Hamburger Morgenpost

Hamburgs härtester Abriss

BAHRENFELD Im Herbst wird das 86 Meter hohe Hermes-Hochhaus verschwund­en sein

- Von THOMAS HIRSCHBIEG­EL

Das Hermes-Haus ist das markantest­e Gebäude im Bezirk. Warum es plattgemac­ht wird und wieso das so komplizier­t ist:

Frage: Wie reißt man ein 86 Meter hohes Hochhaus ab? Antwort: Ganz langsam und vorsichtig, und dabei spielt „Husqvarna DXR 300“die Hauptrolle. Das ist ein Abbruch-Roboter kaum größer als ein Aufsitz-Rasenmäher.

Ein Arbeiter in gelber Jacke steht in etwa 65 Metern Höhe auf einem Betonboden des Euler-HermesHoch­hauses unweit des S-Bahnhofs Bahrenfeld. Ein paar Meter vor ihm und von dem Arbeiter dirigiert, tut der fleißige AbbruchRob­oter seinen Job. Tock-tocktock: Mit einem Meißel schlitzt er massive Betonteile des „Weißen Riesen“auf. Hinter ihm wartet schon der Komatsu-Minibagger – der schaufelt Trümmertei­le in einen handlichen Kompaktlad­er, der sie dann fortschaff­t.

Wenn der Abbruch-Roboter fertig gemeißelt hat, wird ein freigelegt­es massives Betonteil am Kran befestigt und hinterm Hochhaus abgeladen. Unten wird der Beton geschredde­rt und Bestandtei­le wie die Metall-Armierung getrennt. Dann geht es mal nicht per LkwKarawan­e durch die ganze Stadt auf eine Mülldeponi­e, sondern vor Ort steht eine tiefe Baugrube zur Verfügung.

Das ehemalige dritte Untergesch­oss der Tiefgarage wird nämlich mit dem Schutt verfüllt. Pro

Geschoss dauert der behutsame Abbruch so zwei bis drei Wochen. Wenn dann Etage zehn erreicht ist, kann sich der Abbruch-Roboter ausruhen. Denn bei einer Höhe von knapp 50 Metern kommen klassische Abbruch-Geräte wie Longfront-Bagger zum Einsatz. Insgesamt wird der Mega-Abriss bis zum Herbst dauern. Die Kosten liegen bei rund 20 Millionen Euro.

Es handelt sich beim „Rückbau“des Weißen Riesen um die größten Abbrucharb­eiten in Hamburg seit der spektakulä­ren Sprengung des 89 Meter hohen Millerntor-Hochhauses auf dem Kiez im Jahre 1995. Eine Sprengung war für das Hermes-Hochhaus keine Option – diverse Wohnhäuser liegen viel zu nah an dem Gebäude.

Auf dem 20 000 Quadratmet­er großen Grundstück, auf dem das Hochhaus 1981 fertiggest­ellt wurde, will der Hamburger Bauherr Quantum bis 2024 ein neues Wohnquarti­er, die „Ottenser Höfe“, schaffen. Geplant sind 460 Wohnungen in fünf- bis achtgescho­ssigen Gebäuden. 160 Mietwohnun­gen sollen preiswert, also öffentlich gefördert sein.

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Ein Arbeiter dirigiert den Abriss-Roboter in schwindele­rregender Höhe.
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Blick auf das Hermes-Areal: Die Grube vorn wird mit Abriss-Trümmern gefüllt.
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Noch kurz vor dem Abriss sind Graffiti-Sprayer ins Gebäude eingedrung­en und haben sich „verewigt“.
 ??  ?? Blick in das beim Abriss freigelegt­e Untergesch­oss mit Heizungsan­lagen des Weißen Riesen
Blick in das beim Abriss freigelegt­e Untergesch­oss mit Heizungsan­lagen des Weißen Riesen
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Diese riesigen Betonteile des Hochhauses werden geschredde­rt.

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