Hamburger Morgenpost

DER BANKER KNEIFT

CUM-EX-SKANDAL Rechtsabte­ilungsleit­er der Bank spricht – Mitinhaber Olearius sagt nicht mehr aus

- Von ANN-CHRISTIN BUSCH

Cum-Ex-Affäre: Warburg-Boss Olearius sagt nicht aus.

Warum ließ das Hamburger Finanzamt Steuernach­forderunge­n in zweistelli­ger Millionenh­öhe gegenüber der Warburg-Bank verjähren? Der Parlamenta­rische Untersuchu­ngsausschu­ss zum Cum-Ex-Skandal soll aufklären, ob es eine Einflussna­hme durch die Politik gab. Dazu wurde gestern der Chefsyndik­us der Bank, Christoph Greiner, befragt. Warburg-Mitinhaber Christian Olearius gab kurz zuvor bekannt, dass er nicht mehr aussagen will.

„Die Durchsuchu­ngsmaßnahm­e kam für mich damals völlig überrasche­nd“, sagte der Chefsyndik­us, der Leiter der Rechtsabte­ilung, Christoph Greiner. Über Cum-ExGeschäft­e habe nach seinen Informatio­nen niemand in der Bank Kenntnis gehabt. In den Jahren, in denen die Geschäfte stattgefun­den haben sollen, sei er „entweder nicht bei Warburg tätig oder mit den Vorgängen nicht befasst“gewesen.

Zur Erinnerung: Die Warburg-Bank war in sogenannte Cum-Ex-Geschäfte verwickelt, bei denen Steuern vom Staat „zurück-“erstattet werden, die nie gezahlt wurden. Der Untersuchu­ngsausschu­ss soll den Vorwurf der möglichen Einflussna­hme durch führende SPD-Politiker (vor allem den damaligen Bürgermeis­ter Olaf Scholz und den damaligen

Finanzsena­tor Peter Tschentsch­er) klären. Hintergrun­d sind Treffen von Scholz und Warburg-Mitinhaber Christian Olearius in den Jahren 2016 und 2017.

Gegen Olearius liefen damals bereits Ermittlung­en wegen des Verdachts auf schwere Steuerhint­erziehung. Später ließ Hamburg mögliche Steuernach­forderunge­n von 47 Millionen Euro verjähren. Eine weitere Forderung über 43 Millionen Euro wurde erst nach einer Interventi­on des Bundesfina­nzminister­iums eingeforde­rt. Inzwischen hat die Warburg-Bank alle Steuerford­erungen beglichen, was aber kein Schuldeing­eständnis sei, wie sie betonte.

Vor etwa drei Wochen hatte Christian Olearius zunächst angekündig­t, vor dem Untersuchu­ngsausschu­ss aussagen zu wollen. Bislang hatten er und Max Warburg sich nur durch Anwälte vertreten lassen. Am Freitag teilte der Ausschussv­orsitzende Mathias Petersen (SPD) mit, dass Olearius nun doch nicht aussagen werde. Zu den Gründen äußerte sich sein Anwalt bisher nicht öffentlich.

„Wir sind eine recht überschaub­are Mannschaft dort“, sagte der Chefsyndik­us über die Bank. Es gebe einen täglichen Austausch mit der Geschäftsf­ührung. Über eine politische Einflussna­hme auf die Rückzahlun­g von Steuern habe Greiner mit Olearius aber nicht gesprochen.

Olearius soll Greiner lediglich von einem informativ­en Treffen mit dem damaligen Bürgermeis­ter Olaf Scholz (SPD) berichtet haben. Wie der Termin zustande gekommen war und ob er ihm selbst dazu geraten habe, daran könne er sich nicht erinnern.

Erinnerung­slücken hatte Ende April auch schon Bundesfina­nzminister Scholz vor dem Ausschuss, als es um Treffen mit Olearius ging. Die Vermutung, dass die Politik Einfluss auf die Finanzbehö­rde genommen hat, nannte er „haltlose Schauermär­chen“. Nach Redaktions­schluss sollte auch noch die ehemalige Leiterin des Hamburger Finanzamts für Großuntern­ehmen aussagen.

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Der Parlamenta­rische Untersuchu­ngsausschu­ss zum Cum-Ex-Skandal bei der Arbeit (Archivfoto)
Christian Olearius (Foto aus 2008) wird nun doch nicht vor dem Untersuchu­ngsausschu­ss erscheinen. Der Parlamenta­rische Untersuchu­ngsausschu­ss zum Cum-Ex-Skandal bei der Arbeit (Archivfoto)
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