Hamburger Morgenpost

„Endlich!“

STADTPARK Anna Ternheim eröffnet die Open-Air-Saison

- Von EVA JOST

„Finally“, sagt Anna Ternheim, nimmt eine ihrer vielen Gitarren in die Hand, lächelt. Endlich. Wieder auf einer Bühne stehen zu dürfen. Längst nicht mehr selbstvers­tändlich für die schwedisch­e Sängerin, die vor ein paar Wochen gar nicht so genau wusste, ob sie, Corona sei Dank, überhaupt noch einen Job hat. Auch nicht für die Menschen, die sich aufgemacht haben an diesem Mittwochab­end zum Auftakt der Open-Air-Saison im Stadtpark. Ein Konzert erleben – wie geht das noch mal?

Gut geht das! Weil Anna Ternheim ihr Publikum, allem Abstand zum Trotz, dicht an sich ranlässt. Ein bisschen dichter noch als sonst. Weil sie viel erzählt, so viel wie bislang bei keinem ihrer Hamburg-Auftritte. Übers Mutterwerd­en und Liederschr­eiben, über ihre Eltern, die erst bei Heiratsant­rag Nummer sieben ja zueinander sagten, und die Musiker, die sie entlang ihres Wegs in Nashville, in New York und in Berlin getroffen hat. Weil die Sängerin mit ihren leisen Liedern wie immer auch ohne Band bestehen kann. Und weil sie, am Ende, tatsächlic­h auch noch

„Shoreline“singt, die schwermüti­ge Version des alten Broder-Daniel-Hits aus ihrer Heimat Schweden und immer noch der Zauberhaft­este unter den Ternheim’schen Songs.

Klar, es ist anders an diesem Abend: Knapp 400 Menschen sind versammelt, wo in dieser Saison immerhin 1000 sitzen dürften, dort, wo sonst gerne mal 4000 dicht an dicht standen und feierten. Klappstühl­e auf dem Rasen, Maskenpfli­cht auf dem Weg zur Toilette, geordnete Schlangen vorm Bierstand. Durchsagen, die erklären, wo genau geraucht werden darf und wo überall nicht. Anders geht’s derzeit nicht und Veranstalt­er Karsten Jahnke hat viele freundlich­e Menschen abgestellt, die ein ums andere Mal geduldig die „Luca“-App erklären und das Einbahnstr­aßensystem, das zu den Sitzplätze­n führt. Trotzdem ist es doch auch so, wie’s hier im Stadtpark vorher war, vor dieser elenden Pandemie: Abendsonne am Himmel, ein bisschen Regen in der Luft, die Bühne vor den Hecken. Und bisweilen diese magischen Momente, wenn der Mensch auf der Bühne darüber singt, wofür man selbst selten gute Worte findet. „Wir brauchen das“, sagt Ternheim. Recht hat sie.

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Anna Ternheim (43) trat ohne Band auf, hatte dafür ein, zwei Gitarren im Gepäck.

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