Noch gewinnen kann
ZIELE Tabelle, Tore, Rekorde und ein „Titel“: Klassenerhalt ist quasi perfekt, an Motivation mangelt es jedoch nicht „Crocos“gelingt Playoff-Start
Der FC St. Pauli hat einen Lauf und die Mannschaft macht derzeit nicht den Eindruck, als wolle sie den Fuß vom Gaspedal nehmen. Mit 38 Punkten ist der Klassenerhalt zwar praktisch perfekt und der Aufstiegskampf sowieso außer Reichweite. Dennoch gibt es noch kleine Ziele für das derzeit beste Rückrunden-Team der Liga, die Motivation genug sein sollten, um bis zum Saisonende voll durchzuziehen.
Trainer Timo Schultz denkt gar nicht daran, vor dem Auswärtsspiel in Aue öffentlich neue Ziele für den Saisonendspurt zu formulieren. Das ist clever, denn so kann St. Pauli nur noch gewinnen. Auch Sportchef Andreas Bornemann stellt gegenüber der MOPO klar: „Als Verein oder als Gruppe geben wir keine konkrete Zielsetzung wie einen Tabellenplatz oder eine Punktezahl aus.“
Ziellos sind die Kiezkicker aber keineswegs, und auch wenn es nicht mehr um alles geht für St. Pauli, so geht es doch noch um einiges.
➤ Dass St. Pauli nach 27 Spieltagen auf Rang acht steht, hätte im Januar auch Schultz nicht gedacht. Er hält es für möglich, „noch ein, zwei Plätze“zu klettern. Sogar Platz fünf ist angesichts der aktuellen Form nicht illusorisch. Es wäre die beste Abschluss-Platzierung seit Rang vier 2015/16. Das zweitbeste Abschneiden seitdem: Rang sieben (16/17).
➤ 38 Zähler haben die Kiezkicker auf dem Konto, 21 sind noch zu vergeben. St. Paulis Punkte-Rekord seit dem Abstieg aus der Bundesliga 2011 liegt bei 62 Zählern – aufgestellt in der Saison 2011/12 (4. Platz). Diese Marke ist auch rein rechnerisch nicht zu erreichen. Ambitioniert sind die 53 Punkte der Saison 2015/16. Die 50erMarke wäre ein schönes Ziel. Heißt: noch vier Siege.
➤ Den gibt es nicht, klar. Dennoch ist zu hören, dass der eine oder andere Kiezkicker Lust auf diesen „Titel“hat. „Jeder motiviert sich anders“, sagt Bornemann. „Für den einen ist es Ansporn, RückrundenMeister zu werden, für andere, einen möglichst guten Tabellenplatz zu erreichen.“
➤ In der legendären zweiten Halbserie der Saison 2016/17 sammelte St. Pauli 34 Zähler – VereinsRekord. 22 Punkte haben die Kiezkicker in dieser Rückrunde schon geholt. Vier Siege bis zur Einstellung.
➤ In den letzten zehn Jahren hat St. Pauli nur einmal mehr als 50 Tore geschossen: 59 in der Saison 2011/12. Mit derzeit 41 Treffern und einem Tore-Schnitt pro Spiel von 1,5 in der Saison bzw. 1,8 in der Rückrunde wären rein rechnerisch zwischen 51 und 54 Tore drin.
➤ „Ich bin mir sicher, dass sich einzelne Spieler für sich selbst noch Ziele gesteckt haben, die sie verfolgen“, sagt Bornemann. So hat Guido Burgstaller (9 Tore) ebenso eine zweistellige Trefferzahl vor Augen wie Daniel-Kofi Kyereh (8), der dies auch bei den
Assists (9) schaffen will. Manch anderer hat sein erstes Tor der Saison oder im St. Pauli-Trikot im Visier. „Natürlich können persönliche Statistiken und Bestmarken ein Ansporn sein“, weiß Bornemann.
➤ Die Leih-Spieler Omar Marmoush (Wolfsburg) und Rodrigo Zalazar (Frankfurt) wollen sich im Endspurt für eine Zukunft im Kader ihrer Stamm-Vereine aufdrängen, Kyereh oder Finn-Ole Becker noch mehr in den Fokus von Bundesligisten spielen (MOPO berichtete). Und auch im Kampf um Stammplätze und Perspektiven für die Zukunft gilt es für viele Spieler, sich zu beweisen oder auf sich aufmerksam zu machen.
➤ Relevant für den Verein, aber kein Ansporn für die Profis. „Das TV-Geld taugt als Motivationshilfe eher wenig“, sagt Bornemann. „Das Ranking und die Szenarien sind zu komplex und kompliziert.“
Was auch immer die Kiezkicker im Kollektiv oder individuell motiviert – es sollte für ein würdiges, vielleicht sogar furioses Ende einer außergewöhnlichen Saison reichen.
Guter Start! Zum Auftakt in die Playoff-ViertelfinalSerie der Oberliga Nord setzten sich die Crocodiles Hamburg mit 3:1 (2:0, 0:0, 1:1) gegen die Icefighters Leipzig durch. Nach dem Blitzstart durch Reed (1.) und Zuravlev (9.) erhöhte Gerartz (46.) noch einmal im Schlussdrittel. „Ein Sieg hat in den Playoffs noch nichts zu bedeuten“, sagte Kapitän Mertens. „Jetzt müssen wir auswärts noch eine Schippe drauflegen.“Schon am Sonntag (17 Uhr) geht es nach Leipzig zum Rückspiel.