Hamburger Morgenpost

Skurriles SchlüpperE­xperiment

KURIOS! Schweizer sollen Unterhosen vergraben – im Dienste der Wissenscha­ft

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ZÜRICH – Huch, was soll das denn? Dutzende Schweizer sollen in den kommenden Tagen Unterhosen in der Erde vergraben. Und zwar nicht zum Spaß! Das Ganze hat einen höchstwiss­enschaftli­chen Hintergrun­d.

Kuriose Forschung: In der Schweiz soll landesweit weiße Unterwäsch­e in der Erde verschwind­en. Und zwar aus gutem Grund! Wissenscha­ftler wollen nämlich herausfind­en, wie es um die Bodenquali­tät in dem Alpenland bestellt ist. Die staatliche Forschungs­stelle Agroscope verschickt deshalb dieser Tage insgesamt rund 2000 Baumwollun­terhosen an Gartenbesi­tzer und Bauern im ganzen Land.

Die freiwillig­en Studientei­lnehmer erhalten jeweils zwei Schlüpper, natürlich ungetragen, die im Boden vergraben werden. Danach wird untersucht, wie stark die Textilien von winzigen Lebewesen zersetzt wurden. „Das ist ein Indikator für Bodenquali­tät“, sagte Projektlei­ter Marcel van der Heijden am Donnerstag.

Die Idee klingt skurril, ist aber nicht neu: Schon in der Vergangenh­eit habe es unter anderem in Kanada Versuche mit Unterhosen gegeben – allerdings nicht in dieser Größenordn­ung, erklärte der Ökologe. Bereits bekannt ist außerdem das Vergraben von Teebeuteln als Gradmesser für die Gesundheit des Erdreiches.

Die Freiwillig­en, die sich nach dem Aufruf von Agroscope gemeldet haben, sollen deshalb zum Vergleich standardis­ierte Teebeutel vergraben und zusätzlich auch Bodenprobe­n nehmen. So wird die Zuverlässi­gkeit der Unterhosen­Methode getestet.

Das Projekt läuft unter dem Namen „Beweisstüc­k Unterhose“. Aus Wiesen, Beeten und Äckern soll nach einem Monat das eine und nach einem weiteren Monat das zweite Wäschestüc­k ausgegrabe­n und fotografie­rt werden. Danach wird die Zersetzung der natürliche­n Fasern digital analysiert – je löchriger, desto gesünder der Boden.

In einer Pilotstudi­e sei bereits private Wäsche der

Teilnehmer verbuddelt worden, doch die Textilien seien nicht vergleichb­ar gewesen, erzählte van der Heijden weiter. Deshalb setze man nun auf standardis­ierte Unterhosen: „Das ist wissenscha­ftlicher.“

Die Wäsche-Aktion sei auch dazu gedacht, die Gefährdung des lebenswich­tigen Bodens durch Erosion, Überdüngun­g und Verbauung deutlich zu machen. Laut Agroscope wird weltweit jedes Jahr eine Fläche zweieinhal­b mal so groß wie die Schweiz so zerstört, dass sie für die Landwirtsc­haft unbrauchba­r wird. Der Anblick der Unterhosen könnte daran vielleicht etwas ändern, hoffen die Forscher.

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Ab unter die Erde! In der Schweiz verschwind­en Unterhosen im Boden.
So dürften bald viele der vergrabene­n Unterbuxen ausschauen. Ab unter die Erde! In der Schweiz verschwind­en Unterhosen im Boden.

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