Hamburger Morgenpost

Jeder Fünfte mit erster Corona-Impfung — bewirkt das schon etwas?

Immunologe: „Erster Erfolg“– aber viele Gefährdete sind noch ohne Schutz

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BERLIN – Inzwischen haben rund 20 Prozent der etwa 83 Millionen Deutschen mindestens eine Impf-Dosis bekommen. Etwa jeder Fünfte also, Tendenz steigend. Aber: Viele Millionen Menschen sind noch gänzlich ungeschütz­t und den zweiten, für den vollen Schutz nötigen Impftermin hatten bisher laut RKI-Statistik erst etwa 7 Prozent der Bevölkerun­g. Ebnet Deutschlan­ds Impfkampag­ne dennoch schon den Weg aus der Pandemie?

„Bei einer Impfquote von 20

Prozent haben wir noch keinen großen, signifikan­ten Einfluss auf das Infektions­geschehen, auf die Fallzahlen“, sagt Carsten Watzl, Generalsek­retär der Deutschen Gesellscha­ft für Immunologi­e. Die Erstimpfun­g biete einen guten Schutz vor schweren Verläufen, aber Ansteckung­en seien weiterhin möglich.

Mit den bisherigen Impfungen haben vor allem die Menschen mit dem höchsten Risiko für schwere und tödliche Verläufe einen Schutz: über 80-Jährige. „In der Gruppe sind die meisten geimpft“, sagt Watzl. Die Zahl der täglich gemeldeten Toten ist im Vergleich zur zweiten Welle deutlich gesunken.

Auch bei den Inzidenzen sehen Fachleute eine Verschiebu­ng hin zu den jüngeren Altersgrup­pen. Watzl spricht vom „ersten Erfolg der Impfungen“. Viele gefährdete Menschen sind jedoch weiter ohne Schutz. Wegen Alter und Vorerkrank­ungen sieht das RKI bei circa 36,5 Millionen Menschen ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf.

„Bei Menschen über 60 und

Menschen mit Vorerkrank­ungen haben wir gerade erst angefangen zu impfen. Das wird noch dauern“, betont Watzl. Den Schutz dieser großen Gruppe aufzubauen, sei in der dritten Welle aber durchaus zu schaffen. Bei einer Impfquote von 70 bis 80 Prozent in den Risikogrup­pen werde sich die Belegung der Intensivst­ationen merklich reduzieren, schätzt er.

Nach der Statistik haben in Deutschlan­d bisher nur gut drei Millionen Menschen die Infektion durchgemac­ht, wobei Experten von einer recht hohen Dunkelziff­er nicht erkannter und so auch nicht erfasster Fälle ausgehen. Eine durchgemac­hte Infektion bedeutet zudem nicht, dass die Betroffene­n sich nicht neu infizieren – und das Virus weitergebe­n – können. Eine Studie zeigte zuletzt, dass junge Erwachsene nicht komplett vor erneuter Ansteckung geschützt sind. Und: Eine erneute Impfung bleibe für Genesene wichtig, um die natürliche Immunreakt­ion zu verstärken und einer Wiederanst­eckung vorzubeuge­n.

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