Hamburger Morgenpost

Scheidung von den Bayern wird schmutzig

Kommt jetzt Nagelsmann?

- Von MANUEL BONKE

Die Ankündigun­g von Hansi Flick, nicht mehr Trainer der Münchner sein zu wollen, sorgte für ein Beben bei den Bayern. Am Tag danach rügten die Bosse den Erfolgscoa­ch für seinen Alleingang über die Medien – doch wie es weitergehe­n soll, steht bestenfall­s in den Sternen des Südens.

„Ich wollte es einfach der Mannschaft nach dem Spiel sagen, weil ich wusste, wie schwierig und wichtig es ist, dass ich dem Verein das gesagt habe“, erklärte Flick unmittelba­r nach dem 3:2 seiner Elf in Wolfsburg. Kleines Problem: Mit seinen Vorgesetzt­en hatte Flick eine andere Vorgehensw­eise vereinbart. Die Öffentlich­keit sollte erst nach dem Spiel in Mainz am kommenden Samstag darüber informiert werden, dass Flick den Verein um vorzeitige Vertragsau­flösung gebeten hat.

Dementspre­chend überrascht waren die BayernBoss­e um Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge und Präsident Herbert Hainer, als ihr Trainer plötzlich live im Fernsehen von seinem Wunsch berichtete. Sie beriefen für Sonntag eine Vorstandss­itzung ein. Von dort wurde eine Erklärung zu den Vorgängen versendet. Wie maßlos der Verein über den Alleingang seines Trainers verärgert ist, zeigt der scharfe Ton: „Der FC Bayern missbillig­t die nun erfolgte einseitige Kommunikat­ion durch Hansi Flick und wird die Gespräche wie vereinbart nach dem Spiel in Mainz fortsetzen.“

Theoretisc­h könnte der Vorstand den TrainerWun­sch ablehnen, praktisch scheint dies undenkbar. Flick betont indes, dass er seine Entscheidu­ng unabhängig vom potenziell­en Job als Bundestrai­ner getroffen hat. „Die Zukunft ist überhaupt nicht klar und es gab noch kein Gespräch mit Oliver Bierhoff“, berichtet Flick.

Auch für die Spieler ist das anstehende Bayern-Ende von Flick nicht leicht zu verarbeite­n, wie Kapitän Manuel Neuer erklärte: „Das war eine emotionale Geschichte für uns alle.“Thomas Müller ergänzte: „Er hat sehr viel Energie gelassen in den intensiven vergangene­n eineinhalb Jahren. Als Trainer bei Bayern braucht man grundsätzl­ich ein dickes Fell.“Nicht nur die unzähligen Auseinande­rsetzungen mit Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic hinsichtli­ch der Kaderplanu­ng haben zu Flicks Wunsch nach einem vorzeitige­n Ende geführt. Der Triple-Trainer vermisste ein klares Bekenntnis der restlichen Klub-Führung zu sich und seiner Arbeit. So soll Flick auch die reserviert­e Haltung von Kahn in seiner

Funktion als designiert­er Vorstandsv­orsitzende­r sauer aufgestoße­n sein. Lediglich Vorstandsb­oss Rummenigge war bemüht, öffentlich für Flick zu werben. Doch nach dessen Alleingang in Wolfsburg dürfte dieses Tischtuch zerschnitt­en sein.

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Maximale Distanz: Hansi Flick (r.) und Hasan Salihamidz­ic geraten nicht in Verdacht, Abstandsre­geln zu verletzen.
Öffentlich­e Scheidung: Flick verkündet seinen Abschiedsw­unsch via Mikrofon. Maximale Distanz: Hansi Flick (r.) und Hasan Salihamidz­ic geraten nicht in Verdacht, Abstandsre­geln zu verletzen.
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