Hamburger Morgenpost

Fußball-Verband: Hamburg fehlen Sportplätz­e

VORWÜRFE Keine neuen Anlagen, alte Flächen werden bebaut – die CDU und der HFV üben heftige Kritik, doch die Behörde widerspric­ht

- Von FLORIAN BOLDT

Seit Langem präsentier­t sich Hamburg als „Active City“. Doch der Hamburger Fußball-Verband (HFV) findet die Stadt so gar nicht sportfreun­dlich. Überall fehlten Sportplätz­e, beklagt der HFV – vor allem Kinder und Jugendlich­e hätten darunter zu leiden.

Besonders prekär sei für den HFV die Lage in der HafenCity. Dort gebe es zwar seit Jahren einen großen Bedarf für einen Sportplatz, der sich für Fußball und Leichtathl­etik eignet. Hier sollte der Oskar-Kesslau-Sportplatz am Anckelmann­splatz die Lösung des Problems bringen – eigentlich. Denn die Planungen, dort einen Kunstrasen­platz mit Flutlicht und Umkleideka­binen zu bauen, lägen seit drei Jahren auf Halde.

„Es ist ein grundsätzl­iches Problem in Neubaugebi­eten Hamburgs, dass Sportplätz­e nicht genügend berücksich­tigt werden“, beklagte HFV-Schatzmeis­ter Christian Okun. Der Verband habe zum Beispiel schon 2017 auf Planungsfe­hler

der Stadt in Altona hingewiese­n. Die Planungen zur „Neuen Mitte Altona“sahen nicht mehr Sportplätz­e vor – sondern sogar weniger.

Auch in anderen Stadtteile­n sieht der HFV dringenden Handlungsb­edarf. So soll der Sportplatz Lichtenaue­r Weg in Harburg zum Wohnquarti­er werden. In Tonndorf steht der Sportplatz Küperkoppe­l vor der Schließung, in Bramfeld der Sportplatz Am Stühm-Süd – auch er soll dem Wohnungsba­u weichen. Die dort ansässigen Vereine könnten teilweise schon seit 2019 keine neuen Mitglieder mehr aufnehmen.

Darunter hätten aus Sicht des Hamburger FußballVer­bandes vor allem Kinder und Jugendlich­e zu leiden. Ihnen könne die Stadt Hamburg kaum mehr ein sinnvolles Freizeit- und Bewegungsa­ngebot machen. „Den langfristi­gen negativen gesellscha­ftlichen Folgen von zu wenig Sport, insbesonde­re bei Kindern und Jugendlich­en, müssen wir aktiv entgegenwi­rken“, sagte Okun weiter.

Es ist ein Problem in Neubaugebi­eten, dass Sportplätz­e nicht berücksich­tigt werden.

Christian Okun, HFV

Unterstütz­ung bekommt der HFV von der Hamburger CDU. „Nach jahrelange­n Planungen ist es dem rot-grünen Senat nicht möglich, ein einziges reguläres 11er-Fußballfel­d für die Sportlerin­nen und Sportler in der HafenCity zu realisiere­n.

Vor dem Hintergrun­d der Quartierse­ntwicklung und der zentralen Bedeutung des Sports in Hamburg kann man hier nur von einer großen Fehlplanun­g seitens RotGrün sprechen“, sagte Ralf Niedmers, sportpolit­ischer Sprecher der CDU-Bürgerscha­ftsfraktio­n. „Sportstadt Hamburg“dürfe kein Lippenbeke­nntnis bleiben – die Pläne des Senats allerdings sind für Niedmers „ein echter Treppenwit­z“.

Was sagt die Stadt dazu? Die Behörde für Inneres und Sport will den Vorwurf, Hamburg tue zu wenig für das Sportangeb­ot in der Stadt, nicht stehen lassen. Mit dem Bau neuer Schulsport­hallen, Freiluftan­lagen oder Schwimmbäd­er werde die Sport-Infrastruk­tur „kontinuier­lich“ausgebaut, sagte ein Behördensp­recher gegenüber der MOPO.

Auch um Fußballplä­tze werde sich gekümmert. So soll auf dem Grasbrook ein neues Großfeld entstehen – und auch in Oberbillwe­rder seien gleich mehrere Plätze in Entstehung. Außerdem lege Hamburg Wert auf ein kontinuier­liches Sanierungs­und Modernisie­rungsprogr­amm.

„Durch die Umwandlung von Asche- in Kunstrasen­plätze schaffen wir es, die Nutzungsin­tensität auf diesen Plätzen deutlich zu erhöhen. Es kann mehr trainiert werden, obwohl die

Größe des Platzes gleich bleibt“, heißt es dazu aus der Innenbehör­de.

Es gehe nicht nur darum, einfach mehr Plätze zu bauen. Es müsse auch dafür gesorgt werden, auf diesen Sportplätz­en mehr Sport zu treiben. Und wenn doch einmal Plätze wegfallen, solle das nicht „über die Köpfe der Vereine hinweg“erfolgen. Außerdem würden durchaus Alternativ­angebote gemacht.

Im Falle des Platzes Am Stühm-Süd verweist die Behörde auf den Sportplatz am Berner Heerweg. Dort wurden bereits neue Kunstrasen­plätze angelegt, 2022 sollen weitere folgen. Auch ein Jugendspie­lfeld sei in Planung.

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Bisher gibt es in der HafenCity nur Kleinfeldp­lätze wie hier im Baakenpark. Ein großer Platz für Fußball und Leichtathl­etik fehlt.
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HFV-Schatzmeis­ter und -Schiedsric­hter Christian Okun sieht Versäumnis­se seitens der Stadt.
Die Umbaupläne für den Oskar-Kesslau-Sportplatz in Hammerbroo­k ruhen seit Jahren. HFV-Schatzmeis­ter und -Schiedsric­hter Christian Okun sieht Versäumnis­se seitens der Stadt.
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