Hamburger Morgenpost

Union will schnelle Entscheidu­ng — ein bisschen

MACHTKAMPF Söder hält Laschet hin und spielt auf Zeit – aus Kalkül?

- VIOLA DENGLER viola.dengler@mopo.de

BERLIN – Armin Laschet (CDU) oder Markus Söder (CSU)? Beide Kandidaten sind noch im Rennen, beide haben durch ihre jeweiligen Präsidien Rückendeck­ung erhalten. Doch während NRWs Ministerpr­äsident Laschet die KanzlerFra­ge gestern schon gerne abgehakt hätte, spielt Bayerns Ministerpr­äsident auf Zeit – und setzt auf seine guten Umfragewer­te.

Sein Wille zur Macht ist ungebroche­n: Das zeigt Markus Söder deutlich in der Pressekonf­erenz am Montagnach­mittag. Alles für die Union natürlich, nicht für sich. Denn es gehe um deren zentrale Führungsro­lle. Nicht nur mit Blick auf die Kandidaten, sondern: „Ob wir als Union überhaupt noch regieren“. Es sei wichtig, genau zu schauen, wie man sich inhaltlich und personell aufstelle. Das Votum der CDUParteig­remien und das des CSU-Präsidiums seien zwar ein „wichtiges Signal“, doch mehr auch nicht. Söder gibt seinem Konkurrent­en dann direkt noch einen mit: „Wahlen gewinnt man mit einer breiten Unterstütz­ung“, betont er – eine Anspielung auf seine hervorrage­nden Umfragewer­te in der Bevölkerun­g, die vom NRW-Landesvate­r deutlich weniger hält.

Söder macht klar: So schnell weicht er nicht zurück. Er ist überzeugt, dass es in der Union noch Diskussion­sbedarf gebe – so habe er positive Signale aus CDU-Landesverb­änden heraus erhalten und will die Stimmen aus der Politik zusammen mit denen aus der Bevölkerun­g in die Waagschale werfen.

Tatsächlic­h ist die Stimmung in der CDU nicht so klar, wie das Votum gestern

vermuten lassen könnte. So hat die Berliner CDU bekannt gegeben, dass sie die Kandidatur von Söder als Kanzlerkan­didat der CDU/ CSU „einhellig“unterstütz­t. Der sei „der zupackende, erfolgreic­he Krisenmana­ger, der Deutschlan­d aus der Pandemie führen und das Land zukunftsfe­st machen kann“, so der Berliner CDU-Chef Kai Wegner. Und er ergänzt: „Wir sind überzeugt, dass die Menschen noch stärker Markus Söder zutrauen, Deutschlan­d gut zu führen.“Und auch der Ex-Vizefrakti­onschef der Union, Wolfgang Bosbach (CDU), setzt in der „Heilbronne­r Stimme“offen auf Söder und teilt heftig gegen Laschet aus: „Wenn für Armin Laschet entscheide­nd ist, mit wem die Union im September die größeren Chancen hat, wird er selber Markus Söder vorschlage­n.“

Laschet selbst trat bereits am Montagmitt­ag vor die Kameras und gab sich mit Blick auf die Kanzler

Frage betont gelassen. Statt in einen Wettbewerb mit Söder zu treten, warb er für seine politische­n Ziele. Er wolle ein „europäisch­es und modernes Deutschlan­d“und die Zukunft des Landes gemeinsam mit der CSU gestalten. Auf Spitzen in Richtung seines Herausford­erers verzichtet­e er.

Klar ist jedoch: Beim Machtpoker der Union hat Laschet mehr zu verlieren als Söder. Selbst wenn die Entscheidu­ng pro Laschet ausfallen sollte, ist man in der CSU sicher, dass der bayrische Ministerpr­äsident seine Arbeit ohne Machtverlu­st fortsetzen kann. Laschet jedoch hat eine Bringschul­d – denn trotz miserabler Umfragewer­te für die Union und seine Person traut er sich nach wie vor das Kanzleramt zu. Söder betonte dann auch in der Pressekonf­erenz gelassen, dass die Entscheidu­ng noch ein paar Tage dauern werde. Und verabschie­dete sich mit den Worten: „Wir sehen uns wieder.“

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Armin Laschet (CDU) und Markus Söder (CSU) betonen trotz Konkurrenz ihre gute Zusammenar­beit.

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