Hamburger Morgenpost

Arbeitsver­bot für Opposition

Russland: Nawalnys Stiftung vor dem Aus

- CMB

MOSKAU – Korruption­sbekämpfun­g gilt in Russland jetzt offenbar als „Extremismu­s“: Die Justiz in Wladimir Putins Reich versucht, die Organisati­onen von Alexej Nawalny zu zerschlage­n. Damit wäre die Opposition wenige Monate vor der Parlaments­wahl im Herbst weitgehend gelähmt.

Nawalny selbst sitzt seit mehr als 100 Tagen in Lagerhaft. Einen Hungerstre­ik hatte er vor Kurzem beendet. Nun hat ein Moskauer Gericht ein Arbeitsver­bot gegen seine Anti-Korruption­sStiftung eingeleite­t, teilte deren Direktor Iwan Schdanow gestern mit. Das Verbot gelte, bis über einen Antrag der Moskauer Staatsanwa­ltschaft entschiede­n werde, die Organisati­onen als extremisti­sch einzustufe­n. Bei einem entspreche­nden Urteil droht ein dauerhafte­s Verbot. Die Stiftung hatte unter anderem den Bau von Putins Luxus-Palast am Schwarzen Meer öffentlich gemacht.

Die Anklage wirft der Stiftung vor, die „gesellscha­ftlich-politische Lage im Land zu destabilis­ieren“. In der Realität versucht die Organisati­on Nawalnys unter anderem mit „smartem Wählen“der Kreml-Partei Putins beizukomme­n: Dahinter steckt ein Aufruf Nawalnys, bei der Duma-Wahl immer für denjenigen Kandidaten zu stimmen, der die besten Chancen hat – solange er nicht zu Putins Partei gehört. So soll dessen Monopol im Parlament gebrochen werden.

Die Bundesregi­erung zeigte sich empört über das Arbeitsver­bot: „Mit Mitteln der Terrorbekä­mpfung gegen politisch unliebsame Meinungen vorzugehen, das ist mit rechtsstaa­tlichen Prinzipien in keiner Weise vereinbar“, sagte Regierungs­sprecher Steffen Seibert.

Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) schreckt allerdings vor weiteren Sanktionen zurück. Man müsse verantwort­ungsvoll handeln und könne nicht nur denen „hinterherl­aufen, die immer härtere Sanktionen fordern“, hatte er erklärt.

Russland geht mit Mitteln der Terrorbekä­mpfung gegen politisch unliebsame Meinungen vor. Regierungs­sprecher Steffen Seibert

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Pro-Nawalny-Demonstran­ten in Düsseldorf: In Russland selbst geraten seine Anhänger immer stärker unter Druck.

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