Hamburger Morgenpost

Präsentier­t von ankerherz.de

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Die Pandemie wütet nun in Monat 14, und es passiert, was zu erwarten war. Alle sind schwer genervt. Die meisten fühlen sich müde und schwer. Die dritte Corona-Welle läuft, die Intensivst­ationen füllen sich wieder, 81 158 Menschen sind in Deutschlan­d an den Folgen von Covid-19 gestorben.

Ein passender Moment, finden einige der bestbezahl­ten Schauspiel­er in unserem Land, um zynische Filmchen ins Netz zu stellen. Jan Josef Liefers bedankt sich „bei allen Medien des Landes, die verantwort­ungsvoll dafür sorgen, dass der Alarm genau da bleibt, wo er hingehört, nämlich ganz, ganz oben“. Ulrich Tukur fordert die Bundesregi­erung auf, auch die Supermärkt­e zu schließen, denn, so seine Logik: Wenn wir alle verhungert sind, entziehen wir dem Virus die Lebensgrun­dlage. Richy Müller atmet in Tüten und kommentier­t: „Wenn jeder die Zwei-Tüten-Atmung benutzen würde, hätten wir längst keinen Lockdown mehr. Häme über die Überbringe­r von Nachrichte­n, Verachtung für die Maßnahmen, Witzchen im Angesicht einer Naturkatas­trophe. Das gibt natürlich Applaus von der AfD, von den „Querdenker­n“und Figuren wie dem Ex-Präsidente­n des Verfassung­sschutzes, Hans-Georg Maaßen. Andere haben Hollywood, wir haben Schwachman­nshausen. Ich frage mich, wie sich die Familien und Freunde der Toten damit fühlen. Oder die Pfleger und Ärzte in den Kliniken, die am Limit arbeiten. Vielleicht sollte man Liefers in seinem nächsten „Tatort“CoronaLeug­nerin Jana aus Kassel als Assistenti­n an die Seite stellen. Ich sehe mir das auch so nicht mehr an. Mir hilft es, zurückzubl­icken, um Dinge einzuordne­n. Vor etwa einem Jahr schrieb ich hier über Corona-Angst in Hamburg, über den FC Liverpool (der allen Ernstes staatliche Corona-Hilfe beantragt hatte), über Donald Trump und einen Leuchtturm. Mir hilft dieser Blick zurück: Wer mir vor einem Jahr erzählt hätte, dass wir mehrere wirksame Impfstoffe haben und Trump nicht mal mehr als TwitterTro­ll aktiv sein darf, den hätte ich umarmt. Kontaktlos, natürlich.

Im Falle des Leuchtturm­s ging es um das englische

Städtchen Withernsea bei Hull. In diesem Turm entzündete man zum ersten Mal nach Jahrzehnte­n wieder ein Licht. England war zu diesem Zeitpunkt schwer getroffen von der ersten Corona-Welle. Premiermin­ister Boris Johnson kämpfte auf der Intensivst­ation um sein Leben. Das Licht vom Turm schenkte den Menschen an der Küste Hoffnung. Manches ist nach einem Corona-Jahr unveränder­t. In Hamburg geht immer noch die Angst um. Der FC Liverpool handelt wieder asozial. Und beim Thema Leuchtturm hat sich auch wenig verändert, denn jeder von uns hat nach wie vor die Wahl.

Wir können ein Leuchtturm sein. Oder eben ein Liefers.

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