Eine Stadt im Pool-Fieber
SOMMER In Hamburg wird immer häufiger im Garten gebadet. Doch dadurch steigt der Wasserverbrauch
Limitierter Einlass in den Freibädern und überfüllte Badeseen – da haben sich die Hamburger im vergangenen Pandemie-Sommer eine neue Möglichkeit der Abkühlung gesucht: einen Gartenpool. In der Wasserverbrauchsstudie von Hamburg Wasser kam jetzt heraus, dass in den Gärten fast doppelt so viele Pools stehen wie noch vor der Pandemie. Hamburg ist im Pool-Fieber.
„Insgesamt ist der Wasserverbrauch pro Kopf im vergangenen Jahr weiter angestiegen“, sagt Nathalie Leroy, Geschäftsführerin von Hamburg Wasser, bei der digitalen Pressekonferenz gestern. Während der Verbrauch im Jahr 2015 noch bei 139 Litern am Tag lag, ist er 2020 auf 144 Liter gestiegen. In der Wasserverbrauchsstudie wurden insgesamt 1002 in Hamburg wohnende Menschen im Alter von 18 bis 79 Jahren online befragt.
Besonders jüngere Hamburger gaben als Gründe das Homeoffice und Homeschooling, häufiges Händewaschen, Kochen und Putzen an. Und gerade junge Familien mit Kindern investierten in einen eigenen Pool oder zumindest ein Planschbecken.
Insgesamt gaben sechs Prozent der Befragten an, einen freistehenden Pool zu besitzen. Vor der Pandemie waren es noch drei Prozent. Weitere drei Prozent gaben an, in den kommenden zwölf Monaten einen Pool anzuschaffen. Die Anzahl der eingelassenen Pools hat sich sogar mehr als verdoppelt.
„Hier zeigt sich schon deutlich, dass nicht nur die heißen Sommer der letzten Jahre, sondern auch die Corona-Pandemie einen spürbaren Effekt auf den Wasserverbrauch hat“, erklärt Leroy. „Diese Entwicklung wird uns weiter begleiten.“Denn die jetzt angeschafften Pools werden auch in den kommenden Jahren weiter genutzt werden und haben damit einen erheblichen Einfluss auf den Wasserbedarf, der im Sommer ohnehin auf einem hohen Niveau liegt.
„Am Beispiel der Pools sehen wir bedingt durch die Pandemie sehr deutlich, wie sich erhebliche Änderungen im Lebensalltag vieler Menschen auch auf den Wasserbedarf einer Stadt auswirken“, sagt Stefan Liehr. Er leitet den Forschungsschwerpunkt Wasserressourcen und Landnutzung beim ISOE – dem Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt am Main.
In der Studie zeige sich ebenfalls ein deutlicher Unterschied in den einzelnen Altersstufen. Neben
Planschbecken und Pools sind beispielsweise auch Regenduschen bei jüngeren Hamburgern sehr beliebt, die drei Mal so viel Wasser verbrauchen wie herkömmliche Duschköpfe. Sie würden nicht nur deutlich häufiger duschen und baden, sondern auch deutlich länger als die älteren Befragten in der Studie, so Liehr.
Bei den 65- bis 79-Jährigen fällt auf, dass insgesamt weniger geduscht wird und auch das Wassersparen einen deutlich höheren Stellenwert hat. Hinzu kommt, dass viele ältere Hamburger keinen Garten besitzen.
Leroy betont, dass auch in den kommenden Jahren die Trinkwasserversorgung in Hamburg gesichert sei, verweist allerdings mehrfach auf die Klimakrise und die damit verbundene Zunahme an heißen Tagen und längeren Trockenperioden. „Dadurch nimmt in den letzten Jahren auch der Druck auf die Ressource Wasser zu. Die vergangenen drei Jahre haben gezeigt, dass die Verbräuche während extremer Wetterlagen in die Höhe schnellen.“
In den vergangenen Jahren gab es durch Hamburg Wasser keine Aufklärungskampagnen zum Thema Wassersparen – die Zahlen waren moderat. Nach den Ergebnissen der jetzigen Studie sollen die Hamburger aber wieder vermehrt auf das Sparen aufmerksam gemacht werden. Daher hat die MOPO einige Wasserspar-Tipps zusammengestellt.