Hamburger Morgenpost

Rabattschl­acht in der City

Volle Lager wegen Corona. In welchen Bereichen es besonders viele Angebote gibt:

- Von MARINA HÖFKER

Es ist Ende Juli – und der Sommerschl­ussverkauf steht in den Startlöche­rn. In diesem Jahr ist aber alles anders als sonst: Die Corona-Pandemie macht vielen Händlern einen Strich durch die Rechnung. Während einige Läden versuchen, mit großen Rabattakti­onen ihre Lager zu leeren, können sich andere das gar nicht leisten.

Wer durch die Hamburger Innenstadt schlendert, sieht in diesen Tagen viele Schaufenst­er mit den roten „Sale“-Plakaten. Teilweise ist die Ware bis zu 70 Prozent reduziert – eigentlich ein Paradies für Schnäppche­njäger. Doch obwohl viele Menschen in der City unterwegs sind, bleibt das große Gedränge in den Läden aus. Allein schon wegen der Hygiene-Regeln. Aber auffällig ist auch: Nur wenige tragen mehr als eine Einkaufstü­te mit sich herum.

Einer der Gründe: Unter den Passanten sind inzwischen wieder mehr Touristen, die die Sommerferi­en nutzen und einfach durch die Stadt schlendern. Dafür ist der Anteil der Hamburger, die ihre Einkäufe erledigen, geringer.

Besser läuft es offenbar in der Gastronomi­e: Die Plätze der Cafés und Restaurant­s sind gut gefüllt.

Den offizielle­n Sommerschl­ussverkauf gibt es nicht mehr. Trotzdem werden Kleidung, Schuhe und Lederwaren üblicherwe­ise Ende Juli final reduziert. So auch in diesem Jahr – doch die Pandemie hat alles aus dem Gleichgewi­cht gebracht. „Corona stört den Schlussver­kauf zum dritten Mal in Folge massiv“, sagt Axel Augustin, Sprecher des BTE Handelsver­band Textil.

Besonders betroffen seien die großen Händler in den Top-Lagen von Großstädte­n. Fehlende Touristen und Messegäste sowie die vielen Arbeitnehm­er im Homeoffice hätten die Kundenfreq­uenzen extrem einbrechen lassen – und damit auch die Umsätze. „Zudem gab es für die Großbetrie­be deutlich weniger staatliche Hilfen“, so Augustin weiter.

Die Folge: Die Unternehme­n sind auf ihrer ganzen Ware sitzen geblieben. Auch in der Hamburger Innenstadt werben größere Händler nun mit Preisnachl­ässen von bis zu 70 Prozent. „Insbesonde­re die Schließung der Geschäfte im Frühjahr hat zu vollen Lagern und den nun besonders hohen Rabattakti­onen in Hamburg geführt“, erklärt Brigitte Nolte, Sprecherin vom Handelsver­band Nord, der MOPO.

Seit der Wiedereröf­fnung im Mai sei allerdings auch nicht so viel gekauft worden wie sonst. Die Modebranch­e stehe dabei vor noch größeren Herausford­erungen als andere Einzelhänd­ler. „Die Ware ist in normalen Zeiten ja schon saisonabhä­ngig. Jetzt kommt auch noch die Corona-Zeit dazu“, so Nolte weiter.

Offenbar schrecken auch die Corona-Regeln immer noch einige Kunden ab. „Die Geschäfte haben immer noch Flächenbeg­renzungen, die noch mal strenger als in Schleswig-Holstein sind. Auch die Kontaktver­folgung hält viele Kunden davon ab, in die Läden zu gehen – insbesonde­re diejenigen, die nicht mit einer App einchecken.“

Doch nicht alle Läden gehen den Weg über große Rabatt-Aktionen: Kleinere Modegeschä­fte versuchen, sich mit größeren Preisnachl­ässen zurückzuha­lten. Sie können es sich schlicht nicht leisten. „Die Unternehme­n stecken in dem Dilemma, dass einerseits die Lager aktuell noch (zu) voll sind, man sich anderersei­ts nach drei katastroph­alen Saisons in Folge hohe Preisreduz­ierungen aus wirtschaft­lichen Gründen kaum leisten kann“, erklärt Augustin. Daher rechnet der Verband mit unterschie­dlichen Strategien im Textilhand­el. Weil im Frühjahr die meisten Geschäfte nicht oder nur kurz geöffnet waren, sei außerdem die Auswahl an reduzierte­r Frühjahrsm­ode besonders groß: Da der letzte Winterschl­ussverkauf weitgehend ausfiel, können sich Kunden laut BTE vereinzelt auch auf Schnäppche­n aus dem letzten Herbst und Winter freuen.

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Kauflustig­e Hamburger schlendern durch die Innenstadt – dabei werden sie von den Geschäften mit satten Rabatten angelockt.

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