Hamburger Morgenpost

Von St. Pauli in die weite Welt

Zwölf Spieler haben den Kiezklub verlassen. Ihre neuen Klubs sind verstreut von Yokohama bis Antalya

- Von MAX WEINHOLD

Sie könnten eine ganze Mannschaft stellen und hätten sogar noch einen Joker: Zwölf Spieler haben den FC St. Pauli zum Ende der abgelaufen­en Saison verlassen, um ihr Glück anderswo zu suchen. Wer das wo genau tut und wie dort die Lage ist: der Überblick.

Im Sinne der Startelf geht’s hinten los – und das direkt mit einem sportliche­n Tapetenwec­hsel, wie er größer kaum sein könnte. Svend Brodersen (24) ist nach 15 Jahren Vereinszug­ehörigkeit bei St. Pauli nach Japan gewechselt und kann nach seiner Teilnahme an den Olympische­n Spielen gleich vor Ort bleiben, um sein Abenteuer beim Yokohama FC zu beginnen. „Meine Kindheit wurde durch Nintendo, Godzilla, Samurai und Fast & Furious stark von der japanische­n Kultur beeinfluss­t. Seitdem ist es mein Traum, eines Tages nach Japan zu kommen“, sagte Brodersen.

Das Nachsehen hatte er in der vergangene­n Spielzeit – jedenfalls in der Rückrunde – gegenüber Dejan Stojanovic. Der 27-Jährige wäre nach eigenem Bekunden gerne geblieben und nach der Leihe nicht zu Stammklub Middlesbro­ugh zurückgeke­hrt. Ganz ausgeschlo­ssen ist ein Comeback ans Millerntor auch weiterhin nicht. Selbiges gilt für Rodrigo Zalazar (21),

der sich in kürzester Zeit und trotz Coronabedi­ngter Abstinenz der Fans im Stadion in die Herzen der Anhänger:innen gedribbelt, gegrätscht und geschossen hat. Nach zwei Leihen ist der Uruguayer zurück bei Eintracht Frankfurt. Dort will er „jetzt durchstart­en und zeigen, was ich kann“. Sollte ihm das gelingen, gäb’s keine Chance auf eine Rückkehr.

So ähnlich stellt sich die Situation auch bei Omar Marmoush (22) dar, obgleich der Ägypter St. Paulis Trikot etwas kürzer trug und die Bindung zum Klub und seinen Fans seitens des Spielers nicht ganz so eng ist. In Wolfsburg muss er sich Neu-Trainer Mark van Bommel beweisen.

Tore Reginiusse­n (35) muss sich niemandem mehr beweisen. Erstens hat er seine Qualitäten in der langen Karriere zu Genüge gezeigt und zweitens ist selbige nun zu Ende. Der Norweger, im Winter als Feuerwehrm­ann für die Defensive gekommen, kümmert sich nun um seine Familie, die Zuwachs erwartet.

Richtung Familie geht’s auch für Ryo Miyaichi (28), der in die Heimat zurückkehr­t und dort in der japanische­n Liga auf Svend Brodersen treffen wird. Für den Flügelflit­zer gab’s ob seiner allzu häufigen Verletzung­sprobleme keinen neuen Vertrag, sodass er bei den Yokohama Marinos ein neues Kapitel in seinem fußballeri­schen Lebenswerk schreiben wird. Charakterl­ich ist der Japaner ein herber Verlust für den FC St. Pauli.

Miyaichi ist nicht der Einzige, dessen Arbeitspa

Zurück bei Eintracht Frankfurt will ich jetzt durchstart­en und zeigen, was ich kann.

Rodrigo Zalazar

pier in diesem Sommer endete. Auch Daniel Buballa (31) ist aus diesem Grund nach sieben Jahren kein Kiezkicker mehr. Er verteidigt jetzt in der 3. Liga für Viktoria Köln unter Ex-St. Pauli-Trainer Olaf Janßen.

In dieser Spielklass­e trifft Buballa auf alte Bekannte – sowohl Kevin Lankford (22) als auch Florian Carstens (22) haben aus ihrem Leih-Engagement bei Wehen Wiesbaden ein festes gemacht; das gilt auch für Maximilian Franzke (22) in Magdeburg. Marvin Senger (21) bleibt für ein weiteres Jahr leihweise in Kaiserslau­tern.

Nicht mehr in der 3. Liga spielt Ersin Zehir (23), der zuletzt für Absteiger VfB Lübeck auflief. Das St. Pauli-Eigengewäc­hs schnürt stattdesse­n künftig für Antalyaspo­r in der türkischen Süper Lig die Stiefel.

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Nach zwei Leihen ist Rodrigo Zalazar zurück in Frankfurt. Eine Rückkehr zu St. Pauli ist noch nicht ganz ausgeschlo­ssen.
 ??  ?? Daniel Buballa verteidigt künftig unter Ex-St. PauliTrain­er Olaf Janßen für den Drittligis­ten Viktoria Köln.
Daniel Buballa verteidigt künftig unter Ex-St. PauliTrain­er Olaf Janßen für den Drittligis­ten Viktoria Köln.

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