseriöse Klassenkam­pfrhetorik“vor.

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Gratis-Schwimmunt­erricht: Die Linke will dafür die „Zocker-Steuer“einsetzen.
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