So soll es trotz Delta durch den Sommer gehen
Noch gibt es wenig Fälle der neuen Variante in Hamburg
Bei den vielen Lockerungen, einer Hamburg-Inzidenz von 12,4 und dem Sommerwetter scheint es fast so, als sei die Pandemie vorbei. Doch gleichzeitig ist die neue Virusvariante Delta auf dem Vormarsch. Erwartet uns im Herbst ein böses Erwachen?
Bisher gibt es erst 25 bestätigte Delta-Fälle in Hamburg – doch das könnte sich schnell ändern. In England und Schottland dominiert Delta bei Neuinfektionen bereits, Lissabon wurde am Wochenende wegen der weiten Verbreitung der neuen Variante abgeriegelt. Denn sie ist noch ansteckender als die Alpha-Mutante und eine Infektion mit ihr ist wegen anderer Symptome als bei den bisherigen Corona-Varianten bei jüngeren Patienten kaum von einer leichten Erkältung zu unterscheiden.
Nicole Fischer, Virologin am UKE, ist trotzdem zuversichtlich, dass die Hamburger gut durch den Sommer kommen. „Die AHA-Regeln reichen aus“, sagte sie am Freitag im „Hamburg Journal“des NDR. Masken zu tragen und Abstand zu halten kann auch gegen die Delta-Variante schützen. Zudem sind die Fallzahlen derzeit niedrig.
Wie sich die Lage im Herbst entwickelt, sei jedoch „eine andere Geschichte“, so die Virologin. Auch Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) geht davon aus, dass es in den kommenden Wochen mehr Delta-Fälle geben könnte. Besonders im September und Oktober könnte es „noch einmal schwierig werden“, sagte er im „Hamburger Abendblatt“. Vollständig besiegt sei die Pandemie nicht: „Ich denke, wir sind zu drei Vierteln durch“, sagte er.
Es gelte nun, mit dem Impfungen schneller zu sein als die neuen Virusvarianten. „Die Impfung schützt, das ist die gute Nachricht“, sagte die Virologin Fischer. Dafür müsse man aber vollständig geimpft sein. Nach nur einer Spritze schützte die Impfung nicht so gut wie gegen Alpha.
Im Herbst sollten deshalb 80 Prozent der Erwachsenen voll geimpft sein und die Fallzahlen niedrig bleiben. Im „Abendblatt“-Interview gibt sich Tschentscher trotz der aufgetretenen Lieferschwierigkeiten der Impfstoffe zuversichtlich: „Die Bundeskanzlerin hat zugesagt, dass alle bis zum Ende des Sommers ein Impfangebot bekommen. Ich gehe davon aus, dass das möglich ist.“
Weil sie noch nicht geimpft werden können, sind besonders Kinder gefährdet, sich mit der Delta-Mutante anzustecken. In der Kalenderwoche 23 haben sich 55 Kinder bis 14 Jahre mit Corona infiziert. Bei den 15- bis 19-Jährigen waren es 23. Wie viele von der Delta-Variante betroffen waren, konnte die Gesundheitsbehörde der MOPO nicht sagen, weil die Daten nicht entsprechend erfasst werden. Ein Delta-Verdachtsfall in einer Schule in Lokstedt bestätigte sich nicht.
Auch die Schulbehörde wies auf die Problematik hin: „Versorgungsprobleme beim Impfstoff und neue Virusvarianten bleiben eine Bedrohung“, so Senator Ties Rabe (SPD). „Wir wollen deshalb optimistisch, aber vorsichtig in das neue Schuljahr starten.“Im neuen Schuljahr soll deshalb zwar Präsenzunterricht in gleichem Umfang wie vor den Sommerferien fortgesetzt werden, eine Präsenzpflicht bleibt bis zu den Herbstferien aber ausgesetzt.
Versorgungsprobleme beim Impfstoff und neue Virusvarianten bleiben eine Bedrohung.
Ties Rabe, Schulsenator