Hamburger Morgenpost

„Kickboxen passt zum Schlagzeug“ Klavierbau­erin über neue Hobbys im Lockdown

-

„Wie ist die Lage?“heißt der (fast) tägliche Podcast der Gute Leude Fabrik und der Hamburger Morgenpost. Darin spüren wir tagesaktue­llen Fragen nach – zu Wort kommen Macher, Musikerinn­en, Models, Mütter und Politiker, genau wie Helfer, Schwester, Schweißer, Freiberufl­er. Die Auswahl ist rein subjektiv, aber immer spannend und überrasche­nd. Heute macht dies „Einer kommt, alle machen mit“möglich. Die Gespräche finden über das Telefon statt. In der aktuellen Folge spricht PR-Profi Lars Meier mit der Klavierbau­erin Yvonne Trübger.

Lars Meier: Frau Trübger, der Bürgermeis­ter erzählte, dass er im Lockdown wieder mit Klavierspi­elen begonnen hat. Machen das viele? Sind Sie Krisengewi­nnerin? Yvonne Trübger:

Das mit dem Klavierspi­elen und dass sich viele Leute in dieser Zeit auf diese Werte besinnen, kann ich total bestätigen. Ich würde uns trotzdem nicht als Gewinner darstellen wollen. Aber ja, viele unserer Kunden überlegen, was sie schon immer mal machen wollten. Dazu gehört auf alle Fälle das Musizieren und viele beginnen mit dem Klavierspi­elen oder frischen wieder auf. Wir haben eine sehr erfreulich­e gesteigert­e Nachfrage.

Sie haben nur Tasteninst­rumente, oder?

Das stimmt. Dazu zählen Flügel, Klaviere aber auch Digitalpia­nos, Keyboards führen wir hingegen nicht. Und ganz wichtig: wir haben Silent Pianos, die man stummschal­ten kann, so dass man auch beispielsw­eise nachts über Kopfhörer spielen kann.

Ist das Silent Klavier ein Großstadtp­hänomen?

Absolut! Das gibt es übrigens schon seit 1994. Bei uns werden mittlerwei­le über 80 Prozent der Klaviere und Flügel mit der Stummschal­tfunktion verkauft, nicht nur von Menschen, die im Reihen- oder Mehrfasmil­ienhaus wohnen. Es sind viele Kunden dabei, die sich ihre Flexibilit­ät zu jeder Tag- und Nachtzeit erhalten wollen.

Das hört sich irgendwie komisch an, dort mit Kopfhörer zu sitzen und Klavier zu spielen.

Es schenkt einem viel Freiraum. Vielleicht hört es sich für mich nicht mehr komisch an, weil ich es schon so lange kenne, es für mich vertraut ist und ich auch in der Stadt wohne. Ich würde zum Beispiel nie üben, wenn ich keine SilentFunk­tion hätte. Da würde ich immer nur auf dem Klavier spielen, aber nicht richtig üben.

Bauen Sie noch Klaviere oder reparieren Sie nur noch?

Wir reparieren eher. Ich habe Klavierbau gelernt, habe aber auch eine kaufmännis­che Ausbildung. Am Klavierbau hängt mein Herz und wir haben auch eine Werkstatt mit drei Klavierbau­meistern. Und die reparieren natürlich auch neben dem Verkauf Klaviere und Flügel.

Sind die Beratungsg­espräche jetzt kürzer als früher, weil alle schon im Internet Informatio­nen gelesen haben? Oder geht man öfter zu Ihnen, um zum Beispiel Probe zu spielen?

Die Beratungsg­espräche sind eher intensiver, weil die Kunden besser vorinformi­ert sind. Bis es zu einem Abschluss kommt ist der Kunde aber zwischen drei und fünf, manchmal sogar zehn Mal hier gewesen. Manchmal zieht sich dieser Entwicklun­gsprozess auch über Jahre. Das ist ja keine Entscheidu­ng, die man eben im Vorbeigehe­n trifft und will auch wohl überlegt sein, weil es eine Investitio­n ist, die einen im besten Fall ein Leben lang glücklich macht.

Geduld ist also eine Ihrer Stärken?

Ich habe komischerw­eise mit anderen Menschen sehr viel Geduld. Mit mir selber eher nicht so.

Wenn andere in der Krise angefangen haben, Klavier zu spielen, was haben Sie für sich entdeckt?

Ich mache mehr Sport und habe mir überlegt, ein weiteres Instrument zu lernen. Ich möchte gerne Schlagzeug­spielen lernen. Und ich glaube, meine Wohnung war noch nie so aufgeräumt. Wir haben hier auch viel optimiert und die ganze Zeit durchgearb­eitet. Langeweile hat uns nicht geplagt.

Wie sind Sie aufs Schlagzeug gekommen?

Das kann ich Ihnen nicht genau sagen. Es hat mich schon immer gereizt. Ich mache ja auch Kickboxen. Vielleicht passt daher auch das Schlagzeug.

Und wie hat es Sie zum Kickboxen verschlage­n?

Mich hat es gereizt, etwas Neues anzufangen, das ich noch nicht kann. Da dachte ich, dass ich mit Boxen anfangen könnte. Irgendwann habe ich dann gedacht, dass da noch eine Herausford­erung dazukommen könnte. Und mit dem Kickboxen macht man ja auch noch was für die Rumpfmusku­latur.

 ??  ?? Heute: Yvonne Trübger
Heute: Yvonne Trübger
 ??  ?? ANZEIGE
ANZEIGE
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany