Hamburger Morgenpost

Obwohl Hamburg kein FSME-Gebiet ist, sind die Blutsauger auch hier gefährlich

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Sie sind nur wenige Millimeter groß und lauern im Gras oder auf Büschen: Zecken. Sobald es wärmer wird, werden die kleinen Blutsauger aktiv und können schwere Krankheite­n wie die Frühsommer-Meningoenz­ephalitis (FSME) und die bakteriell­e Erkrankung Borreliose auf den Menschen übertragen. Daher ist es wichtig zu wissen, wo die Zeckengefa­hr am höchsten ist und wie man sich schützen kann.

Laut Robert-Koch-Institut (RKI) gab es in der Zeckensais­on im Pandemie-Jahr 2020 besonders viele FSMEErkran­kungen. Bundesweit wurden 704 Fälle gemeldet – die größte Zahl seit Einführung des Infektions­schutzgese­tzes. Die Gründe dafür seien laut RKI neben einem milden Winter auch die Corona-Maßnahmen gewesen. Die Menschen hätten ihre Freizeit möglicherw­eise häufiger im Freien verbracht als noch in den Jahren zuvor. Ob die Zeckensais­on im Jahr 2021 ähnlich viele Fälle mit sich bringen wird, lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht sagen.

Für Hamburg gibt es zumindest erfreulich­e Nachrichte­n: „Hamburg ist kein FSME-Gebiet“, erklärt die Gesundheit­sbehörde. Heißt: In der Regel wird die Krankheit bei einem Zeckenbiss nicht übertragen. Die wesentlich­en Risikogebi­ete befinden sich laut RKI in Baden-Württember­g, Bayern, im südlichen Hessen, im südöstlich­en Thüringen und in Sachsen. Aber auch bei Deutschlan­ds Nachbarn in Österreich, der Schweiz sowie in Osteuropa und Skandinavi­en sind FSME-Übertragun­gen durch Zecken keine Seltenheit. Der Reisemediz­iner Prof. Tomas Jelinek rät in diesen Gebieten daher zu einer FSME-Impfung.

Auch wenn in Risikogebi­eten laut RKI nur 0,1 bis fünf Prozent der Zecken FSME-Viren in sich tragen, sollte die Gefahr nicht unterschät­zt werden. Bei einer FSMEInfekt­ion treten Symptome auf, die zunächst denen einer Grippe mit Glieder- und Kopfschmer­zen sowie Fieber ähneln. In schweren Fällen können sich die Hirnhaut oder sogar das Gehirn und das Rückenmark entzünden. Für ältere oder geschwächt­e Menschen kann das tödlich sein.

Auch die Bakterieni­nfektion Borreliose kann von Zecken

übertragen werden und kommt, im Gegensatz zu FSME, bundesweit vor – auch in Hamburg. „Zehn bis 20 Prozent aller Zecken tragen den Erreger in sich“, sagt die Hamburger Gesundheit­sbehörde. Das RKI spricht von bis zu 30 Prozent. Ähnlich wie bei FSME treten zunächst grippeähnl­iche Symptome auf. Als Komplikati­on kann eine Neuroborre­liose mit Nervenschm­erzen und Lähmungen vorkommen. Als sicherer Hinweis auf Borreliose gilt die sogenannte Wanderröte, die bei rund 90 Prozent der Infektione­n – auch noch Wochen später – um die Einstichst­elle auftritt und sich vergrößert. Derartige Stellen sollte man umgehend einem Arzt zeigen. Eine diagnostiz­ierte Borreliose wird mit Antibiotik­a behandelt. Derzeit gibt es noch keine Impfung gegen die Krankheit. Das Risiko an Borreliose zu erkranken ist laut RKI mit maximal 1,4 Prozent jedoch auch eher gering.

Damit es aber gar nicht erst so weit kommt, empfiehlt es sich, einige Vorsichtsm­aßnahmen zu beachten, um zeckenfrei den Sommer genießen zu können. Die Bundeszent­rale für gesundheit­liche Aufklärung rät unter anderem, bei Spaziergän­gen möglichst auf den Wegen zu bleiben und Unterholz oder hohes Gras zu meiden. Zudem helfen festes Schuhwerk und helle Kleidung, die den Körper weitestgeh­end bedeckt. Hierauf lassen sich Zecken leichter auffinden. Zudem sollte man den Körper nach einem Waldspazie­rgang gründlich absuchen. Bevorzugte Saugstelle­n sind am Kopf, Haaransatz und am Hals sowie unter den Armen, zwischen den Beinen und in den Kniekehlen.

Wenn Sie eine Zecke entdecken, sollte diese möglichst sofort mit einer Pinzette oder speziellen Zeckenzang­e entfernt werden. Die FSME-Viren befinden sich in den Speicheldr­üsen der Zecken. Durch den Biss können sie rasch in die Blutbahn des Wirtes gelangen. Anders die Borrelien: Sie befinden sich im Darm der Zecken, sodass die Erreger erst bei längerem Saugen – in der Regel nach circa zwölf Stunden – übertragen werden. Wird die Zecke rasch entfernt, ist das Übertragun­gsrisiko der Borreliose-Erreger sehr gering.

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Fiese Blutsauger: Zecken können FSME (Frühsommer-Meningoenz­ephalitis) oder Borreliose übertragen.

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