Hamburger Morgenpost

Eiscreme-Krise in Nahost

Ben & Jerry’s stoppt Eisverkauf im Westjordan­land

- Von VIOLA DENGLER

TEL AVIV – Mit Eiscreme kann man Politik machen: Der US-Eiscreme-Hersteller Ben & Jerry’s stoppt den Verkauf seiner Produkte in israelisch­en Siedlungen im Westjordan­land. Israels Premiermin­ister Bennett ist empört und droht mit Konsequenz­en.

Ab Ende 2022 stellt Ben & Jerry’s seinen Verkauf in den israelisch­en Siedlungen im Westjordan­land ein. Das Unternehme­n aus dem US-Bundesstaa­t Vermont schreibt, es sei unvereinba­r mit den Werten des Unternehme­ns, Produkte in den besetzten palästinen­sischen Gebieten zu verkaufen. Die gemeinnütz­ige Organisati­on „Elnet“, die sich für deutsch-israelisch­e Beziehunge­n einsetzt, kritisiert den Vorstoß scharf.

Laut „Elnet“steckt hinter der Entscheidu­ng des EisKonzern­s die Aufforderu­ng einer BDS-nahen Bewegung – BDS steht für Boykott, Desinvesti­tion und Sanktionen und diese umstritten­e Bewegung gibt es seit 2005, als knapp 170 palästinen­sische Organisati­onen zu einem Boykott gegen Israel aufgerufen hatten. Der Entschluss von Ben & Jerry’s wird von „Elnet“nun als Boykott Israels eingestuft.

Die israelisch­e Regierung reagiert ebenfalls empört. Wirtschaft­sministeri­n Orna Barbivai veröffentl­icht ein Handyvideo: Sie geht zu einer Kühltruhe, nimmt eine Packung Ben & Jerry’s heraus und schmeißt sie in den Mülleimer. „Wisst ihr was? Euer Eis kann uns nicht vorschreib­en, wie Entscheidu­ngsprozess­e im Land ablaufen. Hier ist Schluss.“

Premiermin­ister Naftali Bennett droht mit „schweren Konsequenz­en“. In einem Telefonat mit Unilever, zu dem das Unternehme­n Ben & Jerry’s gehört, habe auch Bennett von einem Boykott gegen Israel gesprochen, berichtet „tagesschau.de“. Das Büro des Premiers teilt mit: Israel werde „gegen jeden Boykott, der sich gegen seine Bürger richtet, hart vorgehen“. Außenminis­ter Yair Lapid nannte die Entscheidu­ng eine „schandvoll­e Kapitulati­on vor dem Antisemiti­smus“.

In Israel selbst will Ben & Jerry’s seine Produkte weiter anbieten. Dennoch wirft die Regierung dem Unternehme­n vor, Israel schlechter zu behandeln als andere Länder. Ein Vergleich ist, laut „tagesschau. de“jedoch schwierig, da das Eis beispielsw­eise in Russland und auf der von Russland besetzten Halbinsel Krim gar nicht verkauft wird.

Vor zweieinhal­b Jahren gab es einen ähnlichen Fall. Die Plattform Airbnb kündigte an, Inserate in israelisch­en Siedlungen aus dem Programm zu nehmen. Nach Kritik setzte Airbnb seine Pläne jedoch aus.

Euer Eis kann uns nicht vorschreib­en, wie Entscheidu­ngsprozess­e im Land ablaufen. Wirtschaft­sministeri­n Orna Barbivai

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Der US-Eisherstel­ler Ben & Jerry’s stoppt seinen Verkauf im Westjordan­land.
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Naftali Bennett, Premiermin­ister von Israel, droht dem Eis-Konzern mit „schweren Konsequenz­en“.

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