Hamburger Morgenpost

„Dreist, dreister, Scheuer“

Im Wahlkreis des Verkehrsmi­nisters fließt viel Geld in Straßen

- Von CHRISTIAN BURMEISTER

PASSAU/BERLIN - Die CSU stellt gerne den Finanz-, Wirtschaft­s- oder Verkehrsmi­nister. Denn da bieten sich besonders große Möglichkei­ten, für seine Heimatregi­on etwas Gutes zu tun. Der aktuelle Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) scheint da keine Ausnahme zu bilden. In seinem Wahlkreis werden Straßen großzügig mit Bundesmitt­eln saniert.

Seit Amtsantrit­t von Scheuer 2018 ist in dessen Wahlkreis Passau besonders kräftig in den Aus- und Neubau von Straßen investiert worden. Das berichtet das „Redaktions­netzwerk Deutschlan­d“(RND) unter Berufung auf Ministeriu­msberichte.

Demnach gingen von 2018 bis Ende 2020 60,8 Millionen

Euro vom Bund an Neubauproj­ekte in Scheuers Wahlkreis. Das sind 43,8 Prozent aller Mittel, die dort in den letzten 15 Jahren für Bundesinve­stitionen in den Straßenbau gesteckt wurden.

Der Grünen-Politiker Sven-Christian Kindler, der die Zahlen beim Verkehrsmi­nisterium abgefragt hatte, zog zum Vergleich die Zahlen aus dem Landkreis Gifhorn in Niedersach­sen heran. Dieser ist nach Einwohnerz­ahl und Fläche vergleichb­ar mit Scheuers Wahlkreis. Das Ergebnis: In Gifhorn hat es seit 2005 keine Bundesinve­stitionen in den Straßenneu­bau gegeben.

Im Landkreis Gifhorn flossen 71,6 Millionen Euro in Erhaltungs­maßnahmen an Bundesstra­ßen und Autobahnen. Aber auch in dieser Kategorie hat Passau mit 215 Millionen Euro die Nase vorn. Ein Drittel des Betrags floss in der Amtszeit Scheuers.

„Dreist, dreister, Scheuer“, sagte Kindler. „Die CSU missbrauch­t das Bundesverk­ehrsminist­erium als Selbstbedi­enungslade­n.“Steuergeld­er müssten investiert werden, wo sie nachhaltig­e Mobilität unterstütz­ten – „und nicht dort, wo der CSUVerkehr­sminister wohnt“. Scheuer habe keinen Freifahrts­chein für eine „Passau first“-Politik.

Bereits unter Scheuers Vorgänger und Parteifreu­nd Alexander Dobrindt hatte es ähnliche Auffälligk­eiten gegeben. In seiner Amtszeit hatten sich Bundesausg­aben für den Straßenbau in den bayerische­n Landkreise­n Garmisch-Partenkirc­hen und Weilheim-Schongau verdoppelt. Für Brücken war sogar drei Mal so viel ausgegeben worden wie zuvor.

Die CSU missbrauch­t das Bundesverk­ehrsminist­erium als Selbstbedi­enungslade­n. Sven-Christian Kindler (Grüne)

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Seit Scheuers Amtsantrit­t ist in dessen Wahlkreis Passau kräftig investiert worden.

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