Wir sind keine Engel
NEUESIMAGE Victoria’s Secret will weg von Flügeln und Sexismus
NEW YORK – Höhe- oder Tiefpunkt (je nach Betrachtung) jeder Victoria’s Secret Show war bisher der Auftritt eines Topmodels auf Diät und mit Dessous, das mit riesigen Flügeln behängt über den Laufsteg trabte. Nackte Haut, rosa Glitter und ein für normale Frauen absurdes Beauty-Ideal: All so was ist 2021 ist nicht mehr zeitgehat mäß. Die Dessousfirma sich deshalb einen radikalen
Imagewechsel verordnet.
Warum sollten Frauen die Dessous von Victoria’s Secret tragen (vorausgesetzt, sie passen überhaupt rein)? Um Männern zu gefallen, um sich ein bisschen wie ein sexy-süßer Engel zu fühlen. Das war jahrzehntelang das ReizwäscheKonzept der US-Firma. Dass so was nicht mehr ins Jahr 2021 passt, hat man dort jetzt offenbar auch gemerkt.
„Wir müssen aufhören, das zu tun, was Männer wollen, und anfangen, das zu tun, was Frauen wollen“, so Martin Waters, Chef des wirtschaftlich taumelnden Reizwäsche-Herstellers, in der „New York Times“. „Ich habe schon lange gewusst, dass wir diese Marke ändern müssen, wir hatten nur nicht die Kontrolle“, schiebt er hinterher. Als Rechtfertigung für die reichlich späte Erkenntnis? Wie auch immer: Jetzt soll alles anders werden. Nicht mehr sexy, sondern souverän – das ist das neue Wäscheverkaufs-Konzept.
Sechs Botschafterinnen hat sich die Marke dafür eingekauft – jede von ihnen verkörpert einen selbstbewussten Typ Frau: Fußballerin Megan Rapinoe, Schauspielerin Priyanka Chopra und Top-Curvy-Model Paloma Elsesser zum Beispiel. „Ich bin kein Model geworden, um nur die coolen Dinge zu machen, sondern um die Welt zu verändern“, sagt sie. Sie will, dass die sexy Teile bis Größe XXXXXL angeboten werden. Lob von „Ex-Engel“Tyra Banks, die 1995 als erste Afroamerikanerin über den VS-Laufsteg ging, gab es schon: „Mag sein, dass ich Türen geöffnet habe, aber ihr werdet sie durchbrechen.“