Hamburgs härtester Abriss
BAHRENFELD Im Herbst wird das 86 Meter hohe Hermes-Hochhaus verschwunden sein
Das Hermes-Haus ist das markanteste Gebäude im Bezirk. Warum es plattgemacht wird und wieso das so kompliziert ist:
Frage: Wie reißt man ein 86 Meter hohes Hochhaus ab? Antwort: Ganz langsam und vorsichtig, und dabei spielt „Husqvarna DXR 300“die Hauptrolle. Das ist ein Abbruch-Roboter kaum größer als ein Aufsitz-Rasenmäher.
Ein Arbeiter in gelber Jacke steht in etwa 65 Metern Höhe auf einem Betonboden des Euler-HermesHochhauses unweit des S-Bahnhofs Bahrenfeld. Ein paar Meter vor ihm und von dem Arbeiter dirigiert, tut der fleißige AbbruchRoboter seinen Job. Tock-tocktock: Mit einem Meißel schlitzt er massive Betonteile des „Weißen Riesen“auf. Hinter ihm wartet schon der Komatsu-Minibagger – der schaufelt Trümmerteile in einen handlichen Kompaktlader, der sie dann fortschafft.
Wenn der Abbruch-Roboter fertig gemeißelt hat, wird ein freigelegtes massives Betonteil am Kran befestigt und hinterm Hochhaus abgeladen. Unten wird der Beton geschreddert und Bestandteile wie die Metall-Armierung getrennt. Dann geht es mal nicht per LkwKarawane durch die ganze Stadt auf eine Mülldeponie, sondern vor Ort steht eine tiefe Baugrube zur Verfügung.
Das ehemalige dritte Untergeschoss der Tiefgarage wird nämlich mit dem Schutt verfüllt. Pro
Geschoss dauert der behutsame Abbruch so zwei bis drei Wochen. Wenn dann Etage zehn erreicht ist, kann sich der Abbruch-Roboter ausruhen. Denn bei einer Höhe von knapp 50 Metern kommen klassische Abbruch-Geräte wie Longfront-Bagger zum Einsatz. Insgesamt wird der Mega-Abriss bis zum Herbst dauern. Die Kosten liegen bei rund 20 Millionen Euro.
Es handelt sich beim „Rückbau“des Weißen Riesen um die größten Abbrucharbeiten in Hamburg seit der spektakulären Sprengung des 89 Meter hohen Millerntor-Hochhauses auf dem Kiez im Jahre 1995. Eine Sprengung war für das Hermes-Hochhaus keine Option – diverse Wohnhäuser liegen viel zu nah an dem Gebäude.
Auf dem 20 000 Quadratmeter großen Grundstück, auf dem das Hochhaus 1981 fertiggestellt wurde, will der Hamburger Bauherr Quantum bis 2024 ein neues Wohnquartier, die „Ottenser Höfe“, schaffen. Geplant sind 460 Wohnungen in fünf- bis achtgeschossigen Gebäuden. 160 Mietwohnungen sollen preiswert, also öffentlich gefördert sein.