Hamburger Morgenpost

RADLER-SCHUTZWALL

Erste „Protected Bike Lane“da. Nach jahrelange­r Planung ...

- Von FREDERIK MITTENDORF­F

Zwölf Zentimeter – damit sollen sich Hamburgs Radfahrer:innen endlich sicherer fühlen. Am Freitag wurde in Harburg die erste sogenannte Protected Bike Lane der Stadt eröffnet. Kommende Woche ist dann sogar Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer zu Gast, um über einen nationalen Radverkehr­splan zu beraten.

Der Verkehrsse­nator Anjes Tjarks (Grüne) kam standesgem­äß mit dem Fahrrad am

Freitag angeradelt, um die neue und erste Protected Bike Lane Hamburgs zu eröffnen. Drei Jahre lang liefen die Planungen für die 550 Meter lange Strecke in der Hannoversc­hen Straße – 2,6 Millionen Euro machte die Stadt dafür locker.

Das Besondere: Der Radweg wird durch zwölf Zentimeter hohe Trenninsel­n vom Autoverkeh­r separiert, Fahrradfah­rer:innen haben dann auf 2,10 Meter Platz und müssen sich nicht mehr vor knappen Überholman­övern von Autos fürchten. „45

Prozent der Radfahrer fühlen sich im Straßenver­kehr unsicher“, so Verkehrsse­nator Tjarks am Freitag. Umfragen zeigten aber, dass in Städten, wo es bereits Protected Bike Lanes gäbe, das Sicherheit­sgefühl bei solchen Abschnitte­n fast 100 Prozent betrage. Dementspre­chend wolle man „Radwege bauen, auf denen alle Hamburger fahren können und wollen.“

Die Hannoversc­he Straße ist Teil der Veloroute 11, die Harburg mit der Innenstadt verbindet. Ende 2021 wird die Protected Bike Lane dann noch einmal um 220 Meter verlängert.

„Eines der zentralen Projekte für den Bezirk Harburg ist weiterhin die bessere Verbindung der Harburger Innenstadt mit dem Harburger Binnenhafe­n und auch mit der Hamburger Innenstadt. Der Ausbau der Veloroute 11 und die Fertigstel­lung des ersten Bauabschni­tts der Protected Bike Lane in der Hannoversc­hen Straße sind hier richtungsw­eisend für den Radverkehr der Zukunft“, sagte Bezirksamt­slei

terin Sophie Fredenhage­n am Freitag.

Die Protected Bike Lane soll aber nicht nur harburgspe­zifisch bleiben, sondern als Pilotproje­kt den Weg für weitere Lanes überall in der Stadt bereiten. Im Innenstadt­bereich werden noch in diesem Jahr an der Esplanade und dem Dammtordam­m geschützte Fahrradweg­e entstehen.

Auch weitere Projekte liegen bereits in der Schublade. Wo diese entstehen sollen, ist allerdings noch nicht bekannt. Die Suche nach geeigneten Standorten ist nicht leicht, weil die Protected Bike Lanes ordentlich Platz brauchen – in Harburg sind es insgesamt 2,60 Meter.

Tiefbau-Abteilungs­leiter Andreas Svensson war federführe­nd an dem Projekt in Harburg beteiligt und spricht von „Premiumqua­lität“, die in Hamburg gebaut werde. Andere Städte setzten bei der Fahrbahntr­ennung auf Plastikver­kleidungen zur Fahrbahntr­ennung, in Hamburg habe man sich jedoch für die robuste Trenninsel­n entschiede­n.

Das macht die Sache sicherer, aber auch deutlich teurer. Laut Svensson wolle man nun evaluieren, wie die neue Bike Lane sich schlägt. Abnutzung ist dabei ein

Thema, aber auch die steigenden Zulassungs­zahlen von SUVs, die nicht allzu große Probleme bei der Überwindun­g der Trenninsel­n haben dürften, könnten dafür sorgen, dass noch mal nachjustie­rt werden muss. Sollte dies der Fall sein, wären zum Beispiel zusätzlich installier­te Poller eine Lösung.

Dass Hamburg es ernst mit dem Ziel Fahrradsta­dt meint, ist mittlerwei­le auch bis nach Berlin durchgedru­ngen. Das Verkehrsmi­nisterium hat gerade den „Nationalen Radverkehr­splan“veröffentl­icht und erwähnt Hamburg darin lobend.

Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) will künftig kräftig in die Fahrradinf­rastruktur in Deutschlan­d investiere­n – dafür sollen Milliarden an Euro in die Städte fließen. „Das ist ein ziemlich guter Radverkehr­splan“, so Anjes Tjarks über die Pläne des CSU-Politikers. Aber in Hamburg wolle man immer einen „Tacken besser sein“.

Nächste Woche treffen sich die beiden Politiker in Hamburg und beraten über die Zukunft des Radverkehr­s – mal sehen, worauf sich Deutschlan­ds und Hamburgs Radler künftig einstellen können.

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Verkehrsse­nator Anjes Tjarks (Grüne) probiert die neue Protected Bike Lane in Harburg aus.
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Rund zwölf Zentimeter hoch ist die Abtrennung zwischen Radweg und Fahrbahn.

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