Aus der Übung? So gelingt das Flirten wieder
DATING IN DER PANDEMIE Beziehungscoach gibt Tipps
Wir neigen dazu, auf unser Profil zu schreiben, wie wir gerne wären. Heike Klopsch, Beziehungscoach
„Wisch und weg“– während der Pandemie boomten Dating-Plattformen wie Tinder, Bumble und Co. Der Nachrichtenaustausch wurde länger, statt realer Treffen gab es häufig erst einmal ein Videodate. Was hat die Corona-Zeit mit unserem Flirtvermögen gemacht? Können wir das im realen Leben eigentlich noch? Die MOPO hat mit einer Expertin gesprochen – und die hat zehn Tipps.
„Ich glaube nicht, dass wir das Flirten verlernt haben, es ist ein bisschen wie Fahrradfahren“, sagt Beziehungscoach Heike Klopsch von der Coaching-Agentur „Herzkümmerei“. Vielleicht brauche man wieder einen kleinen Anstoß, „aber die Menschen haben Lust sich zu verlieben“, sagt sie. Die Möglichkeit, sich wieder in einer Bar oder einem Café zu treffen, gebe vielen außerdem die Leichtigkeit zurück, die das Flirten ja eigentlich mit sich bringen sollte, so Klopsch.
In den vergangenen fast anderthalb Jahren gestaltete sich das Flirten schwierig. Auf den Online-Plattformen tummeln sich zwar hunderte Kandidat:innen – doch die Nutzer:innen werden häufig auf das Äußere reduziert: Ein Wisch nach links – und das Profil verschwindet im Nirvana. Hinzu kommt: „Man sagt, dass nur sieben Prozent der Profile tatsächlich der Wahrheit entsprechen“, so die Expertin.
Häufig sei das gar nicht beabsichtigt, es gehe dabei eher um eine andere Selbstwahrnehmung. „Wir neigen dazu, auf unser Profil zu schreiben, wie wir gerne wären“, sagt Klopsch. Wenn es dann zu einem „Match“kommt, sich also zwei Profile unabhängig voneinander als gut befunden haben, dann ist der nächste Schritt das Schreiben.
„In der Pandemie haben die meisten deutlich mehr und länger geschrieben“, weiß die Beziehungsberaterin. Von Vorteil sei das allerdings nicht, denn je länger man schreibt, desto mehr verguckt man sich in seine Schreib-Fantasie. Am Ende kommt dann die große Enttäuschung, wenn der oder die Flirt-Partner:in ganz anders ist.
„Das direkte Treffen ist das, was einen catcht“, sagt die Expertin. Man verliebt sich in die Stimme, den Geruch, die Form der Hände oder die Art zu lachen. Und: Bei einem Treffen sehe man viel schneller, ob jemand Interesse hat. „Die Menschen sind dann zugewandt, spiegeln teilweise unbewusst das Verhalten des anderen“, sagt die Expertin.
Frauen spielen bei Interesse gerne mit ihren Haaren oder streichen sich durchs Gesicht. Eine flüchtige Berührung sagt häufig auch mehr als jedes weitere Wort.
Trotz derzeit niedriger Inzidenzen sind viele jedoch noch vorsichtig. Die Expertin rät dann zu Treffen im Freien – ein Picknick ist derzeit eine beliebte Alternative zu einem Besuch im Restaurant oder Café. Wichtig sei es, Vorbehalte klar zu kommunizieren und im Gegenzug beim anderen auch ernst zu nehmen.
Eines sei jedenfalls sicher: Geht die Flirtbekanntschaft nicht auf die Bedenken ein, sollte man lieber die Finger von ihr lassen. Denn, so Klopsch: „Gerade beim Thema Corona zeigen sich schnell die teils sehr unterschiedlichen Werte und Einstellungen der Menschen.“