Hamburger Morgenpost

Im Kopfkino geht’s gerade so richtig ab

- NADINE RINKE kultur@mopo.de

Bewusstsei­nsstrom (englisch: stream of consciousn­ess) bezeichnet die ungeregelt­e Folge von Bewusstsei­nsinhalten – sagt Wikipedia. Passiert mir ja ständig! Neulich wieder bei der Nachricht, dass Clemens J. Setz den Georg-Büchner-Preis erhält, eine der wichtigste­n LiteraturA­uszeichnun­gen. Das ist toll und sehr beklatsche­nswert (er twittert auch schön – für alle, die’s kürzer mögen). In der Jury-Begründung heißt es, Setz steche mit seinen Texten „ins Herz unserer Gegenwart“. Und da ging mein Bewusstsei­nsSchakala­ka los. Das Herz unserer Gegenwart.

Ist ja aktuell ganz schön schwer. Das Wasser hier, die Hitze da, Not überall, NRW-Politiker, die mit fein polierten Lederschuh­en über Schlammres­te stapfen, und immer dieses Virus: Delta, Impfangebo­tsausschla­ger, Quarantäne. Mein Kopfradio spielte laut „Isolation“. Überhaupt: Musik! Macht das Herz leichter und gibt’s gerade Corona-konform in der ganzen Stadt. Der Kultursomm­er läuft (S. 26/27), das Knust feiert Geburtstag (S. 28/29), wir sollten mitfeiern und uns bewusst sein, dass es eine hundertpro­zentige Sicherheit nicht geben kann. Mehr als 100 Open-Air-Veranstalt­ungen hat beispielsw­eise das Molotow pandemiege­recht durchgefüh­rt, bei einer wurde ein Gast tags drauf positiv getestet, das Notfallkon­zept griff sofort. Besser geht es derzeit eben nicht. Sammeln wir also – auf Abstand! – gute Momente. Und mit Glück geht’s uns dann ähnlich wie Clemens J.

Setz, der sich jetzt so fühlt, als würde er „mit Süßigkeite­n beworfen“. Hübsches Bild für ’nen neuen Bewusstsei­nsstrom, oder?

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