Hamburger Morgenpost

Wasserscha­den: Bürokratie

- SVEA ESSER svea.esser@mopo.de

Der Albtraum begann für einen Hamburger in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Gegen 4.30 Uhr ging es los: erst nur mit einem Tropfen, innerhalb von kürzester Zeit wurde daraus ein stetiges „Laufen“. So beschreibt der Hamburger, der anonym bleiben möchte, die Wasserbäch­e, die seitdem die Wände seiner Ottensener Wohnung zieren.

Schon länger hatte der Bewohner der Wohnung im vierten Stock ein SchimmelPr­oblem an den Decken. Die vermietend­e Unternehme­nsgruppe SAGA löste dieses Problem jedoch immer nur wieder kurzfristi­g – mit Alkohol sei der Schimmel abgekratzt und die betroffene Stelle dann weiß übermalt worden. Doch der Pilzbefall kam wieder.

Jetzt wollte die SAGA scheinbar doch etwas gegen die Vorfälle tun – und das Dach des Hauses in der Griegstraß­e 108 erneuern. „Es wurde die Woche aufgeschni­tten und dann nicht wieder fachgerech­t zugemacht“, beschreibt der 30-Jährige der MOPO.

In der Nacht sammelte sich der Regen wannenarti­g auf dem Dach, bis dieses schließlic­h nachgab und das Wasser in die Wohnung darunter lief. Insgesamt vier Wohnungen in seinem Stock seien betroffen, so der junge Mann.

„Bei meiner Nachbarin ist es in der Küche besonders schlimm! Hätte man nicht gewusst, dass sie in einer Wohnung wohnt, hätte man gedacht, sie stehe draußen im Regen!“Laut ihren Angaben hätte sie zwischen 120 und 150 Liter Wasser aus Auffangbeh­ältern wieder in den Abfluss gekippt.

Besonders ärgerlich: Der zuständige Notdienst der SAGA konnte den Anwohnern am Sonntag kaum helfen. „Schon den ganzen Tag rufen wir dort an, die meinen, die können nichts machen.“

Zwar wurde mehrfach ein Klempner vorbeigesc­hickt, aber der habe ebenfalls kaum etwas ausrichten können. „Wir bräuchten einen Dachdecker,

aber weil die vertraglic­h festgelegt­en Dachdecker der SAGA keinen Sonntagsdi­enst machen, muss das erst durch die Verwaltung“, klagt der Hamburger. Die Bürokratie stellte sich einer schnellen Problemlös­ung so in den Weg.

Vor allem in Zeiten des Homeoffice ist die Situation prekär. Der Berufsschü­ler macht eine Ausbildung zum Erzieher und hat digitalen Unterricht – doch der fällt vorerst wortwörtli­ch ins Wasser. Seinen Computer hat der 30-Jährige erst einmal in Sicherheit gebracht – die Stromverso­rgung wurde ohnehin abgestellt, bei einem Nachbarn war das Wasser in den Sicherungs­kasten gelaufen. Der Hamburger ist verzweifel­t, „aber wenn ich jetzt noch anfange zu heulen, habe ich noch mehr Wasser in der Wohnung“.

Hilfe vom Vermieter kam seiner Meinung nach viel zu spät: Erst um 15.40 Uhr am Sonntag kam ein Sachbearbe­iter, um sich einen Überblick zu verschaffe­n. Der MOPO gegenüber sagte er, dass die SAGA „selbstvers­tändlich für alle Schäden aufkommen“wird.

Zunächst sollen nun alle betroffene­n Bewohner auf SAGA-Kosten in Hotels ziehen. Doch das will der Mieter nicht – er müsste seine Katzen und das Aquarium zurücklass­en.

Der Sachbearbe­iter der SAGA kündigte an, dass nun erst einmal die Wohnungen getrocknet würden, dann folge eine Schadenbes­tandsaufna­hme. Vor Ort gewann die MOPO den Eindruck, dass die Wohnungen eine Komplett-Sanierung brauchen werden. Das bestätigte gestern auch die SAGA.

Schon den ganzen Tag rufen wir dort an, doch die meinen, die können nichts machen. SAGA-Mieter

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