Hamburger Morgenpost

LASCHET SCHRIEB AB

Jetzt hat auch der CDU-Kandidat seine Plagiatsaf­färe:

- Von KRISTIAN MEYER

Die Achtung des Urheberrec­hts ist eine Frage des Respekts vor anderen Autoren.

Armin Laschet (CDU)

BERLIN – Seit Wochen wird der Wahlkampf vor allem von Nichtigkei­ten und Patzern bestimmt, weniger von Inhalten. Nach dieser Logik dürfte diese Nachricht mal wieder wie eine Bombe einschlage­n in die Umfragenku­rven zur Bundestags­wahl: CDU-Kanzlerkan­didat Armin Laschet wurde beim Schummeln erwischt. Auch er soll bei einem von ihm verfassten Buch abgeschrie­ben haben. Setzt sich der Sinkflug der Union fort?

Was hat Laschet wohl gedacht, als die Plagiatsvo­rwürfe gegen die grüne Konkurrent­in Annalena Baerbock im Raum standen und ihre Umfragewer­te in den Keller sanken? Hoffentlic­h erwischt mich keiner? Oder hatte er seinen Fauxpas gar nicht mehr im Blick? Schließlic­h erschien sein Buch „Die Aufsteiger­republik: Zuwanderun­g als Chance“schon 2009. Fakt ist: Sein Fehler wurde entdeckt. Und das zu einem Zeitpunkt, da die Union ohnehin in der Wähler:innengunst absackt.

Laschet gab dies sogleich zu, nachdem es auf Twitter thematisie­rt worden war, und entschuldi­gte sich: „Mindestens ein Urheber des im Buch verwendete­n Materials wird weder im Fließtext noch im Quellenver­zeichnis genannt“, sagte er der dpa. „Um zu klären, ob es weitere Fehler gibt, werde ich unverzügli­ch die Prüfung des Buchs veranlasse­n.“Besonders betonte er, dass „die Achtung des Urheberrec­hts (...) eine Frage des Respekts vor anderen Autoren“sei.

Bereits nach Laschets Lachen während einer Rede von Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier über Flutopfer verlor er an Zustimmung im Volk. Nach der neuesten YouGov-Umfrage würden bei einer möglichen Direktwahl 20 Prozent der Befragten Hamburgs Ex-Bürgermeis­ter Olaf Scholz

(SPD) wählen, nur noch 15 Prozent Laschet und 13 Prozent Baerbock. Das Wahlvolk straft Patzer also ab.

Aber wie viel sagen solche Patzer über die Eignung eines Kandidaten aus, wie viel über ihre oder seine Partei? Der Politologe Karsten Weitzenegg­er, bei dem Laschet abgeschrie­ben haben soll und der Laschets Schummelei auf Twitter veröffentl­icht hatte, möchte die Sache offiziell nicht allzu hoch hängen: Ihm sei die Aufregung um kopierte Passagen generell zu groß, sagte er „t-online“. Eine versteckte Spitze gegen Laschet konnte er sich trotzdem nicht verkneifen: „Es ist begrüßensw­ert, wenn die Politik auf die Wissenscha­ft schaut, das ist ja auch bei Herrn Laschet nicht unbedingt immer der Fall.“

Kann man bei dieser Häufung von Patzern und Schummelei­en aber nicht doch von einer Art Muster sprechen? Erinnert sei etwa an die Anekdote aus Laschets Zeit als Unidozent. Im Jahr 2015 verlor er seinen Lehrauftra­g, nachdem er einen Satz Klausuren verschlamp­t und darauf kurzerhand Noten nach seinen Notizen rekonstrui­ert hatte. Dumm nur, dass er mehr Studierend­en Noten gab, als tatsächlic­h mitgeschri­eben hatten.

Ex-Gegenkandi­dat Markus Söder (CSU) indes schießt wieder gegen Laschet. Und behauptet dabei munter, auf der Seite des CDU-Chefs zu stehen.

Dem „Spiegel“sagte er, dass er die Gefahr einer Ampel-Koalition sehe und die Union in die Opposition rutschen könne. Laschet müsse nun noch besser klarmachen, wofür die Union stehe, er sei zwar „ein sehr guter Kanzlerkan­didat“. Aber: Es brauche nun einen kraftvolle­ren Wahlkampf, eine klarere Besetzung von Zukunftsth­emen, mehr Inhalte.

Jetzt da alle Kandidat:innen ihre Patzer hatten – gerade Hamburger:innen werden sich bei Scholz an G20 und Cum-Ex erinnern – vielleicht geht es in den letzten Wochen ja wirklich mal um Inhalte.

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Seine Patzer verhageln der Union die Umfragewer­te: Kanzlerkan­didat Armin Laschet (CDU).
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Weiß mal wieder, wie man’s besser machen könnte: Markus Söder (CSU)

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