Hamburger Morgenpost

Schon wieder Ärger beim Tierschutz­verein

Nach Auseinande­rsetzungen im Vorstand sind der zweite Vorsitzend­e und der Beisitzer zurückgetr­eten

- Von STEPHANIE LAMPRECHT

Erneut Unruhe beim Hamburger Tierschutz­verein HTV an der Süderstraß­e: Knapp ein Jahr nach den Vorstandsw­ahlen hat überrasche­nd der zweite Vorsitzend­e das Handtuch geworfen. Es ist nicht der erste Rücktritt in dem neuen Vorstand, der im vergangene­n Jahr nach einer medialen Schlammsch­lacht das Ruder im Verein übernommen hatte.

„Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass unser 2. Vorsitzend­er Jens Schmidt und unser Beisitzer Nick Martens ihre Ämter niedergele­gt haben“, heißt es in einer Mitteilung auf der Webseite des HTV. Im vergangene­n Jahr war der Tierschutz­verein häufig in den Schlagzeil­en gewesen, unter anderem wegen behördlich­er Razzien und Brandbrief­en der Belegschaf­t, die der damaligen Vereinslei­tung Mobbing vorwarfen. Der neue Vorstand hatte Ruhe und Transparen­z versproche­n.

Nach MOPO-Informatio­nen ist es in den vergangene­n Monaten mehrfach zu Auseinande­rsetzungen im Vorstand gekommen. In seiner Mitteilung nennt der Verein unter der Leitung von Vorstandsc­hefin Janet Bernhardt (41) jedoch keine Gründe für die Rücktritte, zitiert den scheidende­n Jens Schmidt (52) stattdesse­n mit emotionale­n Worten über seinen Pflegehund Rolf, der zwei Tage nach seiner Wahl in den Vorstand verstorben sei: „Nach seiner Erlösung, nur zwei Tage nachdem ich das Amt angetreten habe, war es für mich eine Achterbahn der Gefühle – nur gab es zu diesem Zeitpunkt kein Aussteigen für mich. Doch nun ist für mich der Zeitpunkt gekommen, um aus der Achterbahn auszusteig­en und mich auf einen neuen Lebensabsc­hnitt zu freuen: mit einer süßen kleinen Pekinesen-Hündin, die meine Frau und ich aus dem

Tierheim übernommen haben.“

Auch Beisitzer Nick Martens nennt keine Gründe für seinen Rücktritt: „Für mich geht eine ereignisre­iche, spannende und emotionale Zeit zu Ende: angefangen als Zivi, dann als ungelernte Hilfskraft gearbeitet, anschließe­nd die Ausbildung zum Tierpflege­r und zum Hundetrain­er absolviert und schließlic­h Beisitzer im Vorstand geworden. Ich habe den Hamburger Tierschutz­verein und er mich lange begleitet. Ich verabschie­de mich nun aus offizielle­r Funktion, jedoch nicht aus dem Tierschutz.“

Der langjährig­e HTVSchatzm­eister Manfred Graff war bereits kurz nach seiner Bestätigun­g im Amt zurückgetr­eten. Für ihn wurde der 82-jährige Edgar Kiesel berufen.

Der Vorstand um Tierpflege­rin und Rettungssa­nitäterin Janet Bernhardt hatte die Vereinslei­tung im April 2020 übernommen, nach einer öffentlich ausgetrage­nen Schlammsch­lacht mit der vorherigen Vereinsvor­sitzenden Sandra Gulla. Die Herausford­erer warfen der Vereinsche­fin unter anderem ihren autoritäre­n Führungsst­il und strengen Veganismus vor.

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Der Eingang zum Tierheim des Hamburger Tierschutz­vereins.

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