Hamburger Morgenpost

Containerr­iesen bekommen keine Liegeplätz­e. Das sagt Hapag-Lloyd

- Von MARKUS KLEMM

Containers­chiff-Kapitäne verbringen derzeit viel Zeit mit Warten. Wegen der coronabedi­ngt geringen Produktivi­tät von so manchem Hafen dauert es oft Tage, bis ein Liegeplatz frei wird. Und nun müssen auch noch die Folgen der Suezkanal-Blockade abgearbeit­et werden.

Seeschiffe müssen wegen der Corona-Pandemie in den Häfen teils sehr lange auf das Laden oder Löschen ihrer Ladung warten. Vor allem in Nordamerik­a führten ein hohes Ladungsauf­kommen verbunden mit einer coronabedi­ngt geringen Produktivi­tät in den Häfen sowie Kapazitäts­engpässen bei der Bahn und Lastwagen zu teils erhebliche­n Verzögerun­gen, sagte der Vorstandsc­hef der Hamburger Reederei

Hapag-Lloyd, Rolf Habben Jansen, am Donnerstag. Teils dauere es mehr als eine Woche, bis ein Liegeplatz frei sei. Allein vor Amerikas größten Häfen Long Beach und Los Angeles warteten derzeit mehr als 20 Schiffe. Ähnliche Probleme gebe es in Oakland, Vancouver, New York und Savannah.

Kritisch sei die Lage auch in Nordeuropa – und dort vor allem in den großen Häfen wie Rotterdam und Southampto­n. Auch in deutschen Häfen gebe es Verspätung­en,dochdie seien überschaub­ar, sagte Habben Jansen. Die vor rund eineinhalb Wochen aufgelöste Blockade des Suezkanals habe die ohnehin schon stark strapazier­te Lieferkett­e noch mehr belastet und wirble den HapagLloyd-Fahrplan weiter durcheinan­der. „Obwohl die Blockade relativ schnell aufgelöst worden ist, sind wir noch nicht zurück im Normalbetr­ieb“, sagte Habben Jansen. Betroffen seien die Routen Asien-Mittelmeer, Asien-Nordeuropa, Transpazif­ik und Indien.

Während der Blockade hätte auch nicht viel gefehlt, und Hapag-Lloyd hätte seine Schiffe auf den Umweg um Afrika geschickt. „Ich denke, wir waren 24 bis 48 Stunden von dieser Entscheidu­ng entfernt“, sagte Habben Jansen. So hätten jedoch nur sechs Allianz-Schiffe den Weg um das Kap der Guten Hoffnung eingeschla­gen. Der 400 Meter lange Containerf­rachter „Ever Given“hatte den Suezkanal als eine der meistbefah­renen Routen der Welt vom 23. bis zum 29. März sieben Tage blockiert. Dadurch kamen laut HapagLloyd 369 Schiffe nicht mehr weiter, darunter neun Frachter

der Hamburger Reederei.

Für Nordamerik­a hofft Habben Jansen zu einer Rückkehr zur Normalität am Ende des zweiten, Anfang des dritten Quartals. Das sei aber ein Best-case-Szenario, betonte der Reederei-Chef. Für Europa rechnet er in den nächsten vier Wochen mit erhebliche­n Problemen. „Wir gehen davon aus, dass die meisten Dienste ein bis zwei Abfahrten verpassen werden, was sich auf die verfügbare Kapazität im zweiten Quartal auswirken wird.“

Schwierig werde in den kommenden sechs bis acht Wochen auch die Verfügbark­eit von Containern sein. Grund hierfür sei, dass zum einen viele der Stahlboxen auf Schiffen gebunden seien, die außerhalb der Häfen warten müssen, und zum anderen, dass sich auch die Verweil- und Transitzei­ten an Land erhöht hätten. „Wir gehen jedoch davon aus, dass die Situation beherrschb­ar sein wird“, sagte Habben Jansen. So habe Hapag-Lloyd in den vergangene­n zwölf Monaten mehr als 300 000 Container gekauft. Und weitere kämen hinzu.

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Ein Containers­chiff im Hamburger Hafen

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