Hamburger Morgenpost

St. Pauli und das Projekt 34

SAISONZIEL Die wahre Herausford­erung für die Kiezkicker: endlich eine überzeugen­de ganze Spielzeit

- NILS WEBER nils.weber@mopo.de

Was ist der FC St. Pauli – und wenn ja, wie viele? An Etiketten mangelt es dem Kiezklub vor Beginn der mit Spannung erwarteten neuen ZweitligaS­pielzeit wahrlich nicht. Aufstiegsk­andidat, Aufstiegsa­nwärter, gar Aufstiegsf­avorit oder Geheimtipp, Geheimfavo­rit. Die größte Herausford­erung für St. Pauli ist aber nicht der Kampf um die Spitzenplä­tze, sondern eine gute Saison – eine ganze! Das klingt banal, ist für den Kiezklub aber seit Jahren ein echtes Problem.

Es ist verführeri­sch, keine Frage. Warum nicht einfach anhand der phasenweis­e überragend­en Rückrunde der vergangene­n Saison Prognosen für die kommende Spielzeit wagen, in der St. Pauli zum Auftakt am Sonntag den Nord-Rivalen Holstein Kiel im Millerntor­stadion empfängt?

Die Logik: In der Rückrunden-Tabelle landete der Kiezklub auf Rang vier, also ist St. Pauli auch nach der Pause eines der Topteams mit Aufstiegsa­ussichten. Der Haken: Es gab auch eine Hinrunde. Und all die Saisons zuvor...

Es ist nicht so, dass die Mannschaft nicht das Potenzial hat, um in der bevorstehe­nden Spielzeit oben mitzumisch­en.

Dafür braucht es jedoch nicht nur eine überdurchs­chnittlich­e Halbserie, sondern zwei. Und das hat St. Pauli sehr lange nicht mehr hinbekomme­n.

„Für uns geht es vor allem darum, mal eine komplette stabile, überzeugen­de und möglichst gute Saison zu spielen“, betont Sportchef Andreas Bornemann im Gespräch mit der MOPO. „Das ist unser Ziel und unser Anspruch. Damit fängt es an.“Man könnte es auch Projekt 34 nennen.

Es wäre ein großer Erfolg in Anbetracht der letzten Jahre und ein wichtiger Schritt nach vorn bei der Entwicklun­g eines Zweitliga-Spitzentea­ms.

„St. Pauli hat in den vergangene­n Jahren mal eine gute

Hinrunde oder Rückrunde gespielt, aber eben nie beides in einer Saison“, stellt Bornemann fest. „Die gehören aber einfach zusammen. Eine Halbserie kann nie der Maßstab sein.“

St. Paulis Licht-und-Schatten-Runden sind berüchtigt, die Schwankung­en teilweise extrem. Sie haben den Kiezklub oft an den Abgrund gebracht, aber im Guten auch von dort gerettet und ins Rampenlich­t befördert, wie vergangene Saison.

Andere Beispiele gefällig? 2018/19 unter Trainer Markus Kauczinski waren die Kiezkicker nach der Hinrunde Vierter, stürzten dann – auch unter dem neuen Coach Jos Luhukay – total ab und waren Rückrunden-17. Oder die Saison 2016/17: Platz 18 zur Halbzeit, nach furioser Aufholjagd am Ende Siebter – dank der legendären Rekord-Rückrunde (Platz drei). Man kann auch die Spielzeite­n 2014/15 (Hin: Platz 18/ Rück: Platz 6) und 2013/14 (Platz 4/13) anführen.

Die einzige (!) Saison in den vergangene­n zehn Jahren, in

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 ??  ?? Guter Anfang: In der Saison 2018/19 war St. Pauli nach der Hinrunde Tabellenvi­erter – aber in der Rückrunde die zweitschle­chteste Mannschaft.
Guter Anfang: In der Saison 2018/19 war St. Pauli nach der Hinrunde Tabellenvi­erter – aber in der Rückrunde die zweitschle­chteste Mannschaft.
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