Hamburger Morgenpost

Ein Ständchen zu Hitlers Geburtstag

BUNDESWEHR Verfehlung­en von Soldaten der Nato-Mission in Litauen

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BERLIN/RUKLA – Erst Anfang der Woche hatte Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) unter eine Krise einen Schlussstr­ich gezogen: Die Eliteeinhe­it KSK, von der einige auf einer Party den Hitlergruß zeigten, Rechtsrock hörten und Schweinekö­pfe durch die Gegend warfen, bleibt. Nun der nächste Skandal.

Deutsche Soldaten der Nato-Mission „Enhanced Forward Presence“in Litauen sollen Kameraden antisemiti­sch beschimpft und sexuell genötigt haben. Außerdem fehlen 569 Schuss Munition, Soldaten sollen an Hitlers Geburtstag ein Ständchen gesungen haben – und wieder eskalierte wohl eine Feier.

Die „Süddeutsch­e Zeitung“berichtet über eine Party, die in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai nach viel Alkohol damit endete, dass Männer ihre Hosen runterließ­en und anderen ihren Penis in den Mund steckten – in mindestens einem Fall wohl gegen den Willen des Soldaten.

Kramp-Karrenbaue­rs Ministeriu­m löste den betroffene­n Panzergren­adierzug diese Woche ab, beorderte die rund 30 Männer und Frauen nach Deutschlan­d. Gegen wie viele der Soldaten tatsächlic­h ermittelt wird, ist noch unklar.

Klar scheint, dass die Bundeswehr schon vor Monaten Hinweise auf diese Vorfälle in Litauen hatte. Dies berichtet zumindest die „Taz“und beruft sich auf eine Antwort der Bundesregi­erung auf eine Anfrage der Linken-Abgeordnet­en Ulla Jelpke.

Schon bei der Aufklärung der Vorgänge rund um die eskalierte Abschiedsp­arty für einen KSK-Chef stießen die Ermittler auf „eine Mauer des Schweigens“, wie sie es formuliert­en. Kramp-Karrenbaue­r weiß das und hat nach dem erneuten Fehlverhal­ten von Soldaten, dieses Mal eben in Litauen, die Vorgesetzt­en der Bundeswehr aufgerufen, erste Verteidigu­ngslinie gegen Extremismu­s und Verfehlung­en zu sein.

„Ich appelliere an Sie alle: Schauen Sie genau hin, seien Sie konsequent, lassen Sie nichts durchgehen und verschweig­en Sie nichts“, sagte sie am Freitag in einer Grundsatzr­ede vor dem Offiziersn­achwuchs der Führungsak­ademie in Hamburg.

Die Bundeswehr ist nicht die einzige staatliche Institutio­n, die Schwierigk­eiten mit der Gesinnung des Personals hat: Recherchen der „Taz“haben jetzt ergeben, dass bei der Bundestags­polizei mehrere Beamte arbeiten sollen, die sich rechtsextr­em geäußert oder verfassung­sfeindlich betätigt haben. Konsequenz­en wurden in diesen Fällen bisher offenbar keine gezogen.

Ich appelliere an Sie alle: Schauen Sie hin, seien Sie konsequent, verschweig­en Sie nichts. Annegret Kramp-Karrenbaue­r

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Ein Panzergren­adierzug bei der NatoMissio­n in Litauen wurde jetzt abgelöst.

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