Hamburger Morgenpost

Noch gewinnen kann

ZIELE Tabelle, Tore, Rekorde und ein „Titel“: Klassenerh­alt ist quasi perfekt, an Motivation mangelt es jedoch nicht „Crocos“gelingt Playoff-Start

- NILS WEBER nils.weber@mopo.de Tabellenpl­atz: Punkte: Rückrunden-Titel: Rückrunden-Rekord: Tore: Persönlich­e Bestmarken: Bewerbung: Fernseh-Geld:

Der FC St. Pauli hat einen Lauf und die Mannschaft macht derzeit nicht den Eindruck, als wolle sie den Fuß vom Gaspedal nehmen. Mit 38 Punkten ist der Klassenerh­alt zwar praktisch perfekt und der Aufstiegsk­ampf sowieso außer Reichweite. Dennoch gibt es noch kleine Ziele für das derzeit beste Rückrunden-Team der Liga, die Motivation genug sein sollten, um bis zum Saisonende voll durchzuzie­hen.

Trainer Timo Schultz denkt gar nicht daran, vor dem Auswärtssp­iel in Aue öffentlich neue Ziele für den Saisonends­purt zu formuliere­n. Das ist clever, denn so kann St. Pauli nur noch gewinnen. Auch Sportchef Andreas Bornemann stellt gegenüber der MOPO klar: „Als Verein oder als Gruppe geben wir keine konkrete Zielsetzun­g wie einen Tabellenpl­atz oder eine Punktezahl aus.“

Ziellos sind die Kiezkicker aber keineswegs, und auch wenn es nicht mehr um alles geht für St. Pauli, so geht es doch noch um einiges.

➤ Dass St. Pauli nach 27 Spieltagen auf Rang acht steht, hätte im Januar auch Schultz nicht gedacht. Er hält es für möglich, „noch ein, zwei Plätze“zu klettern. Sogar Platz fünf ist angesichts der aktuellen Form nicht illusorisc­h. Es wäre die beste Abschluss-Platzierun­g seit Rang vier 2015/16. Das zweitbeste Abschneide­n seitdem: Rang sieben (16/17).

➤ 38 Zähler haben die Kiezkicker auf dem Konto, 21 sind noch zu vergeben. St. Paulis Punkte-Rekord seit dem Abstieg aus der Bundesliga 2011 liegt bei 62 Zählern – aufgestell­t in der Saison 2011/12 (4. Platz). Diese Marke ist auch rein rechnerisc­h nicht zu erreichen. Ambitionie­rt sind die 53 Punkte der Saison 2015/16. Die 50erMarke wäre ein schönes Ziel. Heißt: noch vier Siege.

➤ Den gibt es nicht, klar. Dennoch ist zu hören, dass der eine oder andere Kiezkicker Lust auf diesen „Titel“hat. „Jeder motiviert sich anders“, sagt Bornemann. „Für den einen ist es Ansporn, Rückrunden­Meister zu werden, für andere, einen möglichst guten Tabellenpl­atz zu erreichen.“

➤ In der legendären zweiten Halbserie der Saison 2016/17 sammelte St. Pauli 34 Zähler – VereinsRek­ord. 22 Punkte haben die Kiezkicker in dieser Rückrunde schon geholt. Vier Siege bis zur Einstellun­g.

➤ In den letzten zehn Jahren hat St. Pauli nur einmal mehr als 50 Tore geschossen: 59 in der Saison 2011/12. Mit derzeit 41 Treffern und einem Tore-Schnitt pro Spiel von 1,5 in der Saison bzw. 1,8 in der Rückrunde wären rein rechnerisc­h zwischen 51 und 54 Tore drin.

➤ „Ich bin mir sicher, dass sich einzelne Spieler für sich selbst noch Ziele gesteckt haben, die sie verfolgen“, sagt Bornemann. So hat Guido Burgstalle­r (9 Tore) ebenso eine zweistelli­ge Trefferzah­l vor Augen wie Daniel-Kofi Kyereh (8), der dies auch bei den

Assists (9) schaffen will. Manch anderer hat sein erstes Tor der Saison oder im St. Pauli-Trikot im Visier. „Natürlich können persönlich­e Statistike­n und Bestmarken ein Ansporn sein“, weiß Bornemann.

➤ Die Leih-Spieler Omar Marmoush (Wolfsburg) und Rodrigo Zalazar (Frankfurt) wollen sich im Endspurt für eine Zukunft im Kader ihrer Stamm-Vereine aufdrängen, Kyereh oder Finn-Ole Becker noch mehr in den Fokus von Bundesligi­sten spielen (MOPO berichtete). Und auch im Kampf um Stammplätz­e und Perspektiv­en für die Zukunft gilt es für viele Spieler, sich zu beweisen oder auf sich aufmerksam zu machen.

➤ Relevant für den Verein, aber kein Ansporn für die Profis. „Das TV-Geld taugt als Motivation­shilfe eher wenig“, sagt Bornemann. „Das Ranking und die Szenarien sind zu komplex und komplizier­t.“

Was auch immer die Kiezkicker im Kollektiv oder individuel­l motiviert – es sollte für ein würdiges, vielleicht sogar furioses Ende einer außergewöh­nlichen Saison reichen.

Guter Start! Zum Auftakt in die Playoff-Viertelfin­alSerie der Oberliga Nord setzten sich die Crocodiles Hamburg mit 3:1 (2:0, 0:0, 1:1) gegen die Icefighter­s Leipzig durch. Nach dem Blitzstart durch Reed (1.) und Zuravlev (9.) erhöhte Gerartz (46.) noch einmal im Schlussdri­ttel. „Ein Sieg hat in den Playoffs noch nichts zu bedeuten“, sagte Kapitän Mertens. „Jetzt müssen wir auswärts noch eine Schippe drauflegen.“Schon am Sonntag (17 Uhr) geht es nach Leipzig zum Rückspiel.

 ??  ?? Im Hinspiel erkämpften sich Rodrigo Zalazar und St. Pauli am Millerntor ein 2:2 gegen Aue nach 0:2-Rückstand. Damals war der Kiezklub Tabellen-17.
Im Hinspiel erkämpften sich Rodrigo Zalazar und St. Pauli am Millerntor ein 2:2 gegen Aue nach 0:2-Rückstand. Damals war der Kiezklub Tabellen-17.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany