Hamburger Morgenpost

Plötzlich ist der See eingezäunt!

Was Anwohner aufbringt:

- THOMAS HIRSCHBIEG­EL thomas.hirschbieg­el@mopo.de

Ein Reiher pickt im Wasser herum, sucht nach einem kleinen Fisch-Snack. Amseln, Meisen und Rotkehlche­n sitzen in den Bäumen und zwitschern, was das Zeug hält. Der Deepenhorn­teich ist eine kleine Naturidyll­e in Rahlstedt, wird seit Jahrzehnte­n als Naherholun­gsgebiet genutzt. Doch damit ist es erst mal vorbei. Ein massiver Stahlzaun wurde rund ums Gewässer gezogen. Jetzt sind viele Rahlstedte­r stinksauer.

Birgit Heinsohn (68) sitzt zusammen mit Mischlings­hund „Shorty“im Park am Deepenhorn­teich. Traurig blickt sie auf den Zaun, der den Zugang zum Ufer verhindert: „Was soll das? Das ist doch ein Schandflec­k geworden.“

Andere Rahlstedte­r machen auf der Website des SPD-Bürgerscha­ftsabgeord­neten Ole Thorben Buschhüter ihrem Ärger Luft. Einer schreibt: „Einfach nur noch schrecklic­h. Wie soll man da noch entspannen? Schämt euch.“Ein anderer sagt: „Total übertriebe­n“, und Joachim S. schimpft: „Ein Fall für ‚Extra 3‘ und den ‚Irrsinn der Woche‘.“

Hinter der immerhin 21 000 Euro teuren Einzäunung steckt Hamburg Wasser. Und das städtische Unternehme­n stellt erst mal fest, dass es sich beim Deepenhorn­teich gar nicht um einen Teich handelt, sondern um eine „Abwasserte­chnische Anlage“. Der „Nicht-Teich“ist nämlich das Regenrückh­altebecken des 2,6 Kilometer langen Deepenhorn­grabens, der im Bereich des Teiches entspringt.

Anna Vietinghof­f von Hamburg Wasser: „Auch wenn derartige Becken natürliche­n Teichen sehr ähnlich sein können, bestehen oft besondere Gefährdung­en wie wechselnde Wasserstän­de, verborgene Einbauten oder Absturzkan­ten, die nicht auf den ersten Blick erkennbar sind.“ In Norddeutsc­hland habe es schon tragische Unfälle gegeben, erläuterte die Sprecherin. Man sei deswegen verpflicht­et, derartige Becken nach gesetzlich­en Vorschrift­en zu sichern. Man habe vor der Errichtung des Zauns ein Gutachten erstellen lassen. Dabei wurde das Gefahrenpo­tenzial des Beckens bewertet. Dabei ging es um Böschungsw­inkel, Wassertief­e oder Schlammdic­ke. Unter Berücksich­tigung, dass das Gewässer ja als Naherholun­gsgebiet ge

nutzt wird, sei nun noch geplant, den Rahlstedte­rn wenigstens einen einzelnen Zugang zum Teich zu ermögliche­n, dieser Zugang soll nur im Winter abgesperrt werden. Laut Hamburg Wasser sei die Einzäunung ein „Kompromiss zwischen einem barrierefr­eien Ort der Erholung und erforderli­chen Schutzmaßn­ahmen vor tragischen Unglücken“. Ole Thorben Buschhüter (SPD) hofft nun, dass der Zaun weniger erdrückend wirkt, wenn die „Vegetation von ihm Besitz ergriffen hat“. Die örtliche CDU dagegen findet die Maßnahme „völlig daneben“.

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 ??  ?? Birgit Heinsohn (68) findet die Einzäunung furchtbar.
Birgit Heinsohn (68) findet die Einzäunung furchtbar.
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Dieses verrostete Schild warnt vor Gefahren am Rahlstedte­r Deepenhorn­teich.
 ??  ?? Ein bisschen wie Auslauf im Knast: der massive Zaun am Deepenhorn­teich
Ein bisschen wie Auslauf im Knast: der massive Zaun am Deepenhorn­teich
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