Olympia-Comeback nach 13 Jahren
HANDBALL Torwart-Riese Johannes Bitter erfüllt sich mit der Rückkehr zu den Spielen einen Traum
Dieses olympische Comeback ist rekordverdächtig. Das liegt an der Länge der Pause. 13 Jahre nach seinen ersten Sommerspielen greift Johannes Bitter ein zweites Mal im Zeichen der Ringe an. Der 38-jährige Torhüter will bei ihrer Medaillen-Mission der deutschen Handballer für den nötigen Rückhalt sorgen, nicht nur zwischen den Pfosten. Nach den Spielen gibt der Keeper-Riese dann das nächste Comeback: im Tor des Bundesliga-Aufsteigers HSV Hamburg.
Tokio. Der Plan ist tatsächlich aufgegangen. Jetzt, wo er im Kreis der DHB-Auswahl im Athletendorf dem
Wettkampfstart entgegenfiebert, kann er es ja offen sagen. „Ich wollte unbedingt noch mal Olympische Spiele erleben“, bekennt der 2,05-Meter-Hüne im Gespräch mit der MOPO. „Das war die große Motivation für mich bei meinem Comeback in der Nationalmannschaft.“
Ohne die Aussicht auf seine zweite Teilnahme an Sommerspielen, für die Bitter und das DHB-Team erst
Mitte März bei einem Qualifikations-Turnier in Berlin das ersehnte Ticket gelöst hatten, wäre der Routinier nicht Ende 2019 und neun Jahre nach seinem Rücktritt in die DHB-Auswahl zurückgekehrt.
In kürzester Zeit ist er nicht nur wieder zu einem Leistungsträger, sondern auch Führungsspieler geworden. Auch eine Meniskus-OP im April und eine mehrwöchige Pause hat ihn auf seinem Weg nach Tokio zwar gebremst und kurz bangen lassen, aber letztlich nicht aufhalten können.
Mit Olympia hat Bitter noch eine Rechnung offen. Bei seinen ersten Spielen 2008 in Peking waren die deutschen Handballer als amtierender Weltmeister und Mitfavorit auf Gold angereist, dann aber in der Vorrunde gescheitert und am Ende enttäuschender Neunter geworden. „Das waren alles in allem keine schönen Spiele“, erinnert sich Bitter.
Im zweiten Anlauf soll es besser werden – angesichts der Pandemie, deren Auswirkungen das olympische Gesamterlebnis schmälern werden, gilt das vor allem sportlich. „Wir haben uns einiges vorgenommen“, sagt Bitter. „Alle sind heiß. Wir machen uns große Hoffnungen. Wenn bei uns alles passt, dann ist auch alles möglich.“
Bundestrainer Alfred Gislason hat zu Wochenbeginn im DHB-Trainingslager in Tokushima das Halbfinale als Ziel ausgegeben, DHB-Vizepräsident Bob Hanning hält weiter an der schon 2013 ausgerufenen Gold-Mission für Tokio fest. Bitter formuliert das Ziel in den eigenen Reihen so: „Wir wollen etwas mit nach Hause nehmen.“
Schon die Vorrunde, die in zwei Sechsergruppen gespielt wird, hat es in sich. Bitter & Co. starten am Samstag um 9.15 Uhr gleich gegen Europameister Spanien und verzichten deshalb auf die Teilnahme an der heutigen Eröffnungsfeier. Es folgen Duelle mit Argentinien, Rekordweltmeister Frankreich, dem EMDritten Norwegen und Brasilien. „Unsere Gruppe ist brutal schwer“, weiß Bitter.
Das Viertelfinale, für das sich vier Mannschaften jeder Gruppe qualifizieren, ist für das DHB-Team dennoch quasi Pflicht. Es gilt