Plötzlich ist der See eingezäunt!
Was Anwohner aufbringt:
Ein Reiher pickt im Wasser herum, sucht nach einem kleinen Fisch-Snack. Amseln, Meisen und Rotkehlchen sitzen in den Bäumen und zwitschern, was das Zeug hält. Der Deepenhornteich ist eine kleine Naturidylle in Rahlstedt, wird seit Jahrzehnten als Naherholungsgebiet genutzt. Doch damit ist es erst mal vorbei. Ein massiver Stahlzaun wurde rund ums Gewässer gezogen. Jetzt sind viele Rahlstedter stinksauer.
Birgit Heinsohn (68) sitzt zusammen mit Mischlingshund „Shorty“im Park am Deepenhornteich. Traurig blickt sie auf den Zaun, der den Zugang zum Ufer verhindert: „Was soll das? Das ist doch ein Schandfleck geworden.“
Andere Rahlstedter machen auf der Website des SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Ole Thorben Buschhüter ihrem Ärger Luft. Einer schreibt: „Einfach nur noch schrecklich. Wie soll man da noch entspannen? Schämt euch.“Ein anderer sagt: „Total übertrieben“, und Joachim S. schimpft: „Ein Fall für ‚Extra 3‘ und den ‚Irrsinn der Woche‘.“
Hinter der immerhin 21 000 Euro teuren Einzäunung steckt Hamburg Wasser. Und das städtische Unternehmen stellt erst mal fest, dass es sich beim Deepenhornteich gar nicht um einen Teich handelt, sondern um eine „Abwassertechnische Anlage“. Der „Nicht-Teich“ist nämlich das Regenrückhaltebecken des 2,6 Kilometer langen Deepenhorngrabens, der im Bereich des Teiches entspringt.
Anna Vietinghoff von Hamburg Wasser: „Auch wenn derartige Becken natürlichen Teichen sehr ähnlich sein können, bestehen oft besondere Gefährdungen wie wechselnde Wasserstände, verborgene Einbauten oder Absturzkanten, die nicht auf den ersten Blick erkennbar sind.“ In Norddeutschland habe es schon tragische Unfälle gegeben, erläuterte die Sprecherin. Man sei deswegen verpflichtet, derartige Becken nach gesetzlichen Vorschriften zu sichern. Man habe vor der Errichtung des Zauns ein Gutachten erstellen lassen. Dabei wurde das Gefahrenpotenzial des Beckens bewertet. Dabei ging es um Böschungswinkel, Wassertiefe oder Schlammdicke. Unter Berücksichtigung, dass das Gewässer ja als Naherholungsgebiet ge
nutzt wird, sei nun noch geplant, den Rahlstedtern wenigstens einen einzelnen Zugang zum Teich zu ermöglichen, dieser Zugang soll nur im Winter abgesperrt werden. Laut Hamburg Wasser sei die Einzäunung ein „Kompromiss zwischen einem barrierefreien Ort der Erholung und erforderlichen Schutzmaßnahmen vor tragischen Unglücken“. Ole Thorben Buschhüter (SPD) hofft nun, dass der Zaun weniger erdrückend wirkt, wenn die „Vegetation von ihm Besitz ergriffen hat“. Die örtliche CDU dagegen findet die Maßnahme „völlig daneben“.