Hamburger Morgenpost

Genuin um Kopf und Kragen geredet

- MAIK KOLTERMANN chefredakt­ion@ mopo.de

Deutschlan­d sei kein Einwanderu­ngsland, das sei ihm wichtig, denn hier gebe es ein „genuin deutsches Volk“, sagt der Bundestags­abgeordnet­e der CDU mit dem niederländ­isch klingenden Namen auf einer Veranstalt­ung, auf der es um „gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt“gehen soll. Genuin heißt, ich hab’s nachgeguck­t, „ursprüngli­ch, original, echt“. De Vries weiter: „Ein Einwanderu­ngsland sind beispielsw­eise die USA, ist Australien, die kein eigenes Volk gehabt haben, sondern allein sich aus eingewande­rten Volksgrupp­en gebildet haben.“Der Hamburger sagt das alles sehr selbstbewu­sst und bestimmt. Aber die paar Millionen Ureinwohne­r, deren Vorfahren in Übersee von den eingewande­rten europäisch­en Invasoren vertrieben, beraubt und oft getötet wurden, sind vermutlich anderer Ansicht. Nun mag es stimmen, dass Herr de Vries sich einfach kurz verzettelt hat, bei der naseweisen Unterschei­dung von Ein- und Zuwanderun­g, bei der Differenzi­erung zwischen „echten“Deutschen (zähl’ ich mit meinem Opa aus Pommern da mit?) und den irgendwie vielleicht nicht so richtig originalen. Klar ist: Es ist auch diese Art von arrogantem Gerede, das dem gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt ziemlich abträglich ist.

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