Hamburger Morgenpost

Carolin Thompson: Fachfrau für Aromen

SERIE Kreativ durch die Krise: Während der Lockdown die Gastronomi­e weitgehend lahmlegt, entwickeln Hamburger Köche und Restaurant­betreiber, Produzente­n und Lieferserv­ice-Anbieter neue Ideen. In der MOPO-Serie „Küchenköpf­e“stellen wir Menschen aus der Gas

- Von ANKE GEFFERS

Geschüttel­t, gerührt, geblendet – wenn es um Cocktails geht, macht Carolin Thompson niemand so schnell etwas vor. Die 37-Jährige arbeitet als Bartenderi­n in der Oval Bar im Fraser Suites Hotel am Rödingsmar­kt. Das Fünf-Sterne-Haus in der ehemaligen Oberfinanz­direktion hat 2019 eröffnet und darf zurzeit nur Geschäftse­isende beherberge­n.

„Zum Glück mussten wir nicht komplett schließen“, sagt die blonde Barfrau. „So leiben wir in Übung nd müssen unser Personal nicht in Kurzareit schicken.“Wenn sie „wir“sagt, bezieht sie auch ihren Mann Daniel mit ein. Der stammt aus England und führt das Restaurant „The Dining Room“, dessen Herzstück die Oval Bar ist. Ein perfektes Team – sie an der Bar, immer für einen Smalltalk zu haben, er, der Ruhigere, in der Küche. Kennengele­rnt haben sich die beiden vor 16 Jahren im Hotel Vier Jahreszeit­en in Hamburg – da ging Carolin mit ihren selbst entwickelt­en Drinks oft in die Küche, um passende Mahlzeiten zu den Cocktails mit dem Koch – Daniel – abzusprech­en. „Die Aromen müssen passen“, sagt sie.

Und nicht nur die passten, auch die Wellenläng­e zwischen den beiden GastroSpez­ialisten stimmte. Das Paar ging zusammen nach Florida. Caro (so nennen sie

Stammgäste) mixte Drinks, unter anderem für Donald Trump im Mar-a-Lago in Palm Beach. „Damals war er noch nicht Präsident. Ich kam gut mit ihm und seiner Familie klar“, erzählt sie: „Trump trank am liebsten Virgin Piña Colada oder Virgin Mary.“Auf die sonnigen Zeiten in Florida folgten Jahre in London. Dort mixte Carolin so erfolgreic­h, dass sie zur Bartenderi­n des Jahres 2010 gewählt wurde. Damals noch in einer Männerdomä­ne, „aber das hat mich nie gestört, im Gegenteil, es war inspiriere­nd.“Inzwischen hat sich das geändert, immer mehr Frauen zeigen, dass sie diesen Job mindestens genauso gut beherrsche­n wie ihre männlichen Kollegen.

Am Bartresen hat sie schon so einiges gehört und gesehen, Trennungen, Streits, aber auch Liebesschw­üre und Versöhnung­en. „Ich bin da sehr empathisch, versuche, zu helfen, wenn es jemandem schlecht geht“, sagt sie. Ihre perfekt gemixten originelle­n Drinks und die offene Art – klar, dass Carolin Thompson viele Stammkunde­n hat. „Einer kannte mich aus München und hat mich später in London gesucht und gefunden, das hat mich sehr gefreut“, sagt sie, während sie einen alkoholfre­ien, extra für die MOPO entwickelt­en Cocktail mixt. „Gesund und frisch, das liegt im Trend. Immer mehr Menschen würden nach gesunder Ernährung, aber auch nach gesunden Getränken fragen. Für sie ist zum Beispiel Kresse eine Entdeckung, „passt sowohl zum Essen, aber mit dem leicht bitteren Aroma auch gut zu Cocktails.“Ideen für neue Drinks kommen ihr überall – mal im Kino, wo sie mit ihrer sechsjähri­gen Tochter den Film „Die Eisprinzes­sin“gesehen hat, mal, wenn es nach Eukalyptus riecht. Der Film brachte sie auf die Idee, Hanfsirup in Verbindung mit Linie Aquavit zu verwenden, der Geruch führte zum „Eukalyptus High Ball“, ihr Drink des Hauses.

In der Oval Bar, optisch inspiriert vom Oval Office in Washington, sollen Gäste schon bald die Möglichkei­t haben, mithilfe eines Rotationsv­erdampfers individuel­le Aromen zu mixen. Im letzten Jahr gab es Cocktails in Flaschen zum Mitnehmen, jetzt personalis­ierte Ginoder Rumsorten. Immer wieder neue Ideen. Das ist auch das Motto von Carolin Thompson. Nicht jammern, lieber das Beste aus der Situation machen.

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Leben und arbeiten zusammen: Carolin und Daniel Thompson.

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