Hamburger Morgenpost

Der HSV macht sich zum Außenseite­r

Ob’s hilft? Trainer Walter sagt vorm Auftakt: „Schalke und Bremen sind die Favoriten“

- LIGASTART VOM HSV BERICHTEN SIMON BRAASCH UND TIM MEINKE redaktion-sport@mopo.de

Exakt 19 Monate musste er warten. 578 lange Tage, in denen Tim Walter seiner Rückkehr entgegenfi­eberte. Morgen feiert der Trainer sein Pflichtspi­el-Comeback – und eine doppelte Premiere. Walters Zweitliga-Einstand beim HSV ist zugleich sein erster Ritt nach Schalke. Viel schwerer wird es in dieser Saison nicht mehr werden, da ist er sich sicher.

Die Begeisteru­ng ist ihm anzumerken, seit seinem ersten Trainingst­ag im Volkspark. Walter lebt seinen Job, er lobt und flucht, pfeffert auch mal sein Cap vor Wut auf den Boden oder macht Faxen, wenn er an einer Kamera vorbeihusc­ht. Ein ungeduldig­er Zeitgeist, in scheinbar jedem Moment. Wie sehr muss er nur das vermisst haben, was morgen wieder auf ihn wartet?

Ende Dezember 2019 wurde Walter beim VfB Stuttgart entlassen, einen Tag vor Heiligaben­d. Schöne Bescherung. Nun die Rückkehr auf die große Bühne. „Ich spüre totale Vorfreude“, sagt er. „Es ist mein erstes Pflichtspi­el auf Schalke, dann auch gleich mit Zuschauern. Es ist ein tolles Gefühl wieder dabei zu sein und all die Emotionen zu spüren. Das Gefühl hat mir brutal gefehlt!“

Für den HSV ist es der Start in eine Saison, vor der ihn kaum jemand genau einzuschät­zen weiß. Drei Jahre lang war er zuvor der Topfavorit. Und diesmal?

Walter scheint zu wissen, dass es nicht schaden kann, den Kelch, der in den Vorjahren stets im Volkspark abgestellt wurde, diesmal weiterzure­ichen. „Wenn man aufs Papier schaut, sind ganz klar Schalke und Bremen die Favoriten“, sagt er und macht seinen HSV damit ganz offiziell zum Außenseite­r. Neues Spiel, neues Glück. Und neue Ansagen.

Alles andere hätte allerdings auch überrascht. In schöner Regelmäßig­keit ärgerten sie sich beim HSV in den Vorjahren darüber, von allen Konkurrent­en zum Favoriten erklärt zu werden. Weil es alles noch schwerer machte. Warum also jetzt sein Glück nicht mal selbst auf diese Weise versuchen?

Das Wort Aufstieg dürfte kaum einem Hamburger so schnell über die Lippen kommen. Aus Walters Mund klingt das mit den Ambitionen so: „Wir haben Erwartunge­n an uns. Ziele, die wir erreichen und umsetzen wollen.“Er spricht gern von Intensität und Gier. Nicht

die schlechtes­ten Voraussetz­ungen für mehr.

Zumindest hat er keine Angst. Auch nicht vor Schalke. Die Frage, ob er sich diese Paarung nicht lieber zu einem späteren Saison-Zeitpunkt gewünscht hätte, beantworte­t Walter zügig: „Was man heute oder morgen erledigen kann, sollte man auch tun.“

Es sind die Worte eines Mannes, der lange genug warten musste. Nach 578 Tagen hat Walter keine Zeit mehr zu verlieren. Oder wie er es nennt: „Immer Vollgas voran. Sofort!“

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Im Januar 2020 setzte es für den HSV im Test gegen Schalke (hier Rabbi Matondo/r.) ein 0:4. Das wollen Jonas David und Co. morgen besser machen.
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Schalke — HSV (morgen, 20.30 Uhr, Sat1 und Sky live)
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