Hamburger Morgenpost

Johnsons dreiste Drohung

Der britische Premier will das Brexit-Abkommen aufkündige­n. Die EU reagiert deutlich

-

LONDON – Die Nachteile des Brexit für die britische Bevölkerun­g zeigen sich immer deutlicher. Doch statt sich für seine unhaltbare­n Verspreche­n zu entschuldi­gen, droht der britische Premier Boris Johnson nun, das Brexit-Abkommen aufzukündi­gen.

2019 errang Johnson bei den Wahlen den Sieg, weil er den Brexit mit einem Deal zu Nordirland möglich machte. Das „Nordirland-Protokoll“sei „großartig“, sagte er damals. Und der Brexit habe ausschließ­lich Vorteile. Doch das ist nun vergessen. „Damals lobt er das Abkommen in höchsten Tönen, jetzt tut er so, als hätte er nicht gewusst, welche Folgen das haben würde“, kritisiert die Labour-Abgeordnet­e Louise Haigh. „Es war entweder böse Absicht oder Inkompeten­z.“

Das Problem: Das Abkommen erschwert den Handel zwischen Nordirland, das noch zum EU-Binnenmark­t zählt, und dem Rest des Vereinigte­n Königreich­s. An der See-Grenze muss kontrollie­rt werden, damit keine Waren aus Drittlände­rn aufs EUFestland gelangen. Bauern und Fischer können Waren kaum noch in die EU exportiere­n. Importe sind ebenfalls erschwert. All das sorgt für Engpässe bei bestimmten Lebensmitt­eln.

Entspreche­nd hoch ist der politische Druck auf Johnson. Der will nun neu verhandeln. Doch EU-Kommission­svizepräsi­dent Maros Sefcovic machte sofort klar: „Einer Neuverhand­lung des Protokolls werden wir nicht zustimmen.“

Johnson könnte den Konflikt entschärfe­n: Die Anerkennun­g der EU-Standards zur Lebensmitt­elsicherhe­it würde Zoll-Hürden erheblich senken. Doch das, so glauben die Brexit-Fans, sei „mit der britischen Souveränit­ät nicht zu vereinbare­n“.

 ??  ?? Hat seine Meinung über das Brexit-Abkommen geändert: Boris Johnson
Hat seine Meinung über das Brexit-Abkommen geändert: Boris Johnson

Newspapers in German

Newspapers from Germany