Stefan Hensel ist Hamburgs erster Antisemitismus-Beauftragter
Stefan Hensel ist Hamburgs erster Antisemitismusbeauftragter: Der Senat stellte ihn gestern gemeinsam mit den Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinden im Rathaus vor. Er soll Ansprechpartner für jüdische Gläubige werden und die Bekämpfung von Antisemitismus vorantreiben.
„Es ist mir eine Ehre, das Amt des Antisemitismusbeauftragten ausfüllen zu dürfen“, sagte Hensel. Seit fast sieben Jahren ist er Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Hamburg. In seiner Jugend lebte Hensel selbst zwei Jahre in Israel. Beruflich ist er Geschäftsführer eines Hamburger Bildungsträgers, der unter anderem mehrere Kitas betreibt. Das Amt des Antisemitismusbeauftragten hat er ehrenamtlich übernommen.
Am 1. Juli beginnt Hensels Amtszeit. Er wird ein ständiger Ansprechpartner für die Belange der Menschen jüdischen Glaubens in Hamburg sein. Außerdem vertritt Hensel Hamburg in der Bund-Länder-Kommission zur Bekämpfung von Antisemitismus und zum Schutz jüdischen Lebens.
Darüber hinaus übernimmt er die Koordinierung des runden Tisches in Hamburg. Weiterhin wird Hensel in die Entwicklung und Umsetzung der Landesstrategie zur Prävention von Antisemitismus, die Bildungsarbeit und die Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz jüdischer Einrichtungen eingebunden werden. Besonders will der Senat in diesem Rahmen auch die Bildungsarbeit in Schulen verstärken zum Beispiel in Form von Besuchen in Synagogen und jüdischen Einrichtungen sowie KZ-Gedenkstätten.
„Wir sind noch weit davon entfernt, dass man sich in Hamburg bedenkenlos offen als Jude zeigen kann“, sagte Philipp Stricharz, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Hamburg. Dies sei nicht nur ein Grund zur Sorge für die Menschen in der Gemeinde, sondern auch ein erhebliches Hindernis dabei, die Gemeinde nach außen zu öffnen und erfahrbar zu machen.
Sowohl die Jüdische Gemeinde als auch die Liberale Jüdische Gemeinde unterstützen die Wahl von Hensel als Antisemitismusbeauftragten. „Er hat unser Vertrauen und wir freuen uns auf das gedeihliche Miteinander“, sagte Galina Jarkova, Vorsitzende der Liberalen Jüdischen Gemeinde.
„Jüdisches Leben gehört zu Hamburg. Der Senat unterstützt die Arbeit der jüdischen Gemeinden und das gemeinsame Ziel, jüdisches Leben in Hamburg stärker positiv sichtbar zu machen“, sagte Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). Hierzu könne der neue Hamburger Antisemitismusbeauftragte einen wichtigen Beitrag leisten.
„Wir wollen, dass jüdisches Leben wieder in Hamburg florieren kann, ein ganz selbstverständlicher Teil der Gesellschaft ist – und auch wieder stärker in die Gegenwart geholt wird“, so Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne). Von daher sei es absolut wichtig, dass Herr
Hensel nun die Förderung des jüdischen Lebens und die Bekämpfung von Antisemitismus vorantreibt.
Schon seit dem Anschlag in Halle 2019 gibt es in Hamburg den Plan, einen Beauftragten für die Bekämpfung und Prävention von Antisemitismus einzusetzen. Umso lauter wurden die Forderungen nach der Attacke vor einer Hamburger Synagoge im Oktober letzten Jahres. „Es war nicht einfach, jemanden zu finden, der geeignet ist“, sagte Stricharz. Auch wenn es ein bisschen länger gedauert habe, sei dies nun die optimale Lösung.