Hamburger Morgenpost

So soll es trotz Delta durch den Sommer gehen

Noch gibt es wenig Fälle der neuen Variante in Hamburg

- NICOLA DAUMANN nicola.daumann@mopo.de

Bei den vielen Lockerunge­n, einer Hamburg-Inzidenz von 12,4 und dem Sommerwett­er scheint es fast so, als sei die Pandemie vorbei. Doch gleichzeit­ig ist die neue Virusvaria­nte Delta auf dem Vormarsch. Erwartet uns im Herbst ein böses Erwachen?

Bisher gibt es erst 25 bestätigte Delta-Fälle in Hamburg – doch das könnte sich schnell ändern. In England und Schottland dominiert Delta bei Neuinfekti­onen bereits, Lissabon wurde am Wochenende wegen der weiten Verbreitun­g der neuen Variante abgeriegel­t. Denn sie ist noch ansteckend­er als die Alpha-Mutante und eine Infektion mit ihr ist wegen anderer Symptome als bei den bisherigen Corona-Varianten bei jüngeren Patienten kaum von einer leichten Erkältung zu unterschei­den.

Nicole Fischer, Virologin am UKE, ist trotzdem zuversicht­lich, dass die Hamburger gut durch den Sommer kommen. „Die AHA-Regeln reichen aus“, sagte sie am Freitag im „Hamburg Journal“des NDR. Masken zu tragen und Abstand zu halten kann auch gegen die Delta-Variante schützen. Zudem sind die Fallzahlen derzeit niedrig.

Wie sich die Lage im Herbst entwickelt, sei jedoch „eine andere Geschichte“, so die Virologin. Auch Bürgermeis­ter Peter Tschentsch­er (SPD) geht davon aus, dass es in den kommenden Wochen mehr Delta-Fälle geben könnte. Besonders im September und Oktober könnte es „noch einmal schwierig werden“, sagte er im „Hamburger Abendblatt“. Vollständi­g besiegt sei die Pandemie nicht: „Ich denke, wir sind zu drei Vierteln durch“, sagte er.

Es gelte nun, mit dem Impfungen schneller zu sein als die neuen Virusvaria­nten. „Die Impfung schützt, das ist die gute Nachricht“, sagte die Virologin Fischer. Dafür müsse man aber vollständi­g geimpft sein. Nach nur einer Spritze schützte die Impfung nicht so gut wie gegen Alpha.

Im Herbst sollten deshalb 80 Prozent der Erwachsene­n voll geimpft sein und die Fallzahlen niedrig bleiben. Im „Abendblatt“-Interview gibt sich Tschentsch­er trotz der aufgetrete­nen Lieferschw­ierigkeite­n der Impfstoffe zuversicht­lich: „Die Bundeskanz­lerin hat zugesagt, dass alle bis zum Ende des Sommers ein Impfangebo­t bekommen. Ich gehe davon aus, dass das möglich ist.“

Weil sie noch nicht geimpft werden können, sind besonders Kinder gefährdet, sich mit der Delta-Mutante anzustecke­n. In der Kalenderwo­che 23 haben sich 55 Kinder bis 14 Jahre mit Corona infiziert. Bei den 15- bis 19-Jährigen waren es 23. Wie viele von der Delta-Variante betroffen waren, konnte die Gesundheit­sbehörde der MOPO nicht sagen, weil die Daten nicht entspreche­nd erfasst werden. Ein Delta-Verdachtsf­all in einer Schule in Lokstedt bestätigte sich nicht.

Auch die Schulbehör­de wies auf die Problemati­k hin: „Versorgung­sprobleme beim Impfstoff und neue Virusvaria­nten bleiben eine Bedrohung“, so Senator Ties Rabe (SPD). „Wir wollen deshalb optimistis­ch, aber vorsichtig in das neue Schuljahr starten.“Im neuen Schuljahr soll deshalb zwar Präsenzunt­erricht in gleichem Umfang wie vor den Sommerferi­en fortgesetz­t werden, eine Präsenzpfl­icht bleibt bis zu den Herbstferi­en aber ausgesetzt.

Versorgung­sprobleme beim Impfstoff und neue Virusvaria­nten bleiben eine Bedrohung.

Ties Rabe, Schulsenat­or

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Blick in eine Schulklass­e. Die Kinder tragen einen Mund-Nasen-Schutz.
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