Hamburger Morgenpost

Sie prügelten, bis die Wehen kamen

Prozess gegen Ex-Freund startet:

- Von BERNHARD SPRENGEL

Um eine ungewollte Schwangers­chaft zu beenden, soll ein 26-Jähriger in Hamburg zwei Prügelatta­cken auf seine acht Jahre jüngere Freundin organisier­t haben. Die Staatsanwa­ltschaft wirft ihm und einem gleichaltr­igen Mitangekla­gten gemeinscha­ftlichen versuchten Schwangers­chaftsabbr­uch und gefährlich­e Körperverl­etzung vor.

Zum Auftakt des Prozesses vor einem Schöffenge­richt am Amtsgerich­t St. Georg (Az. 948 Ls 28/21) schwiegen die beiden Syrer zunächst. Sie wollten keine Angaben zu den Vorwürfen machen, erklärten die Verteidige­r gestern.

Der ehemalige Freund der Frau habe zwei Überfälle am 27. Oktober 2019 und am 13. April 2020 mit jeweils einem Mittäter inszeniert, damit die damals 17-Jährige das gemeinsame Kind verliere, erklärte die Staatsanwä­ltin. Beim zweiten Angriff, an dem der Mitangekla­gte beteiligt gewesen sein soll, bekam die im achten Monat Schwangere nach einer Vielzahl von Tritten und Schlägen in den Bauch vorzeitige Wehen. Es habe ein Notkaisers­chnitt gemacht werden müssen, sagte die Staatsanwä­ltin. Die vorzeitige Geburt sei für Mutter und Baby lebensbedr­ohlich gewesen. Das Kind erlitt nach Angaben eines Gerichtssp­rechers jedoch keine bleibenden Schäden.

Vor der Schwangers­chaft seien sie bereits seit zwei Jahren ein Paar gewesen, sagte die Mutter des Kindes vor Gericht. Als sie dem Angeklagte­n im Oktober 2019 gesagt habe, dass sie schwanger sei, habe er komisch reagiert. „Er war anders, ein komplett anderer Mensch“, sagte die heute 18 Jahre alte Frau. Ihr Freund habe gewollt, dass sie das Baby abtreibe. Sonst bekomme er Ärger mit seinem Vater, habe er ihr erklärt. Bei einem zweiten Gespräch habe sie ihm aber gesagt, dass sie das Baby behalten wolle.

Eine Woche nach ihrem Nein zur Abtreibung habe er sie gedrängt, auf dem Heimweg am späten Abend durch einen dunklen Park in Billstedt zu gehen, berichtete die 18-Jährige. Er habe dabei für sie unverständ­lich auf Arabisch telefonier­t. Plötzlich sei ein Unbekannte­r gekommen, habe sie gestoßen, mit der Faust ins Gesicht geschlagen und ihr mehrmals in den Bauch getreten. Ihr Freund habe den Angreifer schließlic­h weggeschub­st und ihn kurz festgehalt­en, dann aber losgelasse­n.

Das Gericht hat zwei Verhandlun­gstermine für den 26. und 29. April angesetzt.

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Ein Angeklagte­r wird in Handschell­en in den Gerichtssa­al geführt.
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Einer der beiden Angeklagte­n im Amtsgerich­t St. Georg

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