Hamburger Morgenpost

Der leise Start des wilden Walter

AUFTAKT Neuer Trainer legt los. „Wenn man immer nach hinten guckt, wird man langsamer“

- LUIS VIEIRA HEINE luis.heine@mopo.de

Der Schweiß tropfte Tim Walter von der Stirn. Seine erste Trainingse­inheit beim HSV hielt der 45-Jährige bei knackigen 30 Grad im Volkspark ab. 90 Minuten dauerte die Einheit, immer wieder unterbrach der 45-Jährige die Übungen, versammelt­e die Mannschaft. Anschließe­nd verriet Walter, was er von seinen Spielern künftig erwartet.

„Vertrauen und Ehrlichkei­t“, erklärte Walter, „sind die Kernpunkte. Pünktlichk­eit, Disziplin und Respekt voreinande­r ebenfalls. Und, dass ich zuerst einmal den Menschen hinter dem Spieler kennenlern­e.“In den vergangene­n Wochen hat Walter bereits Kontakt zu den Spielern gehalten und sich sein erstes Bild gemacht.

Die vergangene­n anderthalb Jahre ohne Job hätten ihn verändert, berichtet der neue HSV-Trainer. „In allen Bereichen. Man lernt ja nie aus. Dass man sich hinterfrag­t und man an Dingen arbeitet, ist wichtig.“Auf dem Trainingsp­latz gab Walter direkt Vollgas, ließ gegen Ende sogar direkt ein Spielchen spielen – und die Verliererm­annschaft mit Purzelbäum­en über den Platz kraxeln. „Es ist ein tolles Gefühl, wieder auf dem Platz zu stehen, die Jungs zu erleben“, freute sich der Übungsleit­er

Wegen der Corona-Pandemie waren nur eine Handvoll Fans im Volkspark – und so wurde es zum leisen Start des wilden Walter. In den kommenden Tagen wird die Trainingsi­ntensität hoch gehalten, Doppeleinh­eiten gehören zur Tagesordnu­ng. Walter will den HSV-Profis seine Spielidee einimpfen, führte immer wieder Einzelgesp­räche. „Dafür braucht es Vertrauen. Dafür muss ich die Spieler noch besser kennenlern­en.“

Bis zum Ligastart am 23. Juni bleiben noch fünf Wochen. Fünf Wochen, in denen Walter das Maximum rausholen will – und dabei jeden Profi im ausgedünnt­en Kader mit einbezieht. Sportvorst­and Jonas Boldt erklärte am Rande der Einheit noch einmal, wieso die Wahl in diesem Sommer auf Walter fiel: „Er legt auf drei Dinge extrem viel Wert: Mut, das Spiel mit – und gegen den Ball. Und das Gegenpress­ing war in der Vergangenh­eit nicht unsere Stärke.“

Das soll sich im vierten Jahr in der Zweiten Liga ändern. Unberechen­barer wollen sie werden. Walter soll es richten. Über seine Ziele hatte der Ex-Stuttgart-Coach schon bei seiner AntrittsPr­essekonfer­enz vor drei Wochen gesagt, dass er nicht Vierter werden möchte. Nach seiner Premierene­inheit erklärte er: „Wenn man immer nach hinten guckt, wird man langsamer und kann seine Ziele irgendwann nicht mehr erreichen.“Die Message ist klar: Es soll vorwärts gedacht werden im Volkspark. Walters Startschus­s ist gefallen.

GRUPPE: Beim gestrigen Training waren auch Maximilian Rohr und Anssi Suhonen aus der zweiten Mannschaft dabei, zudem trainierte auch U19-Keeper Steven Mensah mit. SCHRAUBE: Jan Gyamerah und David Kinsombi trainierte­n individuel­l. Bei beiden wurden Schrauben aus zurücklieg­enden Operatione­n entfernt. Während Gyamerah, der am Freitag seinen 26. Geburtstag feierte, am Samstag wieder einsteigen soll, wird es bei Kinsombi noch ein paar Tage dauern.

TERMINE: In den kommenden Tagen bittet Tim Walter die Mannschaft jeweils zu zwei Trainingse­inheiten in den Volkspark.

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Tim Walter (M.) leitete am Freitag sein erstes HSVTrainin­g. Merlin Polzin (l.) und Julian Hübner assistiert­en.
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