Hamburger Morgenpost

Volkspark-Punks sollen weg — was passiert mit dem Gelände?

BAHRENFELD Wohnprojek­t soll Naherholun­gspark weichen – Boden mit Schadstoff­en belastet

- Von NICOLA DAUMANN

Das alternativ­e Wohnprojek­t „Wildwuchsw­elt“beim Altonaer Volkspark steht vor dem Aus: Der Mietvertra­g soll nicht verlängert werden. Nun kämpfen die Punks dafür, bleiben zu können. Doch was soll auf dem Grundstück der Stadt überhaupt entstehen?

Ein Haus, ein paar Bauwagen und alte Sofas im Freien: Seit fast acht Jahren leben Punks des Vereins „Wildwuchsw­elt“auf dem ehemaligen Polizei-Schießplat­z am Schulgarte­nweg, der der Stadt gehört und über das Bezirksamt Altona an den Verein vermietet wird. Doch damit ist es wohl bald vorbei: Der Mietvertra­g läuft im April 2023 aus und soll nicht verlängert werden.

Der benachbart­e Kleingarte­nverein und der Bauhof Altona können noch bis 2030 bleiben, bis sie wegen des Ausbaus des A7Deckels gehen müssen. Doch für die Auflösung der „Wildwuchsw­elt“in knapp zwei Jahren scheint es andere Gründe zu geben: Den Bewohnern sei mitgeteilt worden, dass dort ein Naherholun­gspark entstehen soll.

Das berichtet Laura, eine der Bewohner:innen, der MOPO. „Wir haben hier unsere Ruhe und stören auch niemanden“, sagt sie. „Und jetzt soll unser Wohnraum plattgemac­ht werden, damit Menschen hier spazieren gehen können.“Und das, obwohl bereits der Altonaer Volkspark in unmittelba­rer Nähe liegt.

Auch die Altonaer Linksparte­i kennt die Gerüchte um einen Naherholun­gspark.

„Wir Bezirksamt Altona schon mehrfach nachgefrag­t, warum der Mietvertra­g nicht verlängert wird“, sagt ihr Sprecher Klaus-Peter Berndt zur MOPO. „Doch wir bekommen keine klare Antwort.“

Das Bezirksamt verweist auf die Umweltbehö­rde. Die hat die Planung gegenüber der MOPO bisher nicht bestätigt. Stattdesse­n erklärte sie, dass der Boden des ehemaligen Schießgelä­ndes mit Schadstoff­en belastet sei und Sanierungs­überlegung­en laufen würden. Ob, wann und wie das Gelände saniert werde, sei noch unklar.

Das Bezirksamt Altona will die meist jugendlich­en Bewohner der „Wildwuchsw­elt” zudem in feste Wohnungen bringen: „Wir gehen davon aus, dass bis Ende April 2023 die jetzigen Obdachlose­n in festen Wohnraum vermittelt werden können“, so der Sprecher Mike Schlink. Schon jetzt würden die Bewohner auf dem Gelände deshalb regelmäßig wechseln. „Alternativ wird geprüft, wie mit Fördern und Wohnen ein selbststän­diges Wohnen in öffentlich geförderte­m Wohnraum entwickelt werden kann.“

Doch die Punks wollen nicht weg: Laura lebt seit drei Jahren fest auf dem Gelände. Wie die meisten anderen bezieht die 28-Jährige Hartz IV, ihre Miete zahlt das Jobcenter. Mit 16 Jahren haute sie wegen „üblicher Teenie-Probleme“von zu Hause ab, lebte zwischenze­itlich auf der Straße oder kam bei Freunden unter.

Nun ist die „Wildwuchsw­elt“ihr Zuhause geworden. „Wir sind hier wie eine Familie“, sagt sie.

Am liebsten würde sie für immer auf dem Gelände bleiben. „Aber es wäre schon gut, wenn der Mietvertra­g bis 2030 verlängert werden würde“, findet Laura.

Dafür wollen die Punks nun kämpfen: Eine OnlinePeti­tion gibt es schon. Und heute Abend um 18 Uhr findet vor dem Altonaer Rathaus zudem eine Kundgebung statt.

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Laura (28, Sonnenbril­le) und Izy (29) kämpfen für ihr Zuhause.
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Der Mietvertra­g der „Wildwuchsw­elt“läuft im April 2023 aus.
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Das Wohnprojek­t liegt auf einem ehemaligen Schießplat­z der Polizei.

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