Inseln fürchten um ihr Trinkwasser
Leitungen für Windenergie könnten Reservoirs beschädigen
Wir haben auch starke Bedenken wegen der Süßwasserlinse.
Harm Olchers, Bürgermeister von Baltrum
Kommt auf einigen NordseeInseln bald Salzwasser aus dem Wasserhahn? Um Strom von Offshore-Windparks aus der Nordsee an Land zu bringen, sind Bohrungen für Kabel nötig, die unter Langeoog und Baltrum verlegt werden sollen. Die Inseln fürchten um ihre Trinkwasserversorgung. Das ist aber nicht ihre einzige Sorge.
Die Ostfriesischen Inseln Langeoog und Baltrum sorgen sich angesichts der Planungen neuer Stromtrassen für Offshore-Windparks um ihre Trinkwasserversorgung. Wie alle Ostfriesischen Inseln verfügen sie über unterirdische Süßwasservorkommen, sogenannte Süßwasserlinsen, über die zur Grundversorgung oder bei Notfällen Trinkwasser gefördert wird. Künftige Bohrungen für Stromkabel, die die Netzbetreiber Tennet und Amprion unterhalb von Baltrum und Langeoog sowie durch das Wattenmeer zum Festland legen wollen, könnten die Linsen beschädigen, so die Befürchtungen der Inselgemeinden.
Nach Angaben von Langeoogs Bürgermeisterin Heike Horn (parteilos) lägen in dem nun laufenden Raumordnungsverfahren „Seetrassen 2030“detaillierte Informationen etwa zu den Bohrungen nicht vor. „Es ist nicht ersichtlich, weil diese Unterlagen eben fehlen, wo die Bohrungen die Süßwasserlinsen queren sollen. Das möchten wir wissen.“Für Langeoog sei die Linse ein unverzichtbares Naturgut.
Die Süßwasserlinsen bilden sich durch Regen, der im sandigen Inselboden versickert. Das Süßwasser schwimmt dabei wie ein Fettauge auf dem Salzwasser, das die Inseln umgibt. Der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) schöpft dieses Süßwasser in Brunnen ab und bereitet es zu Trinkwasser auf. Auf Langeoog reicht das Vorkommen aus, um den ganzen Wasserbedarf zu decken. Baltrum dagegen wird vom Festland aus versorgt, doch auch dort gibt es Brunnen, etwa für Notfälle.
Baltrums Bürgermeister Harm Olchers (parteilos) sagte: „Wir haben auch starke Bedenken wegen der Süßwasserlinse.“Zudem befürchte man Folgen für den Tourismus. Grundsätzlich, betont Olchers, stehe man aber hinter der Energiewende und den Offshore-Anbindungen. Es sollten aber alternative Korridore geprüft werden – auch deshalb reichten die Inseln nun Stellungnahmen in dem Verfahren ein.
Dem Amt für regionale Landesentwicklung WeserEms zufolge sind rund ein Dutzend Stellungnahmen von Behörden und etwa 200 Einsendungen von Privatpersonen eingegangen. Tennet teilte mit, das Horizontalspülbohrverfahren sei ein sicheres und seit Jahren standardisiertes Verfahren. Auswirkungen auf Trinkwasser und Tourismus seien nicht zu erwarten.